Rheinpfalz Der letzte Tag

„Nur ein normaler Tag“, sagt Erich Ohliger. Und man kann ihn so lange fragen, wie man will, man kriegt keine andere Antwort. „Tagesgeschäft“ sei das, was gestern anstand, sagt der erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Wallhalben. Dabei war gestern der 30. Juni 2014. Der letzte Tag der Verbandsgemeinde Wallhalben.

Es gab ein paar Sachen zu unterschreiben, die Presseartikel auszuwerten, die Post zu sichten, Gespräche mit Sachbearbeitern zu führen. Wie die letzten paar Tage, in denen Erich Ohliger aus Obernheim-Kirchenarnbach die Verbandsgemeinde führte. Denn die Amtszeit von Bürgermeister Berthold Martin endete an Pfingstmontag, und Thomas Peifer ist erst ab morgen Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen/Wallhalben. Dass er die Verbandsgemeinde in ihren letzten Tagen führen würde, habe er Ende Mai von Obernheim-Kirchenarnbachs Bürgermeister Andreas Traub erfahren und danach von Büroleiter Werner Scheerer Bescheid bekommen, erzählt Ohliger. Das sei aber nichts Besonderes, findet er. Mit dem Ende der Verbandsgemeinde Wallhalben nach 42 Jahren endete gestern auch Ohligers Wirken in der Verbandsgemeinde. Er sitzt zwar noch im Gemeinderat Obernheim-Kirchenarnbach, aber er schaffte es nicht mehr in den neuen Verbandsgemeinderat, und wegen der künftigen CDU-SPD-Koalition wird die FDP auch keinen Beigeordneten stellen. Für Ohliger enden somit 30 Jahre im Verbandsgemeinderat. Er war FDP-Fraktionssprecher, ab 2004 zweiter Beigeordneter und seit 2009 erster Beigeordneter. „Schon vor elf Jahren hatte ich bisschen Angst gehabt vor der Langeweile“, erzählt der 69-Jährige, der bei Opel in Kaiserslautern arbeitete und damals in Ruhestand ging. Aber die sei unbegründet gewesen,. Zwar habe er Bürgermeister Martin nur selten vertreten müssen – 2013 beispielsweise keinen einzigen Tag –, aber er ist Kassenwart im Schützenkreis Landstuhl, Kirchendiener und Presbyter und Lektor der Protestantischen Landeskirche. Und im Sommer werde ihm schon gar nicht langweilig, erzählt er von seinem Garten, in dem es jetzt immer was zu tun gebe. Außerdem singt er im katholischen Kirchenchor in Obernheim-Kirchenarnbach und muss die Singstunde nicht mehr wegen Ausschuss- oder Ratssitzungen sausenlassen. Und dann sind da noch die Vereine in seinem Heimatort. Mit dem Pfälzerwald-Verein war er Mitte Juni in Südtirol, da vertrat ihn auch der zweite Beigeordnete Peter Sprengart aus Wallhalben. Wehmut komme keine auf, sagte Ohliger gestern Morgen im Gespräch mit der RHEINPFALZ: „Ich hab’ ja nicht so oft Vertretungen gemacht.“ Aber er sei jeden Freitagmittag in die Verwaltung gekommen, um dem Personal ein schönes Wochenende zu wünschen, erzählt er. Das sei gut angekommen. Seine letzte Amtshandlung an der Spitze der Verbandsgemeinde? Keine bedeutende Unterschrift, keine Urkundenübergabe, keine Rede, und auch die Tür zum Verwaltungsgebäude schließt er nicht ab. Um 16.30 Uhr hat Ohliger einen Termin in Weselberg. Ein 92. Geburtstag. Damit wird es enden. Nach 42 Jahren Verbandsgemeinde Wallhalben, von denen er 30 Jahre im Rat mitbestimmt hat, davon zehn Jahre als Stellvertreter des Bürgermeisters und die letzten Wochen an der Spitze der Verwaltung. Wenn er sich in Weselberg ins Auto setzt und heimfährt, hinunter ins Arnbachtal, wenn es die Verbandsgemeinde Wallhalben nur noch sechs Stunden gibt, dann hat er alles getan, was zu tun war. Und am Abend? „Da guck’ ich Fußball.“

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