Kultur Südpfalz Er kam, spielte und siegte

„Petersburger Klavierzauber“ wurde für das jüngste PalatinaKlassik-Konzert in der Villa Ludwigshöhe angesagt und damit keineswegs zu viel versprochen. Mit seinem Rachmaninow-Mussorgskij-Programm hat der (einem nicht geringen Teil der Musikfreunde in der Südpfalz bereits bekannte) russisch-rumänische Pianist Andrei Ivanovitch die Zuhörer im Sturmlauf erobert: Der in Bukarest geborene und in Sankt Petersburg aufgewachsene Künstler kam spielte und siegte.

Wer erfahren wollte, was virtuoses Klavierspiel bedeutet, wurde jetzt in der Villa Ludwigshöhe großzügig bedient. Ivanovitch beherrscht absolut überlegen, mit traumwandlerischer Sicherheit alles, was man auf dem Instrument können kann. Bei Präludien und kurzen Charakterstücken von Rachmaninow im ersten Teil des Abends und nach der Pause in Mussorgskijs „Bildern einer Ausstellung“ hat er alle pianistischen Akrobatenstücke und Hexenmeistereien, sämtliche hals- und fingerbrecherischen Läufe und Sprünge, mit selbstverständlichster Leichtigkeit aus dem Ärmel geschüttelt. Zu bewundern war zunächst seine außergewöhnlich prägnante Artikulation – etwa bei Mussorgskijs „Marktplatz von Limoges“ und in einigen Präludien von Rachmaninow –, bedingt durch ungemein geläufiges, perlendes Fingerspiel, während sein frappant elastisches, klares Handgelenk-Staccato durchweg stählerne Klarheit der Rhythmen garantierte. Noch stärker beeindruckte die Art, auf die Ivanovitch den Konzertflügel zum Klingen brachte. Mit dem herrischen Zugriff des Virtuosen im großen Stil entfachte er wahre Tastenstürme, mit donnernden Akkord- und Oktavkaskaden. Stellvertretend für zahlreiche Stellen (sowohl bei Mussorgskij als auch bei Rachmaninow) sei der mit ausladendem Gestus überwältigend wirkungsvoll inszenierte Schlusssatz der „Bilder einer Ausstellung“ erwähnt: „Das große Tor von Kiew“. Das Wichtigste aber war die gestalterische Fantasie des Sankt Petersburger Konservatoriumsprofessors, gepaart mit seltenem Reichtum der Farbenpalette. So gab es bei Rachmaninow abwechselnd zarte, ganz subtile Lyrismen und schwärmerisch leidenschaftliche Aufschwünge. Bei Mussorgskij bestach dann Ivanovitchs Klangraffinement und seine verfeinerte Charakterisierungskunst, beispielsweise beim Nachzeichnen der ständig wechselnden Physiognomie und kontrastierenden Facetten des Promenadenthemas. Nicht zu vergessen schließlich die höchst plastische Wiedergabe der sich gleichsam schlangenhaft windenden Passagen, der Akzentverschiebungen und geschärften Töne für das Bild des unheimlichen „Gnoms“ und die geheimnisvollen Piano- und Pianissimo-Konstellationen in „Cum mortuis in lingua mortua“ (mit den Toten in toter Sprache).Helle Begeisterung im Pompejanischen Saal der Villa Ludwigshöhe am Ende des Konzerts und nach so viel Russischem drei brillante Chopin-Zugaben.

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