Rheinpfalz Das Potenzial wird zu selten ausgeschöpft

Der kleinparzellige Privatwald im Pfälzerwald fristet vielfach ein Schattendasein. Dabei könnte dort ein riesiges Potenzial an Nutzholz aus heimischen Wäldern erschlossen werden. Student Stefan Bohrer geht in den Zuständigkeitsgebieten der Forstämter Annweiler, Hinterweidenthal und Wasgau nun der Frage nach, welche Faktoren die Bewirtschaftung des Waldeigentums beeinträchtigen und wie man die Nutzung verbessern könnte. Rund 500 Privatwaldbesitzer erhalten in den nächsten Tagen Post.

„Oft wurden die privaten Waldparzellen seit Jahrzehnten nicht mehr durchforstet“, sagt Stefan Bohrer aus Albersweiler, der als Student an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar für diese Forschungsarbeit verantwortlich ist. Die Folgen der stiefmütterlichen Wald-Behandlung sind selbst für den Laien sichtbar: Auf engstem Raum stehen viel zu viele dünne Bäume, die sich gegenseitig das Licht wegnehmen und sich im Wachstum hemmen. Manche Bäume sind abgebrochen, andere hängen schief und sind dadurch eine Gefahr für andere Waldnutzer – etwa für Wanderer oder Mountainbiker. Mit der „Mobilisierung“ dieses Holzes könnten nicht nur diese Probleme gelöst werden. Gleichzeitig stünde auch mehr Holz zur Verfügung. „Die Nachfrage ist weiter steigend, nicht nur beim Brennholz, sondern auch bei der stofflichen Nutzung, etwa in der Industrie“, betont Bohrer. Und weil die Landesregierung aus Naturschutzgründen in den letzten Jahren einige Flächen aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen habe, verstärke sich das Problem. „Der Privatwald könnte dies auffangen“, ist der 27-Jährige überzeugt. Das Ganze hätte laut Bohrer auch ökologische Vorteile. Die Nachfrage nach Holz könnte aus deutschen Wäldern, die seit 300 Jahren nachhaltig bewirtschaftet werden, gedeckt werden. Andere, ökologisch sensiblere Gebiete auf der Erde würden dadurch entlastet. Und auch direkt vor Ort hätte eine Durchforstung positive Konsequenzen: „Weil dann mehr Licht in den Wald hineinfällt, wachsen viele neue Arten“, erläutert Bohrer. Und ein artenreicher Wald mit kleinen, mittleren und großen Bäumen sei zudem stabiler gegen Stürme. Obwohl momentan die Holzpreise „besser sind als je zuvor“ seien und nach Abzug der Kosten für Fällen und Abtransport der Baumstämme je nach Holzart und Qualität Erlöse von 30 bis 40 Euro je Festmeter möglich sind, kümmerten sich nur wenige Privatwaldbesitzer um ihre Flächen. Warum das so ist, diese Frage will Bohrer in seiner Forschungsarbeit beantworten. Einige Gründe liegen für ihn auf der Hand: Bei vielen Waldparzellen seien die Grundstücksgrenzen nicht mehr ohne weiteres festzustellen, durch Erbengemeinschaften gebe es inzwischen verworrene Eigentumsverhältnisse und mancherorts fehle es auch an geeigneten Waldwegen zur Holzabfuhr. Außerdem, so der Forstwirtschaftsstudent, trage die zunehmende Verstädterung der Bevölkerung dazu bei, dass sich die Menschen nicht mehr so wie früher mit ihrem Wald identifizieren. Ob diese Gründe bei den Privatwaldbesitzern tatsächlich zutreffen oder ob ganz andere Aspekte die bisherige Bewirtschaftung verhinderten, will der Student nun mit einer Umfrage herausfinden. 500 Privatwaldbesitzer aus zwölf Ortsgemeinden – je vier aus den drei beteiligten Forstämtern, darunter jeweils zwei mit einer besseren und zwei mit einer eher schlechteren Bewirtschaftung des Privatwalds – werden in den nächsten Tagen angeschrieben mit der Bitte, einen Fragebogen auszufüllen und diesen bis Ende Juni zurückzuschicken. Bohrer hofft auf eine rege Beteiligung, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Angesprochen sind gerade diejenigen, die sich in den vergangenen Jahren gar nicht oder kaum um ihren Wald gekümmert haben. „Dort liegt das größte Potenzial“, ist der Student überzeugt. Um die Waldbesitzer zur Teilnahme an der Umfrage zu motivieren, werden unter allen Rücksendungen diverse Gutscheine und Sachpreise verlost. Das Ergebnis der Umfrage soll als Grundlage für künftige Betreuungskonzepte im Privatwald verwendet werden. Bohrer hofft, bis Ende August seine Arbeit abschließen zu können.

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