Eisenberg Fast Taufe seines Kindes verpasst

Besetzt bis heute die Funkeinsatzzentrale der Göllheimer Stützpunktwehr: Siegbert Euler, der für 60 Jahre Treue zur Freiwilligen
Besetzt bis heute die Funkeinsatzzentrale der Göllheimer Stützpunktwehr: Siegbert Euler, der für 60 Jahre Treue zur Freiwilligen Feuerwehr ausgezeichnet wurde. Links der Göllheimer Wehrführer Sven Braun.

«Göllheim.»Nein – eine solche Ehrung habe es hier bislang noch nicht gegeben, würdigte Verbandsbürgermeister Steffen Antweiler beim Feuerwehrabend der Verbandsgemeinde Göllheim in Bubenheim jüngst die Leistungen eines besonderen Ehrenamtlers: Für 60 Jahre Zugehörigkeit zur Freiwilligen Feuerwehr ist Siegbert Euler aus Göllheim ausgezeichnet worden.

Einmal Feuerwehr, immer Feuerwehr: Auf diesen Nenner lassen sich wohl die 60 Jahre ehrenamtliches Wirken Eulers zum Wohle der Allgemeinheit bringen. Dieser hat sich nicht verzettelt, in Vereinen war er allenfalls passives Mitglied. Für ihn stand die Feuerwehr stets im Vordergrund, ehrenamtlich aktiv war er darüber hinaus noch in der Kommunalpolitik. Bekannt ist er bei den Bürgern bis heute – nicht nur als Feuerwehrmann, sondern vor allem aus seinem Beruf als Bezirksschornsteinfegermeister der Gemeinden im östlichen Kreisteil. Diese „Prominenz“ führte ihn wohl auch in die Kommunalpolitik: Für zehn Jahre saß er ab 1979 für die Wählergruppe im Ortsgemeinderat. Ab 1989 war seine Meinung für 15 Jahre auch im VG-Rat gefragt. Ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens ist aber die Feuerwehr – und daran soll sich auch so bald nichts ändern, sagt der fitte 77-Jährige. „So lange es geht und ich gesund bleibe, will ich noch dabei sein.“ Das ist er momentan bei 80 bis 90 Prozent aller Einsätze. Er wird von seinen Kameraden nicht als „der alte Opa“ angesehen, obwohl manche ja fast seine Urenkel sein könnten. Er wird respektiert, ist ob seiner hohen fachlichen Kompetenz anerkannt. Das Wissen und die Erfahrung hat er hauptsächlich seinem Beruf zu verdanken – die Tätigkeiten als Schornsteinfeger und Feuerwehrmann sind eng miteinander verbunden. „Ich kenne hier in der Umgebung alle Orte, die Straßen, die Häuser und deren Beschaffenheit. Das ist für Einsätze ungemein wichtig, von unschätzbarem Vorteil“, erzählt der Hauptbrandmeister, der Tag und Nacht erreichbar sein musste und es auch heute noch ist. An vorderster Front ist er jedoch schon lange nicht mehr zu finden. Sein Platz ist in der Funkeinsatzzentrale (FEZ) auf Verbandsgemeindeebene. Dort, wo alle Fäden zusammenlaufen, wo koordiniert wird. „Bei wie vielen Einsätzen ich dabei war, weiß ich nicht genau, es sind wohl mehr als 6000.“ Das könnte gut hinkommen, denn Wehrführer Stefan Stein gab die Einsatzzahl für das laufende Jahr mit 156 an. Früher habe es sich überwiegend um Brandeinsätze gehandelt, heute seien es viele Einsätze im technischen Bereich. Andererseits gehe heute von Bränden aufgrund anderer Bauweisen, der Verwendung von Dämmung und Kunststoffen, die giftige Dämpfe freisetzten, eine größere Gefahr aus. Hinzu kämen Einsätze durch Verkehrsunfälle. Manche Ereignisse in den vergangenen 60 Jahren seien unter die Haut gegangen, so Euler. Und einiges beschäftigt ihn bis heute. So wie in der Silvesternacht 1983, als „de Feistel“ (die pyrotechnische Fabrik) „in die Luft geflogen“ sei. „Das war mein größter Einsatz. Das war, als hätte eine Bombe eingeschlagen“, berichtet Euler. Viele hätten es zunächst für ein großes Feuerwerk gehalten, „dabei gab es in dem Betrieb eine Riesenexplosion. Die Druckwelle war bis ins Dorf zu spüren. Viele Gebäude waren auch durch Kleinbrände betroffen, an den Schulgebäuden gingen Fensterscheiben zu Bruch. Es herrschte Chaos pur.“ Zu allem Unglück stießen am Dreisener Tor auch noch zwei Einsatzfahrzeuge zusammen, sodass Euler zum Einsatzort laufen musste. „Mitgenommen wurde man nicht. Die Gaffer hatten es auch eilig“, erzählt der aus Rammelsbach (Kreis Kusel) stammende und 1972 nach Göllheim gekommene Jubilar. Im Einsatz war dieser fast rund um die Uhr – sei es ehrenamtlich als Feuerwehrmann oder beruflich als Bezirksschornsteinfeger. „Beinahe hätte ich sogar die Taufe eines meiner Kinder verpasst. Wir wollten gerade zur Kirche gehen, da gab es Alarm. Ich kam gerade noch recht zur Taufe.“ Und amüsiert erzählt er die Geschichte einer entlaufenen Sau: „Die mussten wir ohne vorherigen Alarm einfangen – die war nämlich für unser Schlachtfest bestimmt“.

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