Eisenberg Dem Zement vier Jahrzehnte gewidmet

Stefan Woywadt ist auch für das Dyckerhoff-Werk in Göllheim zuständig.
Stefan Woywadt ist auch für das Dyckerhoff-Werk in Göllheim zuständig.

Seit August hat die Dyckerhoff-Werksgruppe Süd mit den Standorten Göllheim und Amöneburg einen neuen Leiter: Stefan Woywadt hat Rüdiger Matheis abgelöst.

Mit Woywadt hat das Werk nun einen Fachmann an der Spitze, der als Bergbauingenieur das Thema Zement seit vielen Jahrzehnten ausgiebig studiert und kennengelernt hat, bevor er zu Dyckerhoff kam. Geboren wurde er 1964 in Darmstadt. Aufgewachsen ist er in Niedersachsen und dem Rheinland, studiert hat er in Aachen. Er war lange Jahre beim Zement-Konzern Lafarge beschäftigt sowie als Experte für das Thema Energie in der mechanischen Verfahrenstechnik im VDZ tätig, dem Verein Deutscher Zementwerke (Düsseldorf). Wie Woywadt selbst sagt, ist er gerne zur Dyckerhoff GmbH gewechselt, die zur italienischen Buzzi Unicem Gruppe gehört. Diese betreibt Werke in zwölf Ländern mit weltweit mehr als 10.000 Mitarbeitern. Der hohe technische Entwicklungsgrad seiner neuen Wirkungsstätte tat da ein Übriges. Für die Zukunft sieht der erfahrene Zement-Manager Dyckerhoff gut aufgestellt. „Alle Rahmenbedingungen passen für noch viele Jahrzehnte der Zementherstellung in Göllheim“, sagt Woywadt. Auch in der Zementindustrie ging der Trend in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu hoher Technisierung und zur Unterstützung durch qualifizierte Mitarbeiter. Für Dyckerhoff Göllheim heißt das, dass von einst über 300 Mitarbeitern heute noch 158 Beschäftigte in Steinbruch, Herstellung, Instandhaltung und Verwaltung eingesetzt werden, in der Produktion rund um die Uhr in vier Schichten. Zwei Brennöfen und ein modernes Mischbett garantieren die Qualität des Zements. Natürlich ist die Basis die Gesteinsqualität in den Abbaugebieten, die vor Ort das Rohmaterial liefern. Vom Göllheimer Werk wird der Zement heute in Silo-Fahrzeugen zum Kunden gebracht. Die Packerei für kleinere Gebinde, wie die für den privaten Käufer praktischen Zementsäcke beim Baumarkt, gab es in den sechziger und siebziger Jahren, sie gehört der Vergangenheit an. Für Dyckerhoff Göllheim ist nicht mehr der einzelne Endverbraucher der Kunde, sondern der große Hersteller von Betonfertigteilen oder Pflastersteinen. Das Zementwerk Göllheim wurde in den Jahren 1961 bis 1965 in unmittelbarer Nähe von umfangreichen Rohmaterialvorkommen auf der „grünen Wiese“ neu erbaut. Damals gehörte das futuristisch anmutende Werk zu den modernsten Zementfabriken in Deutschland und bestach besonders durch seine vorbildliche und moderne Industriearchitektur. Auch heute produziert das Zementwerk mit den derzeit rationellsten Methoden. Das für die Zementproduktion wichtigste Rohmaterial, der Kalkstein, wird heute in den werkseigenen Steinbrüchen „Hohe Benn“ und „Zollstock“ mit schweren Hydraulikbaggern abgebaut. Ein Großteil der Klinkerproduktion wird bereits in Göllheim vorwiegend zu den sogenannten Portlandzementen vermahlen. Der andere Teil wird per Lastwagen zur Grauzementproduktion in das rund 60 Kilometer entfernte Wiesbaden ins Stammwerk Amöneburg transportiert. Der alte Göllheimer Steinbruch, der Dachsberg, wurde zum Vorzeigeprojekt „Geopark“ nach seiner Stilllegung umfunktioniert. Stefan Woywadt begrüßt diese Renaturierung ausdrücklich. Dadurch sind neue Lebensräume für viele Arten der Fauna und Flora entstanden. Dem Besucher des Geoparks wird dort die Besonderheit der Göllheimer Erdschichten erklärt und Auskunft gegeben über die so genutzte und neu entstandene Kulturlandschaft und ihr jahrtausendealtes Fundament. Damit ist in dem alten Steinbruch ein Fenster in die Erdgeschichte entstanden, verständlich für jedermann. Fundament ist auch ein Stichwort, das die „Dyckerhöffer“ gerne erwähnen, wenn es um berühmte Bauwerke geht, die mit ihrem Produkt errichtet worden sind. Der Sockel der amerikanischen Freiheitsstatue, der „Liberty“ vor New York, wurde einst mit Dyckerhoff-Zement aus Wiesbaden gebaut. In Holzfässern wurde Mitte des 19. Jahrhunderts der Zement über den Atlantik geschifft. Heute übernehmen zum großen Teil moderne Silofahrzeuge den Zementtransport aus dem Werk. In Göllheim gab es in den 60er Jahren durchaus noch Überlegungen, den Transport des Zements auf die Schienen zu bringen. Aus Logistikgründen ist dieses Thema für das Göllheimer Werk heute nicht mehr aktuell. Für Göllheim war das Thema Umweltschutz von Beginn an präsent und ist es bis heute. Das Werk werde stets an die gesetzlichen Vorgaben angepasst und weiter ausgebaut. Eine SCR-Anlage (Selective cathalogic Catalytic Reduction) zur Einhaltung der vorgegebenen Grenzwerte beim Betrieb der Brennöfen ist das jüngste Projekt, das Dyckerhoff in Göllheim begonnen hat. Für Werksleiter Woywadt ein weiteres Indiz, dass das Zementwerk Göllheim für die Zukunft auf sicheren Füßen steht. Doch ohne entsprechend ausgebildete Mitarbeiter, auch wenn ihre Zahl nicht mehr so groß ist wie zur Entstehungszeit in den Sechzigern, kann die Zukunft nicht gesichert werden. Deshalb setzt Dyckerhoff auch im Werk Göllheim selbst auf Ausbildung – mit aktuell 23 Azubis in den Bereichen Verwaltung, Schlosserei, Elektrik und Qualitätsüberwachung. Eng ist auch die Zusammenarbeit mit den umliegenden Schulen. Unterschiedliche Praktika sind auch bei Dyckerhoff möglich und gewünscht. „Gut ausgebildeter Nachwuchs wird dringend benötigt“, unterstreicht der neue Chef. Das Arbeiten in einem Zementwerk ist spannend. Das merkt man, wenn Woywadt von seinem Werk berichtet und die Zusammenhänge erklärt. Ebenso wichtig ist ihm dabei auch die Sicherheit seiner Mitarbeiter. Das Arbeiten in den Steinbrüchen und im Werk ist nicht immer ganz ungefährlich. Geeignete Sicherheitsmaßnahmen seien ein absolutes Muss und ständiges Thema im Arbeitsalltag. „Die Gesundheit ist das höchste Gut!“, sagt Woywadt und wünscht sich für seinen Betrieb vor allem, dass alle Mitarbeiter unfallfrei bleiben.

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