Rheinpfalz Drama am Gartenzaun

Der Schock sitzt tief bei der 34-jährigen Steffi S. aus Vorderweidenthal. Was als ganz normaler Sonntagsspaziergang mit ihren Hunden begann, endete folgenschwer. Drei ihrer vier Hunde wurden vergiftet, zwei sind elend gestorben. Die Ursache: Rattengift, das wohl absichtlich ausgelegt wurde.

Seit Jahren hat die Dozentin und Tierheilpraktikerin eigene Hunde und Pflegehunde, die sie vermittelt. Vor sieben Jahren hat sie die beiden Geschwister Floh und Lucy, kleine Podengo-Mischlinge, aufgenommen. Dann kam der 13-jährige Kiro dazu. Die fünfjährige Rosalie sollte eigentlich nur bis zur Vermittlung bleiben. „Sie war so scheu und ängstlich, da habe ich sie behalten“, erzählt Steffi. Wie so oft geht sie an diesem Sonntag gegen 17 Uhr mit den Hunden Gassi. Auf dem Wanderweg, der rund 20 Meter hinter dem eigenen Grundstück vorbeigeht, seien ihnen zwei Spaziergänger begegnet und Floh habe etwas vom Boden gefressen, was, habe sie nicht gesehen. „Abends sind die Hunde am Zaun des Grundstücks total ausgeflippt, was sehr selten vorkommt. Ich dachte, wegen eines Wildtieres“, so die Hundebesitzerin. Das Elend beginnt einen Tag später. Floh habe angefangen, sich zu übergeben. „Morgens um 4 Uhr bin ich in die Tierklinik nach Germersheim gefahren. Zunächst wurde eine Infektion vermutet“, erzählt Steffi. Kaum wieder zu Hause erbrechen beide Geschwisterhunde Blut und bluten aus dem Darm. Am Dienstag stirbt Floh, am Mittwoch Lucy. „Die Blutuntersuchung hat eine hohe Dosis Rattengift ergeben, die nicht von einer toten vergifteten Ratte stammen kann“, so die Hundebesitzerin. Der Rüde Kiro wird ebenfalls krank, hat Einblutungen am Maul und wird seit drei Wochen behandelt. 1500 Euro hat sie bisher für die Behandlung der Hunde bezahlt. „Die einzige, die verschont blieb, ist Rosalie. Sie war an diesem Nachmittag nicht draußen“, erzählt Steffi. Sie vermutet daher, dass das Gift über den Zaun geworfen wurde. Sie teilt sich Freunden über Facebook mit und bekommt bisher elf Rückmeldungen aus der Region von Hundehaltern, deren Tiere ebenfalls vergiftet wurden. Unter anderem in Billigheim, Rohrbach, Zeiskam, Kandel und Klingenmünster. „Entspannt Gassi gehen ist zurzeit nicht drin“, sagt Steffi, die ihre Hunde nicht unbeobachtet und natürlich immer an der Leine lässt. Hundehaltern rät sie, mit ihren Tieren ein Giftködertraining zu machen. „Wer sich informieren will, wo ähnliche Fälle vorgekommen sind, kann das im Internet unter giftkoeder.radar.com tun und dort auch Vorfälle eintragen lassen“, sagt die Hundebesitzerin. „In diesem Jahr haben wir fünf Anzeigen dieser Art bearbeitet“, informiert Kriminalhauptkommissar Franz Lutz von der Kripo Landau. Im vorliegenden Fall gebe es den Verdacht auf Tierquälerei, deshalb sei die Akte auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft. Die Polizei habe bisher keinen Täterhinweis. „Bei der Polizeidirektion Landau häufen sich Anfragen von Bürgern, ob vermehrt Fälle von Giftköderauslegungen im Bereich der Polizeidirektion Landau, hauptsächlich in Wörth und Germersheim, bekannt geworden sind“, so Lutz. Hierzu gebe es keine Erkenntnisse, es sei lediglich ein Fall bekannt, bei dem ein Hund Speisereste gefressen hatte und sich danach erbrochen habe, ein Giftköder habe jedoch nicht nachgewiesen werden können. „Wenn der Verdacht besteht, dass Giftköder ausgelegt wurden, bittet die Polizei um frühzeitige Information, damit die Spuren gesichert werden können“, so Lutz. (pfn)

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