Eisenberg Ein Pieks, der Leben retten kann

Jährlich sterben über 200.000 Menschen an Krebs, die Forschung sucht nach Medikamenten, die heilen oder Krebs gar nicht entstehen lassen. Gegen nur eine Krebsart kann geimpft werden: HPV, die Humanen Papillomviren. Was bisher nur für Mädchen von neun bis 14 Jahren empfohlen wurde, die sich vor Gebärmutterhalskrebs schützen wollen, gibt es nun auch für Jungs. Bettina Bostan hat mit Ärzten aus der Region gesprochen.

Laut des Deutschen Krebsforschungszentrum (dkfz) in Heidelberg infiziert sich fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens mit HPV. Einige Vertreter dieser Viren führen zu harmloseren Zellveränderungen wie Warzen. Andere erhöhen das Risiko für gewisse Krebsarten. Die HPV-Impfung, so heißt es, sei ein Schutz vor Gebärmutterhalskrebs und anderen Krebsarten, wie Penis- und Analkrebs und Krebsarten im Kopf- und Halsraum. Das in dieser Woche veröffentlichte Ergebnis einer britischen Studie besagt, dass HPV-basiertes Screening eine wirksame Vorsorgeuntersuchung ist. Die Übertragung erfolgt beim Geschlechtsverkehr. Frauen und Mädchen tragen das größte Risiko, sich bei Männern, von denen 40 bis 60 Prozent mit dem Virus infiziert sind, anzustecken. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen HPV bereits vor dem ersten Geschlechtsverkehr jetzt auch für Jungs im Alter von neun bis 14 Jahren. „Die HPV-Impfung ist eine sehr gute Impfung, deren Wirksamkeit bewiesen ist und für die es zu Recht den Nobelpreis gab“, so Kinderarzt Philip Mahler aus Eisenberg. Schade sei nur, dass bisher gerade mal 45 Prozent der in Frage kommenden Mädchen geimpft seien. Er begrüße, dass die Impfung jetzt auch für Jungen zugelassen sei. „Obwohl die Impfung für Jungen nur von wenigen Krankenkassen nach Vorlage der Rechnung erstattet wurde, hatten wir schon einige Anfragen und haben auch schon Jungen geimpft“, so der Mediziner. Bereits im Herbst beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA), die Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren für alle Kinder zwischen neun und 14 Jahren in den GKV-Leistungskatalog aufzunehmen, seit Ende November wird das Ganze von den Krankenkassen übernommen. „Wir informieren die Eltern unserer jungen Versicherten bei den U11- und J1-Untersuchungen über die Möglichkeiten“, so Mahler. Auch in der Praxis von Urologe Stephan Gruber aus Grünstadt wird aufgeklärt. „Bei mehreren Kongressen wurden wir Urologen über die Impfung informiert, ich kann sie nur empfehlen – eleganter geht es nicht, als über eine Impfung Krebs vorzubeugen“, sagt er. Grundsätzlich gehen Ärzte und Wissenschaftler heute davon aus, dass in einer Partnerschaft meist beide Partner infiziert sind oder es waren. Wer wen angesteckt hat, lässt sich später kaum klären. „Meine Mutter ist vor 13 Jahren an Gebärmutterhalskrebs gestorben – die Ärzte vermuteten damals, dass sie sich bei meinem Vater angesteckt hat“, sagt Nadia Halter aus Hochspeyer. Sie selbst wurde als 13-Jährige geimpft. In vielen Studien wurden die Nebenwirkungen der Impfung untersucht. Kurzfristige Begleiterscheinungen, wie Schmerzen an der Injektionsstelle, Fieber, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden können auftreten. Nicht klar ist, ob das Fehlgeburtenrisiko in den Jahren nach der Impfung steigt.

x