Kultur Südpfalz Edenkobener Musikerin Annette Postel singt gegen die Krise an

Ein bisschen genießt Annette Postel den allgemeinen Stillstand des Räderwerks in ihrem Garten.
Ein bisschen genießt Annette Postel den allgemeinen Stillstand des Räderwerks in ihrem Garten.

EDENKOBEN. Kurze Frage: Was macht eigentlich Annette Postel. Schnelle Antwort: Sie singt. Was sonst. Die Edenkobener Diva hat noch kurz vor der großen Corona-Vollbremsung des Kulturbetriebs ihr 20. Bühnenjubiläum in Bad Bergzabern gefeiert. Jetzt hat sie einen Song über die Krise geschrieben und im Internet veröffentlicht.

Annette Postel wirft gerne einen ironischen Blick auf Kulturschätze und Schätzchen. „Corona, Corona, Corona“ – die ganze Welt spreche nur noch von Corona, singt sie jetzt über die Musik eines alten italienischen Schlagers. Und selbstironisch: „So’n Virus wäre ich auch gerne mal.“

Die Melodie ruft Erinnerungen an bessere Tage wach, als sich Träume von Sonne, Sand und Meer noch einfach erfüllen ließen: Rocco Granata hat sie 1959 für seine „Marina“ erfunden, der dunklen Schönen, die er sobald als möglich heiraten wolle. Roccos Ehefrau sollte ein paar Jahre später Rosita heißen. Mehr muss man über die Träume und Schäume der Schlagerwelt wohl nicht sagen.

„So was Spontanes habe ich noch nie gemacht“, erzählt die Sängerin. Den Text habe sie in fünf Minuten runtergeschrieben – so schnell, wie noch kein anderes Lied. Gedacht war es eigentlich als Gruß an Freunde. Die hätten sie dann ermuntert, das Lied richtig zu produzieren. Funktioniert hat das ebenfalls übers Internet: Hans Georg Wilhelm vom Theater Baden-Baden hat die Begleitung auf dem Klavier eingespielt und ihr geschickt. Normalerweise greife sie keine tagesaktuellen Themen auf. „Bis ich ein Lied für Salonorchester umgeschrieben habe, vergeht ein halbes Jahr“, da sei jede Debatte schon gelaufen.

Der Krise kann Postel auch gute Seiten abgewinnen – etwa dass sie jetzt Zeit habe für ihren schönen Garten in Edenkoben. „Hier genieße ich den Zwangsurlaub.“ Manche träfe Corona aber schwer. „Viele Kollegen, auch berühmte, leben von der Hand in den Mund. Gott sei Dank habe ich ein paar Rücklagen aus besseren Tagen.“ Jetzt wäre sie normalerweise zu Konzerten in der Schweiz. Dieses Engagement sei wie viele andere ins zweite Halbjahr verlegt worden – „dann wird die Hölle los sein“, glaubt Postel.

Sie fürchtet aber auch, dass viele kleinere Kulturinitiativen dann verschwunden sein werden. Daher auch ihr Appell: „Die kleinen Bühnen sterben. Und wer wird sie beerben? Die internetten Firmen. Die lachen doch vor Hohn. Ob tanzen oder singen, was wird uns noch gelingen?“

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