Rheinpfalz „Der Kuchen wird kleiner“

Kaum haben sich die Kuseler an die neuen Baulücken in der Stadt gewöhnt, können sie sich schon wieder auf ganz andere Optiken einstellen. Wo vor wenigen Wochen noch das Haus Klutentreter stand, wird vielleicht schon im Spätsommer ein Biergarten öffnen. Dem Stadtrat (wir berichteten) wurden am Dienstagabend die Pläne vorgestellt. Außerdem ging es um das Bistro Pfälzer Bergland, das auch Kritiker hat.

Wie berichtet, plant der Verkehrsverein Kuseler Musikantenland im ehemaligen Sporthaus Engler in der Trierer Straße 4 ein Bistro mit Touristinfo. Wie Mitarbeiterinnen des Vereins informierten, werden dort zudem Produkte des Hauses der Kulinarischen Landstraße verkauft. Ein Kulturbüro und das Wirtschaftsservicebüro mit einem „Willkommensservice“ sind ebenfalls für das als „multifunktionell“ angelegte Projekt geplant. Pächter Oliver Allmang vom Restaurant Alter Keiler in Horschbach wird das Bistro mit Freisitz betreiben. Beim „Front-Cooking“ können Besucher zuschauen, wie der Koch die Speisen zubereitet. Geöffnet werden soll von 8 bis 23 Uhr. „Dann ist auch abends etwas in der Stadt los“, sieht Stadtbürgermeisterin Ulrike Nagel in dem Projekt einen „guten Impuls für die Innenstadt“. Der Stadtrat beschloss das Projekt gegen die Stimmen der CDU-Fraktion. Ratsmitglied Jochen Koch (CDU) hatte zuvor bezweifelt, dass es strukturpolitisch sinnvoll sei, wenn die Kommune einen Gastronomiebetrieb fördere, der anderen „die Butter vom Brot“ nehme. Laut Koch ist es nicht Aufgabe der Stadt, einen Verein dabei zu unterstützen. Die private Gastronomie in Kusel kämpfe jetzt schon mit Schwierigkeiten, Schließungen seien die Folge, argumentierte er. Auch CDU-Fraktionssprecher Ulrich Ernst wandte sich dagegen, Investitionen mit zu verantworten, die privaten Geschäftsleuten Konkurrenz machten. Seines Wissens nach sei etwa Ottwin Merz, der vor kurzem das Café Schwinn in der Fußgängerzone übernommen hatte, „nicht glücklich“ über das Projekt. Davon wollte die SPD nichts wissen. Das Projekt sei gut für die Stadt, sagte Nagel und konterte in Richtung der Christdemokraten: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ „Ein alter, dummer Spruch“, sagt dazu Ottwin Merz auf Anfrage der RHEINPFALZ. „Der Kuchen wird kleiner“, betont der Konditor. Es kämen ja nicht mehr Gäste, sondern sie teilten sich nur auf. „Wer vorher im neuen Pfälzer-Bergland-Bistro seinen Kaffee getrunken hat, kommt nicht mehr zu mir“, weiß der Geschäftsmann. So gehe es auch der Metzgerei mit Mittagstisch und anderen Kollegen. Merz fragt, warum „ausgerechnet 100 Meter von uns entfernt“ das Bistro eröffnet wird, wo doch jeder froh gewesen sei, dass das Café Schwinn nach viereinhalb Jahren wieder geöffnet habe. Das öffentliche Projekt werde von den Bürgern mitgesponsert, sagt Merz. So zahle er praktisch für seine eigene Konkurrenz mit. Überwiegend positiv wurden im Stadtrat dagegen die Pläne für das Gelände Marktstraße 1 (ehemals Klutentreter) aufgenommen. Wie der Kaiserslauterer Architekt Roland Kettering erläuterte, soll auf der etwa 100 Quadratmeter großen Freifläche neben der bestehenden Gastronomie ein Biergarten entstehen. Ein Baum mit Sitzbank soll Passanten Verweilmöglichkeit bieten. Außerhalb der Saison werden auf dem Areal drei Parkplätze eingerichtet. Dafür allerdings sahen nicht alle Stadtratsmitglieder Bedarf. Früher sei dort auch nicht geparkt worden, und außerdem verlören Autos doch Öl, sagte Johannes Stirnemann (CDU), der dafür warb, lieber einen zweiten Baum, etwa eine schattenspendende Kastanie, zu pflanzen. Stadtbürgermeisterin Ulrike Nagel sicherte in Bezug auf Parkraum Flexibilität zu. Kettering zufolge werde die „Wunde“ in der Stadtansicht nun dauerhaft wieder gefüllt. Ein Blickfang soll dort die alte Sandsteinwand werden. Mobile Blumenkübel und ein Beet sind vorgesehen. Die Kosten für Abriss und Aufbau rangieren nach Angaben des Altenglaner Stadtplaners Peter Cappel derzeit etwa 2000 Euro unter der bisher kalkulierten Viertelmillion. Laut Nagel gibt es einen Zuschuss von 80 Prozent. Der Stadtrat stimmte dem Konzept einstimmig zu. Die Auftragsvergaben, auch für das Bistro Pfälzer Bergland, werden bereits vor Pfingsten erwartet. Nagel hofft auf einen sonnigen September, damit der Biergarten noch in dieser Saison starten kann. (suca)

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