Rheinpfalz Doch kein Attentat geplant?

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Mainz. Kehrtwende im Fall des 18-Jährigen aus Lauterecken, bei dem die Polizei rund um den Jahreswechsel über 111 Kilogramm explosive Stoffe sicherstellte: Der Vorwurf, der junge Mann soll einen Anschlag geplant haben, wird sich wohl nicht halten lassen.

Der Rechtsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags beschäftigte sich gestern mit dem Westpfälzer, der angeblich mit einem 24-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen einen Anschlag in der Silvesternacht in Kaiserslautern geplant haben soll. Diesem Verdacht geht zumindest die Staatsanwaltschaft Zweibrücken nach. Außerdem prüfen die Ermittler, ob es eine Verbindung des Lautereckers zur verbotenen rechtsextremen Terrorgruppe „Old School Society“ gibt. Berichten zufolge sollen Ermittler einen selbstgebauten Sprengsatz bei dem 18-Jährigen gefunden haben, der mit einem Hakenkreuz und SS-Runen versehen war. Justizminister Herbert Mertin (FDP) informierte den Rechtsausschuss gestern, dass sich beide Männer nach wie vor hinter Gittern befinden. Eine Haftbeschwerde habe das Landgericht Zweibrücken als unbegründet verworfen, erklärte der Justizminister. Er sprach von „Flucht- und Verdunkelungsgefahr“. Bevor der Rechtsausschuss sich in einem vertraulichen Teil unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit der Angelegenheit befasste, informierte Mertin noch, dass der Lauterecker einen Teil der explosiven Stoffe wohl unerlaubt erworben und den Rest unerlaubt selbst hergestellt habe. Mertin: „Der 18-Jährige hat die Grenzen des legalen Hobbys Pyrotechnik bei weitem überschritten.“ Im Nachgang der Sitzung war zu hören, dass der Lauterecker wohl letztlich nur mit rechtlichen Schritten wegen unerlaubten Sprengstoffbesitzes rechnen müsse. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, aber es gebe Hinweise, dass der junge Mann weder einen Anschlag geplant habe noch der rechten Szene angehöre. Ein Sitzungsteilnehmer sprach von einem „armen Jungen“, der wohl psychische Probleme habe. Mit einer Anklage wegen „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ ist dem Vernehmen nach wohl nicht mehr zu rechnen. Ein Gutachten soll nun Aufschluss über die psychische Verfassung des Lautereckers bringen. Wie berichtet, hatte die Polizei sechs Tage vor dem Aufsehen erregenden Fund von explosivem Material in Lauterecken dort schon einmal Explosivstoffe gefunden. Und zwar in demselben Haus. Allerdings hatten die Einsatzkräfte dabei den Großteil der explosiven Stoffe übersehen. Am Dienstag hat die Polizei in Gries (Kreis Kusel) die Wohnung eines 25-Jährigen durchsucht und dort nach eigenen Angaben „mindestens fünf Kilogramm Böller und Feuerwerk sichergestellt“. Das Material stammt offenbar aus Osteuropa, so die Polizei. Eine akute Gefahr habe nicht bestanden. Der 25-Jährige gab an, die Pyrotechnik im Internet bestellt zu haben. Er habe damit ein größeres Silvesterfeuerwerk geplant. Die Ermittlungen bestätigen diese Angaben. Laut Polizei besteht kein Zusammenhang mit den Funden in Lauterecken.

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