Rheinpfalz „Es stinkt wie de Deiwel“

Aus dem Kanal in Konken dringen immer mal wieder unangemehme Gerüche, klagen die Beckers.
Aus dem Kanal in Konken dringen immer mal wieder unangemehme Gerüche, klagen die Beckers.

«Konken.»Über „extremen Gestank aus der Kanalisation“ beschweren sich Monika und Alfons Becker aus Konken. Seit August komme es immer wieder zu regelrechten Geruchsattacken um ihr Anwesen in der Hohlstraße. Die Rentner vermuten, dass dies mit den Kanalarbeiten in Albessen zu tun hat.

Ortsbürgermeister Fritz Emrich bestätigt den Zusammenhang. „Ich habe den Geruch selbst bemerkt“, sagt er, weitere Bürger hätten ihn ebenfalls darauf hingewiesen. Albessen ist nach Auskunft der Verbandsgemeinde ihre letzte Kommune, die an den Abwasserkanal angeschlossen wird, bei ersten Häusern ist dies nach Auskunft der Werke schon geschehen. Um die Abwässer abzuleiten, wurde in Albessen „An der Furt“ eine Pumpstation errichtet. Über eine Druckleitung wird das Abwasser in den Kanal nach Konken geleitet. Ähnlich war das Prozedere zuletzt auf dem Mayweilerhof, wo die Abwässer jetzt in Richtung Blaubach geleitet werden – ohne Geruchsprobleme. Beim Besuch der RHEINPFALZ herrschte in Konken frische Luft. Keine Spur von Fäkalwolken – ausnahmsweise? Denn nach den Schilderungen der Beckers ist das seit Wochen nicht mehr selbstverständlich. „Manchmal stinkt es 30 Minuten lang, manchmal eine ganze Stunde“, berichtet Alfons Becker. Wann die Belästigungen auftreten, hat der 78-Jährige genau dokumentiert. „Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht bei dem Bereitschaftsdienst der Kläranlage anrufe“, sagt er, „manchmal bis zu drei-, viermal täglich.“ Zwar räumen Beckers ein, dass die Mitarbeiter der Werke bemüht seien und auch kämen. Gebessert habe sich allerdings noch nichts. „Es stinkt wie de Deiwel“, spricht Alfons Becker Klartext. Weitere Anwohner der Hohl- und der Hauptstraße sowie Spaziergänger hätten das ebenfalls wahrgenommen, betont Monika Becker. Mitunter habe es sogar schon gestunken, „wenn man von Kusel nach Konken reinfährt“. Auch die Mieter ihrer ständig bewohnten Ferienwohnung beschwerten sich. „Sie haben uns angedroht, auszuziehen, wenn das nicht besser wird“, sorgt sich die 73-Jährige. Das Ehepaar fürchtet inzwischen auch um seine Gesundheit, könnten sich doch Bakterien und Ungeziefer in der Kanalisation ansiedeln und Krankheiten übertragen. Eine Anzeige beim Gesundheitsamt blieb erfolglos. „Da sagte man uns, dass man nicht handeln könne, bevor eine Krankheit ausgebrochen ist“, berichtet Monika Becker von ihrem Anruf. Weil sich die Luft in Konken seit Wochen nicht dauerhaft bessere, schalteten Beckers einen Anwalt ein: Die Verbandsgemeinde informierte diesen Ende September, dass „Schritte in die Wege geleitet“ seien. Nach Meldungen mehrerer Anwohner seien „Einstellungen optimiert“ worden. Davon allerdings merken Beckers bisher nichts. Sie betonen, es komme immer wieder zu den Gestanksattacken, auch nach Regenfällen. Für weiteren Ärger sorgte bei ihnen die Aussage eines Mitarbeiters der Kreisverwaltung, der laut Becker empfahl, das Problem im eigenen Haus zu suchen, weil sich sonst niemand gemeldet habe. Der Mitarbeiter habe gesagt, er könne sich nicht vorstellen, dass der Geruch von außen komme; dennoch sollten Beckers Fenster und Türen zuhalten: für das Ehepaar ein klarer Widerspruch. Die beiden Rentner haben nun Landrat Otto Rubly eingeschaltet. In ihrem Schreiben fordern sie umgehend Aufklärung und machen deutlich, dass ihre Lebensqualität gemindert sei. „Wir fühlen uns nicht mehr wohl“, schreibt Becker, der seit 70 Jahren in dem Haus in der Hohlstraße lebt, und sich „kaum noch traut, die Tür aufzumachen“, wie er der RHEINPFALZ berichtet. Die Verbandsgemeinde, die rund zwei Millionen Euro in den Kanal-Anschluss investiert, betont auf Nachfrage, „dass alle Beteiligten mit Nachdruck an der Lösung der Problematik arbeiten“. Nachdem die Pumpen seit Mitte Juli in Betrieb sind und nach und nach Häuser angeschlossen wurden, seien Ende August erste Meldungen über Geruchsstörungen eingegangen. Werke, Verwaltung, Ingenieurbüro, Betriebspersonal und die Gemeinde Konken seien sofort aktiv geworden, schildert der stellvertretende Werksleiter Kai Becker. Zudem gebe es ständige Kontrollen. Eine Ursache für den Gestank sehen die Verantwortlichen darin, dass die angeschlossenen Häuser bisher nur geringe Schmutzwassermengen produzieren. Dadurch sei die Standzeit im Pumpensumpf höher als später im Endzustand. Weil das Abwasser länger steht, könne es anfaulen, bevor es nach Konken gepumpt wird. Die Pumpfrequenz sei aus diesem Grund schon erhöht worden. Zudem könne der fehlende Regen der vergangenen Wochen eine Rolle spielen, da dadurch die Mischwasserkanäle weniger gespült würden. Abhilfe soll unter anderem auch durch bessere Belüftungszeiten des Kompressors geschaffen werden, um die Standzeiten in der Druckleitung zu minimieren. Die Werke rechnen damit, dass sich mit dem Anschluss weiterer Häuser die Situation entschärft, da somit mehr Abwasser zur Verfügung steht. Der Abschluss der Arbeiten wird für Ende 2019 erwartet. Geruchsentwicklungen können nach Angaben von Kai Becker allerdings nie vollkommen ausgeschlossen werden – wie auch an anderen Stellen der Kanalisation. Häufig spielten dabei auch klimatische Verhältnisse und der Luftdruck eine Rolle, weiß der Experte.

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