Kultur Südpfalz Experiment geglückt

Ungewohnte Wege gingen Geiger Philipp Bohnen, Bratscherin Barbara Buntrock, Cellist Peter-Philipp Staemmler und Pianist Gerhard Vielhaber in ihrem Konzert in der Villa Ludwigshöhe. Im Mariani Klavierquartett haben sich mit ihnen vier junge, musikalisch gleich starke Partner gefunden.

Stücke von Frank Bridge finden sich nur in Ausnahmefällen auf den Konzertprogrammen des europäischen Festlandes. Was nicht daran liegt, dass der Brite nicht hätte komponieren können, immerhin war Bridge Lehrer von Benjamin Britten. Aber seine Musik passt nicht nur Festland-Avantgarde vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Am ehesten lässt sie sich als exzentrische Variante der Spätromantik beschreiben. Das Mariani Quartett sorgte am Samstagabend also für einen Ausnahmefall und spielte Bridges Phantasy Quartet in fis-Moll, Jahrgang 1910. Mit großer Geste eröffnete das Ensemble den Beginn des dreiteiliges Stückes. Gerhard Vielhaber reicherte das Thema des Klaviers mit romantischer Empfindung und feinen Schattierungen an, die Streicher bestachen durch den Tonfall ihres Spiels. Leicht und trocken artikulierten sie den Allegro vivace-Teil, der somit das Eintauchen in eine andere musikalische Sphäre ermöglichte. Im Tranquillo kehrte das Quartett zur kantablen Linienführung des Anfangs zurück. Auch der zeitgenössische Komponist Richard Dubugnon experimentiert gern jenseits festgelegter Stilrichtungen. Sein 1998 geschriebenes Klavierquartett op. 22 spielt mit den unterschiedlichen Klangeffekten, ohne allzu sehr zu verstören. Das Mariani Quartett unterstrich in seiner Wiedergabe sowohl die Getriebenheit des ersten Satzes wie auch die zarte Schönheit des überraschend melodischen Themas. Vielhaber zauberte am Flügel ätherische Klänge. Die Streicher unternahmen makellos intonierte Ausflüge in die höchste, die Flageolett-Lage. Mit furioser Attacke stürzten sich die Musiker in das Presto, den zweiten und letzten Satz. Überzeugend hielten sie den Spannungsbogen über die beiden Sätze hinweg. Die Kunst eines austarierten Zusammenspiels kam besonders in der Interpretation von Brahms „Klavierquartett in c-Moll op. 60 zum Tragen. Sehr schön leuchtete das Ensemble die Emotionalität und Dramatik des Kopfsatzes aus. Kraftvoll gaben die Musiker die treibende Rhythmik des Scherzos. Ruhepol der Komposition ist der dritte Satz. Dieses Andante wurde von dem klangvollen Cello, der elegischen Tongebung von Geige und Bratsche sowie dem transparenten Klang des Klaviers geprägt. Über allem lag Melancholie. Mit großer Intensität und mitreißendem Ausdruck interpretierte das Mariani Quartett den Finalsatz. (nl)

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