Rheinpfalz Einfühlsam und nah an der Wirklichkeit

Kurt Werner.
Kurt Werner.

Wer sich intensiv mit der Wolfsteiner Geschichte beschäftigt, erlebt eine große Freude, wenn plötzlich ein noch nicht gekanntes Dokument auftaucht, welches zur Erhellung der Vergangenheit beiträgt. Dieter Jakob, Sammler und Heimatforscher aus Einöllen, machte auf das Buch von Kurt Werner aufmerksam mit dem Titel „Die Wolken sind auf Wanderschaft“.

Von besonderem Interesse sind zunächst die Kapitel zu Wolfstein, Oberweiler-Tiefenbach und Einöllen. Kurt Werner muss diese Geschichten gehört haben, wenn er in Wolfstein bei den Familien Hub und Wendling oder in Oberweiler-Tiefenbach bei seiner geliebten Großmutter zu Besuch war. Sehr einfühlsam beschreibt er unter anderem die verbotene Liebesbeziehung eines reichen Bauernsohnes zu einer armen, aber schönen Frau. Die Geschichte endet damit, dass sie einen Sprung vom Turm einer vorderpfälzischen Burg überlebt und er dabei stirbt. Ältere Bürger aus Oberweiler-Tiefenbach kennen noch die wirkliche Geschichte und können die etwas verfremdeten Schauplätze benennen. Werner erzählt auch vom Suizid einer Frau aus Wolfstein, als ihr Mann, ein überzeugter Nationalsozialist, von den Amerikanern verhaftet wird. Sie geht in die Lauter , wo sie am tiefsten ist, nämlich am „Abloss“. Auch diese Geschichte ist authentisch. Voller Bewunderung schreibt Kurt Werner von Pauline König, welche er, Jahrgang 1909, persönlich gekannt hat. Interessant, wie er schildert, dass die Nazifrauen aus Wolfstein sich bei ihr eine Abfuhr geholt haben, als sie diese für den Vorsitz im Frauenbund gewinnen wollten. Da die Geschichten Werners ansonsten sehr wirklichkeitsgetreu sind, kann man auch glauben, was bisher nicht bekannt war, nämlich dass Pauline König nach einem Unfall mit ihrem Krankenfahrstuhl verstorben ist. Sehr lesenswert sind auch die Berichte über seine Tätigkeit beim Wehrmachtsrundfunk in Norwegen und andere Kriegsgeschichten, welche seine kritische Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und den schrecklichen Folgen bezeugen. Er selbst hat auf eine Karriere als Komponist verzichtet, die ihm Gaukulturwart Kurt Kölsch angeboten hatte, wenn er in die Partei eintreten würde. Da er ein überzeugter Pazifist war, nahm er das Angebot nicht an. Nach dem Krieg fand er seinen Lebensunterhalt als Musikredakteur beim Rundfunk. 1971 ist er bei einer Dienstfahrt mit dem Südwestfunk in Idar-Oberstein tödlich verunglückt. Seine Erzählkunst kann sich durchaus mit der von Pauline König vergleichen lassen. Während sie vorwiegend Geschichten aus einer heilen Welt und von „friedlichen Leuten“ erzählt, geht es bei Kurt Werner vor allem in seinen Kriegsgeschichten um eine teilweise grausame Wirklichkeit. Für Wolfstein, Oberweiler-Tiefenbach, Einöllen besteht sein Verdienst darin, Begebenheiten aus diesen Orten literarisch wertvoll bearbeitet zu haben.

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