Rheinpfalz Der CDU droht die Rolle der verschmähten Braut

Die CDU bleibt in der Verbandsgemeinde Rodalben zwar die stärkste politische Kraft, aber sie muss drastische Einschnitte hinnehmen. Weder in der Stadt Rodalben noch im Verbandsgemeinderat hat die Partei das selbstgesteckte Wahlziel erreicht. In Leimen hat die FWG Stärke bewiesen. Harald Wadle (CDU) hat in Clausen ein eindrucksvolles Ergebnis eingefahren. Nichts weniger als die absolute Mehrheit, also mehr als 50 Prozent der Stimmen, wollten die CDU-Parteistrategen in Stadt und Verbandsgemeinde holen. Davon sind sie ein gutes Stück entfernt. Zwar konnte die CDU im Rodalber Stadtrat ihre neun Sitze halten und damit die stärkste Fraktion stellen, aber es ist nicht davon auszugehen, dass die Partei, die das Städtchen über Jahrzehnte prägte, dort in den kommenden fünf Jahren wieder Regierungsverantwortung übernimmt. In der Verbandsgemeinde regierte die CDU in der abgelaufenen Wahlperiode mit Hilfe der FDP. Die Liberalen sind dieses Mal gar nicht mehr angetreten. Die CDU hoffte, deren Wähler für sich gewinnen zu können. Aber der schöne Traum ist geplatzt. Im Verbandsgemeinderat hat die CDU künftig zwei Sitze weniger, während die SPD sogar noch einen Sitz dazu gewinnen konnte – und das, obwohl der Verbandsgemeinderat wegen sinkender Bevölkerungszahlen verkleinert wurde. Christian Biehl, der ehemalige FDP-Chef, der jetzt unter CDU-Flagge in die Kommunalparlamente segeln wollte, hat Pech gehabt. Die Wähler wollten ihn weder im Verbandsgemeinderat noch im Stadtrat Rodalben sehen. Das größte Vertrauen bei der CDU in der Stadt genießt Anton Matheis. Er konnte dort 774 Stimmen auf sich vereinen. Im Vergleich zum SPD-Spitzenmann Wolfgang Denzer fehlen ihm aber über 1000 Stimmen, für den votierten 3827 Wähler. Ins Bild passt auch der kläglich gescheiterte Versuch Werner Beckers, in seiner Heimatgemeinde Stadtbürgermeister zu werden. Die Strategie, als unabhängiger Kandidat mit der Unterstützung der CDU ins Rennen zu gehen, ging nicht auf. Es ist fraglich, ob ihm seine Partei nach dieser Pleite weiterhin in Nibelungentreue verbunden bleibt. Den Strategen dürfte es zu denken geben, dass ausgerechnet im „schwarzen“ Rodalben SPD-Mann Wolfgang Denzer beim Rennen ums Amt des Stadtbürgermeisters den Verbandsbürgermeister mit zehn Prozentpunkten Vorsprung deklassiert hat. Becker schaffte es nicht einmal in die Stichwahl. Dort trifft Denzer nun auf den parteilosen Wilhelm Matheis. Der Amtsinhaber hat die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang nur knapp verpasst, aber sein groß angekündigtes Vorhaben, im ersten Wahlgang zu siegen, musste er sich abschminken. Völlig offen ist, wer künftig die Beigeordneten der Verbandsgemeinde stellt. Die CDU wird sicher versuchen, eine Koalition zu schmieden. Aber die potenziellen Partner dafür stehen nicht gerade Schlange. Vielleicht gelingt dem politischen Schlitzohr Werner Becker das Kunststück, eine Mehrheit zu organisieren. Aber weder FWG noch SPD signalisieren dafür große Bereitschaft. Bleiben die Grünen. Zumindest beim Thema Windkraft im Pfälzerwald sind Beckers Ansichten ähnlich wie die der Grünen. Allerdings ist Beckers Position parteiintern mehr als umstritten. Die CDU muss damit rechnen, dass sie in der Verbandsgemeinde die Rolle der verschmähten Braut spielen muss, die sie schon in der Stadt unfreiwillig übernommen hat. Das bedeutet: Die kleineren Fraktionen koalieren. Die CDU wird in die Opposition geschickt. In der Verbandsgemeinde dürfte das vor allem interessant werden, weil Verbandsbürgermeister Becker dann keine Mehrheit der eigenen Partei mehr hinter sich hat. Entscheidungen zu fällen, dürfte so deutlich schwieriger werden als in der Vergangenheit. Die Schwäche der CDU auf der Ebene der Verbandsgemeinde hängt nicht zuletzt mit den schwachen Ergebnissen in Rodalben zusammen. In einem Stimmbezirk ihrer ehemaligen Hochburg holte die Partei nur 34,6 Prozent. Der prozentual stärkste Wahlbezirk war hingegen in Münchweiler. Dort machten 60 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen bei der CDU. In der Verbandsgemeinde Rodalben spielt die FWG eine ernstzunehmende Rolle. Eindrucksvoll bewiesen hat das Alexander Frey in Leimen, das genau wie Rodalben im Ruf steht, eine CDU-Hochburg zu sein. Gerhard Sommer (CDU) hatte keine Chance gegen den FWG-Mann, der nun als Ortsbürgermeister auf Klaus Gütermann (CDU) folgt. Frey gilt als ein Mann der klaren Worte. Er dürfte künftig in den lauter werdenden Chor der Becker-Kritiker aus den Reihen der Ortsbürgermeister einstimmen. Die FWG profitiert bei der Wahl des Verbandsgemeinderates von der Stärke in Leimen: Ein Viertel der Briefwähler und jeder dritte Wähler, der dort am Sonntag ins Wahllokal ging, stimmte für die FWG im Verbandsgemeinderat. Das stärkste Ergebnis in der gesamten Verbandsgemeinde sicherte sich Harald Wadle: 88,4 Prozent der Clauser wollen, dass der CDU-Mann weiterhin die Geschicke ihrer Gemeinde führt. Und das, obwohl – oder vielleicht auch gerade weil – er offenkundig den Konflikt mit seinem Parteikollegen Verbandsbürgermeister Becker nicht scheut. Wadle will mehr. Auch wenn er es niemals offiziell bestätigen würde, reizt ihn Beckers Job. Wadle läuft sich warm für dessen Nachfolge. Die Grünen konnten ihren Sitz im Stadtrat und die zwei Stimmen im Verbandsgemeinderat halten – und das, obwohl Politikbeobachter im Vorfeld prognostiziert hatten, dass die Partei für die Entscheidungen der eigenen Leute in der Landesregierung (B 10, Ariusbunker) abgewatscht werden. Dass Barbara Metzger und Ralf Lehmann dennoch gewählt wurden, mag darin begründet sein, dass sie als Personen in der Region bekannt und bei ihren Wählern geschätzt sind – unabhängig von Kritik an den Verantwortlichen in Mainz. In der Verbandsgemeinde ist klar der Trend zur Briefwahl zu erkennen. In allen Orten gab es deutlich mehr Briefwähler als Personen, die sonntags im Wahllokal ihren Stimmzettel ausfüllen.

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