Kultur Südpfalz Der Garten in der Liedkunst

„Ich wandle unter Blumen und blühe selber mit“ steht über einer Ringvorlesung des Instituts für Kultur- und Sozialwissenschaften als Begleitprogramm der Uni Landau zur Landesgartenschau. Am Dienstag standen funktionale Aspekte der Gartenmusik und Kompositionen von der Vorstellung des Gartens durch die Musik im Mittelpunkt.

Mit vielen Bildern und eingespielten, sowie lebendig gestalteten Hörbeispielen geriet der Vortrag von Achim Hofer zum abwechslungsreichen Genuss im Festsaal der Universität. In der Bürgerstraße und damit lediglich einen Steinwurf entfernt von der Landesgartenschau beschrieb der Leiter des Instituts für Musik und Musikwissenschaften die Entwicklung der Musik in öffentlichen Gärten. Angefangen vom 15. Jahrhundert als Ausdruck gehobenen Lebensstils, über Biergarten- und Tafelmusik zur Unterhaltung illustrer Gäste bis hin zum Stuhlkonzert, das die Musik in den Fokus der rückt. Das war laut Hofer der Beginn der Musik zum Zuhören. Das Eingangsbild zeigte ausdrucksstark eine Szene aus dem Londoner „Vauxhall Garden“ im Jahr 1779, auf dem sich die Besucher mehr oder weniger der Musik zuwenden, die ihnen vom Konzertpavillon entgegenschallt. Bis dahin wurde Musik in Gärten nicht um ihrer selbst willen gehört, sondern als eine ergänzende Sinneswahrnehmung zum Gaumenschmaus. Nun aber traten Prominente auf, zum Beispiel eine Schülerin von Johann Christian Bach, für die der „Londoner Bach“ einige seiner „Vauxhall Songs“ schrieb. Was bisher noch kostenlos oder gegen Spende zu hören war, dafür wurde ab dem 18. Jahrhundert Eintritt verlangt. Im 19. Jahrhundert erlebte die Musik in öffentlichen Gärten einen Höhepunkt, der manch einem geistigen Lustwandler lästig werden konnte: „Im 19. Jahrhundert war Musik in den Gärten kein reines Vergnügen“, führte Hofer aus und zitierte Kritiker, die es als Herabwürdigung der Musik empfanden, wenn die Hörer dabei etwa Klappstullen mit Harzer Käse aßen. Oder Heinrich Heine, der sich 1822 über die Dauerbeschallung und damit die Störung seiner dichterischen Gedankengänge bei einem Spaziergang im Berliner Tiergarten beschwerte. Wie schnell ein Ohrwurm alles Denken besetzen kann, demonstrierten Isabelle Kiefer (Flöte), Mareike Zelt (Fagott) und Sarah Richter (Klarinette) mit der Darbietung des Liedes „Wir binden dir den Jungfernkranz“ aus Carl-Maria von Webers Freischütz, das Heine so sehr nervte. Für den zweiten Teil seines Vortrages hatte sich Hofer auf die Suche nach Musik gemacht, die im Titel direkten Bezug zum „Garten“ nimmt. Dabei habe er festgestellt, „dass hier nicht die funktionale Bedeutung im Vordergrund steht, sondern Vorstellung, Metaphorik und Symbol“. „Lüstgarte“ war zum Beispiel der Titel einer Sammlung von Instrumentalstücken und Liedern im 17. Jahrhundert. Mit dem Kunstlied zog der Garten direkt in die Liedkunst ein. Fanny Hensel hat „Gartenlieder“ nach Texten von Eichendorff und Uhland komponiert, Robert Schumann vertonte Eduard Mörickes „Der Gärtner“. Im Hinblick auf die Instrumentalmusik präsentierte Hofer Hörbeispiele großer Komponisten, die sich auf konkrete Gärten beziehen. Zum Beispiel „Die Wasserspiele der Villa d´Este“ von Franz Liszt von 1877, in der sich der Komponist tonmalerisch am Geräusch orientiert. Robert Schumanns „Gartenmelodie“ lebt von der Vorstellung des Gartens nach der Musik. Tina Stolt, Professorin am Institut für Kunst und Kunstwissenschaft, fragte aus der Sicht einer Bilderbetrachterin, ob die Vorgabe eines Titels als Bereicherung oder Einschränkung zu werten sei. „Jeder hat seine eigenen Ohren“, antwortete der Musikpädagoge Hofer darauf, „ob er Bilder hört, und wenn ja, welche sich entwickeln, bleibt jedem selbst überlassen“. (srs)

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