Rheinpfalz Die Passion als Profession

„Zurück zu den Wurzel!“ Dieses Wort fällt häufig im Gespräch mit Dieter Müller aus Hauenstein, der in Bad Bergzabern ein BMW-Autohaus besitzt, in Hofstätten den Gastronomie- und Hotelbetrieb „Müllers Lust“ aufgebaut hat und in Hauenstein die Einrichtung eines automobilen Museums mit Café plant. Und immer wieder betont er: „Ohne starke Frau kann kein Mann stark sein“, verweist so darauf, dass alles, was geleistet wurde, nur mithilfe seiner Frau Marion möglich wurde.

Die Wurzeln, auf die sich das umtriebige Multitalent bezieht, sind vielfältig: Da gibt“s den Urgroßvater Felix Müller, der in der Burgstraße in Hauenstein eine Bäckerei betrieb, die älteren Hauensteinern nach wie vor als „„s Felixe“ ein Begriff ist, und der einst als ältester aktiver Bäckermeister der Pfalz ausgezeichnet wurde. Und da gibt’s den Großvater Karl Müller, ein ganz besonderes Original, der Bäcker und Konditor gelernt hatte und am Marktplatz das legendäre Café Müller unterhielt, das Generationen von Hääschdnern beliebter Treffpunkt und manchen Heimat war. „Im Café bin ich groß geworden: Ich seh’ mich heute noch auf den Mehlsäcken sitzen“, erinnert sich Dieter Müller. Karlheinz Müller, den Vater, schlug’s ins KfZ-Handwerk, er gründete in Wilgartswiesen, Dahn und Bad Bergzabern drei Autohäuser: „Mit zehn Jahren bin ich auf dem Gelände bereits Moped und Motorrad gefahren, habe seit meiner Kindheit Benzin im Blut“, sagt Müller. Er absolvierte eine KfZ-Lehre, sattelte den Betriebswirt drauf und leitete die Autohäuser in Dahn und Bergzabern. Aus dem laufenden Geschäft hat er sich zurückgezogen: „Der Druck war mir zu groß!“ Er stellte einen Geschäftsführer ein, das Team blieb. Einmal in der Woche schaut er im Betrieb vorbei: „Das reicht. Der Laden läuft“. So hat er den Buckel frei für das, was ihm Freude bringt: „Hier ist es ein schönes Arbeiten in einem herrlichen Umfeld an einem wunderschönen Arbeitsplatz“, beschreibt er seine Tätigkeit, die ihn an manchen Tagen bis zu 16 Stunden Arbeit – Bier zapfen, bedienen, Gäste begrüßen, kassieren – beschert: Seine Passion ist „Müllers Lust“, ein Gastronomiebetrieb in der Wilgartswiesener Annexe Hofstätten, 17 Autominuten vom Wohnort Hauenstein entfernt. Dort hat er im Jahr 2000 das damals gerade 100 Jahre alt gewordene Forsthaus der ehemals königlich-bayrischen Forstverwaltung gekauft und das unter Denkmalschutz stehende Gebäude restauriert: „Der Denkmalschutz war für mich nie lästige Auflage, sondern Ansporn, das Gebäude möglichst ursprünglich zu erhalten, denn was früher schön war, ist auch heute noch schön“, stellt er fest. Mit viel Liebe zum Detail, vielen Ideen, sicherem Geschmack und viel Eigenleistung entstand eine Gaststube mit einem Biergarten, die ihren Namen der berühmten Liedzeile „Das Wandern ist des Müllers Lust“ verdankt. Opa Karls Profession lässt grüßen. 2004 begann der Umbau des Nebengebäudes, das einst Scheune war und Stall für Vieh und Rückepferde des Forstes war: Die Lodge entstand, eine schmucke Herberge mit Hüttencharakter: 21 Betten und ein uriges Kaminzimmer fanden Platz. Eine „Ökolodge“ sollte es sein: Es wurde auf umweltfreundliches Baumaterial geachtet. Und: „Die Energie liefert die Sonne und der Wald“, merkt Müller an und verweist auf neueste Energietechnik. Zusammen mit seinem Sohn Christian werden pro Jahr rund 100 Ster Holz gemacht: „Ich will autark sein, unabhängig vom Auf und Ab der Öl- und Gaspreise.“ Und dass er günstig Energie erzeugt, das sei ein Baustein dafür, dass er günstige Zimmerpreise anbieten kann. Wer nun geglaubt hätte, Müller hätte das Erreichte gereicht, der täuschte sich: Dieter Müller erwarb das benachbarte Gebäude aus dem Jahr 1890, das einst Hofstättens Dorfladen und die Bäckerei Heidinger beherbergt hatte. Und auch hier wurde entkernt und umgebaut: Zunächst entstanden Gästezimmer und Ferienwohnungen mit insgesamt 20 Betten, die alle sehr gut ausgestattet und gebucht sind. Im Erdgeschoß wurde mit dem Original-Interieur die Backstube wieder in Betrieb genommen: Freitags ist Backtag bei „Müller“s Lust“. 50 bis 60 Natursauerteig-Brote werden gebacken und finden unter Stammgästen und den Einwohnern der Annexe stets reißenden Absatz. Und mit der Restwärme werden „Ofeschlubber“ gegart, traditionelle Gerichte wie „Woigockel“ oder die elsässische Spezialität „Bäckeroffe“. Der Clou des alten Dorfladens ist aber dies: „Ich hatte in der „Rheinpfalz“ gelesen, dass die Einrichtung des ältesten Münchener Wirtshauses, der „Hundskuchl“, zur Versteigerung anstand. Und weil sich bei der ersten Auktion keine Bieter fanden, wurde das Interieur bei einer Zweitversteigerung zum Schnäppchenpreis abgegeben“, erzählt Müller. Er erhielt den Zuschlag, fuhr mit Lkw und Helfern nach München und baute Deckenbalken, Wangenbänke und uralte Delfter Fliesen in der „Hundskuchl“ aus. Jetzt geben die Einrichtungsgegenstände dem neuen Frühstücksraum ein ganz besonderes Ambiente. Den Gästen gefällt’s offenbar in „Müllers Lust“: Sie reisen aus ganz Deutschland und aus Belgien und den Niederlanden, aus England und aus der Schweiz an. Und Dieter Müller erlebt immer wieder: „Wer da war, kommt wieder“. „Gut gebucht“ seien die Zimmer bis tief ins Spätjahr. Besonders Motorradfahrer aus ganz Europa, eine der Müllerschen Zielgruppen, fühlen sich wohl. Was sie mögen, weiß Dieter Müller sehr genau: Denn er ist selbst ein Motorrad-Freak: Mit seiner Frau und seiner Harley E-Glide ist er regelmäßig auf großer Tour: Wenn im Januar/Februar „Müllers Lust“ Jahresurlaub macht, sind Dieter und Marion Müller im Norden oder Süden Europas, in Amerika oder Afrika unterwegs. Dabei sammeln die Müllers Kraft. Das nächste Projekt wartet: In Hauenstein hat Dieter Müller das alte Feuerwehrhaus gekauft und will dort die Ernte seiner „38 automobilen Jahre“ ausstellen und ein Café Müller eröffnen. Zurück zu den Wurzeln...

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