Rheinpfalz Das gleiche Schicksal wie das Schloss

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Die ersten Straßen im Kreis Kusel, deren Verlauf in der Landschaft oft noch zu erkennen ist, waren von den Römern gebaut worden. Von einem Straßenpflaster aus dem 18. Jahrhundert haben sich Reste in der Nähe von Herschweiler-Pettersheim erhalten.

Wer den gut markierten Schlosswanderweg von Herschweiler-Pettersheim aus benutzt, kann im Wald kurz vor seinem höchsten Punkt an mehreren Stellen altes Pflaster entdecken. Es sind einige Meter, auf denen die unterschiedlich großen Steine noch sichtbar sind. Sie stellen ein seltenes historisches Zeugnis dar, denn das Pflaster stammt von der ehemaligen „Herzogstraße“ des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Sie verlief als Straßenachse von Zweibrücken über Kusel bis zur Exklave Meisenheim. Besonders wichtig war das 40 Kilometer lange Teilstück, das die Hauptstadt mit dem Schloss Pettersheim verband. Es verlief von Zweibrücken und Homburg über Waldmohr, von dort über die Höhe ins Ohmbachtal. In Pettersheim war im Mittelalter eine einfache Befestigung entstanden, die wahrscheinlich im 13. Jahrhundert zu einer Wasserburg ausgebaut wurde. An ihrer Stelle entstand 1723 ein kleineres Schloss. Herzog Christian IV. ließ es zwischen 1759 und 1768 abreißen und ein prächtiges Jagdschloss errichten, das er ab 1763 als Nebenresidenz nutzte. Die Verkehrsverbindung war anfangs ein Weg für Boten, bevor sie zu einer „Chaussee“ erweitert wurde. Der Ausbau war vor allem das Werk von Friedrich Gerhard Wahl (1748-1826), der ab 1775 als Landbau- und Chausseeinspektor im Dienste des Herzogs stand. Nach französischem Vorbild wurde die Straße verbreitert, so dass sie auch von Kutschen und Wagen befahren werden konnte. Durch die größere Belastung war es notwendig, das Kiesbett durch Pflastersteine zu ersetzen. Um die Ausgaben zu finanzieren, wurde eine „Chausseegeld-Ordnung“ eingeführt, in der die Gebühren für die Dauer der Benutzung festgelegt waren. Wahl war ein Praktiker, der seine Kenntnisse auch in einem Buch publizierte. Unter dem Titel „Aus Erfahrungen gesammelter theoretisch-praktischer Unterricht in dem Straßen- und Brückenbau“ erschien es 1786 in Zweibrücken. Die humorvolle Vorrede über die Entwicklung des Verkehrs ist auch heute noch aktuell. Ein fiktiver Gesprächspartner sieht nach dem erfolgreichen Start eines Heißluftballons durch die Brüder Montgolfier 1783 die Zukunft im Luftverkehr. Dagegen plädiert der Autor für den Landverkehr. Die ehemalige Herzogstraße teilte ihr Schicksal mit dem Schloss in Pettersheim. Es wurde 1793 von den Franzosen geplündert, anschließend versteigerte man die Gebäude und veränderte sie in den nächsten 200 Jahren, so dass das ursprüngliche Aussehen des Schlosses nicht mehr erkennbar ist. Die Straße hatte ihre Bedeutung verloren, sie verfiel und blieb nur noch als Feld- und Waldweg erhalten. Auf ihm verläuft der Schlosswanderweg. Er lädt zu einem Ausflug in die Geschichte ein, ein Abstecher führt in die romantische Schlucht des „Krottelbacher Lochs“.

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