Rheinpfalz Die Lohnbrücke wird abgerissen

Gehofft hatten die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) „Fußgänger Lohnbrücke“ bis zuletzt, aber es war umsonst: Gestern Abend hat der Stadtrat Rodalben mit deutlicher Mehrheit die Vergabe der Abrissarbeiten an der Lohnbrücke vergeben. Die BI will sich damit nicht zufrieden geben.

Selten war das Interesse an einer Sitzung des Stadtrates so hoch. Die Stühle reichten nicht. 60 Zuhörer füllten den Sitzungssaal im Gebäude der Verbandsgemeinde. Nachdem Stadtbürgermeister Wilhelm Matheis noch einmal auf die Geschichte der Lohnbrücke eingegangen war (wir berichteten am Mittwoch), erklärte ein Mitarbeiter des beauftragten Planungsbüros BORAPA (Kaiserslautern) Details zum Abriss und den anstehenden Arbeiten. Prinzipiell stehen jetzt zwei Abrissvarianten in der Diskussion. Entweder wird der Mittelteil der Brücke auf die Lindersbachstraße abgelassen und dort zerkleinert oder ein spezieller Bagger mit einem extrem langen Arm kommt zum Einsatz. Die Maschine soll dann die Brücke abbrechen und pulverisieren, bevor sie auf die Erde runterfällt. Der BORAPA-Mitarbeiter verdeutlichte, dass für die Arbeiten nur Spezialfirmen in Frage kommen. Sie mussten ihre fachliche Qualifikation nachweisen, um überhaupt ein Angebot abgeben zu dürfen. Der Planer wies darauf hin, dass gefährdete Gebäude in der Lindersbachstraße sicherheitshalber mit einem Gerüst vor eventuell abfallenden Teilen geschützt werden sollen. Zudem werde vor Beginn der Arbeiten ein Beweissicherungsverfahren gestartet. Das betreffe Anwesen in der Lindersbachstraße sowie in der Prinzregenten- und Ringstraße. Was die Erschütterungen angeht, so spricht der BORAPA-Mitarbeiter von einem „erschütterungsarmen Abrissverfahren“ – zumindest, wenn die erste Variante zum Zuge kommt, die andere müsse noch geprüft werden. Im Vorfeld der Sitzung hatten Anwohner Angst vor Asbest geäußert (wir berichteten). Aus Sicht des Planers besteht kein begründeter Verdacht, dass in der Brücke Asbest enthalten sei. Die Bürger hatten festgelegt, dass Helge Fath und Andreas Schieler in der Ratssitzung für sie sprechen sollen. Fath, der im hinteren Bereich des Stadtteils Lohn wohnt, brachte die Ängste der Bürger ins Gespräch. Er sagte, dass die Brücke nicht notwendig sei. Autos könnten andere Wege fahren. Die BI fordere deshalb die Sanierung der Lohnbrücke – und zwar so, dass sie anschließend nur von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden kann. Es gebe in Rodalben genügend anderes zu tun. Die Stadtpolitik solle sich überlegen, ob es sinnvoll sei, für den Abriss und Neubau der Brücke Geld auszugeben. Er kritisierte zudem, dass die Traglast erhöht werde, nur um an Zuschüsse zu kommen. Stadtbürgermeister Wilhelm Matheis sagte, dass die Bezuschussungen von Straßenprojekten alltäglich sei. „Wir müssen uns eben an die Bestimmungen halten.“ Schieler erklärte, dass ihn der Vortrag des Planers nicht beruhigt habe. Mit Blick auf mögliche Schadstoffe in dem Bauwerk meinte er: „Ich habe blanke Angst als direkter Anwohner.“ Nach den Bürgern kamen die Stadtratsmitglieder zu Wort. Für die FWG sagte Fraktionssprecher Peter Pfundstein, dass seine Fraktion nach wie vor gegen den Abriss und Neubau der Brücke sei. Die Sanierung als Fußgängerbrücke sei nicht nur ausreichend, sondern mit Kosten von 160.000 Euro auch deutlich günstiger. Ins gleiche Horn stieß Ralf Lehmann (Grüne). Er war ebenfalls schon in der Vergangenheit gegen das Projekt. Er argumentierte, dass mit einer neuen Brücke, die für Autos freigegeben werde, der Verkehr in die Innenstadt geleitet werde. Genau das sei aber nicht im Sinne des städtischen Verkehrskonzeptes. Der dritte im Bund der Gegner ist Christian Biehl. Er ist seit kurzem CDU-Mitglied, war zuvor aber FDPler. Biehl bezeichnete den Abriss als „Verschwendung von Steuergeldern“. Für die SPD sprach Dietmar Ullmer. Er bezeichnete die Lohnbrücke als „sehr wichtige Verkehrstangente“. Seit vier Jahren sei die Lohnbrücke Thema im Stadtrat, die Bürger hätten auch eine Holschuld, müssten sich also selbst informieren, was wichtige Projekte der Stadt angeht. Das sagte er mit Blick auf die Tatsache, dass die BI erst vor wenigen Tagen mit ihren Forderungen an die Öffentlichkeit getreten ist. CDU-Fraktionsvorsitzender Johannes Matheis stimmte Ullmer zu und betonte, dass es sehr wichtige Argumente für den Neubau der Brücke gebe. Für ihn ist das Bauwerk ein entscheidender Rettungsweg. Zudem müsse es nicht automatisch sein, dass der Verkehr wieder ins Stadtzentrum fließe. Außerdem sei jetzt schon klar, dass über die Lohnbrücke niemals Schwerlastverkehr rollen werde – „allenfalls mal ein Schulbus oder die Müllabfuhr“. Er ärgere sich über den pauschalen Vorwurf, dass hier Steuergeld verschwendet werde. Helmar Brauer (WIR) bezeichnete die Lohnbrücke als wichtige Strecke für die Anbindung der Stadtteile Lohn und Heide „Mir ist es unverständlich, warum Sie mit ihren Sorgen erst jetzt auftreten“, sagte er zu den Gegnern des Projekts. Der Stadtrat stimmte schließlich dafür, den Abriss an die Firma Möller & Essing (Georgsmarienhütte) zu vergeben. Die Arbeiten kosten entweder 303.000 Euro oder, wenn die Variante Abriss mit langem Baggerarm zum Zuge kommt, 274.00 Euro. Zunächst soll diese Variante noch näher abgeklärt werden. Außerdem entschied der Stadtrat, dass bevor die Arbeiten beginnen noch ein Gutachten angefertigt wird. So soll sichergestellt werden, dass keine Gefahr von Asbest oder anderen Schadstoffen ausgeht. Gegen die Auftragsvergabe stimmten die FWG, Lehmann und Biehl (fünf Stimmen). Stadtbürgermeister Matheis, der Rest der CDU, und die SPD stimmten genau wie die WIR für die Vergabe der Abrissarbeiten (13 Stimmen). Nach dem Beschluss sagte eine der Initiatorinnen des Protests, Hildegard Frank, zur RHEINPFALZ: „Wir hatten befürchtet, dass es so kommt, aber insgeheim doch gehofft. Immerhin hatten die Ratsmitglieder ja vier Jahre Zeit, um umzudenken. Hier ging es nur um Macht und Politik.“ Die BI werde sich nicht auflösen. „Wir werden jetzt erst richtig aktiv“, gab sich Frank kämpferisch und kündigte ein Treffen an, bei dem das weitere Vorgehen besprochen werde. (gana)

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