Rheinpfalz Betriebsrat betrachtet Saarpfalz-Standort als unverzichtbar

Mit einem Demonstrationszug vom Fabriktor in die Homburger Innenstadt protestierte die Belegschaft des KSB-Werks gestern Nachmittag gegen dessen drohende Schließung im kommenden Jahr. 81 Beschäftigte am Saarpfalz-Standort des Frankenthaler Pumpenherstellers Klein, Schanzlin & Becker (KSB) bangen um ihre Arbeitsplätze. Für den heutigen Mittwoch sind erste Verhandlungen mit der Geschäftsführung anberaumt.

Abordnungen anderer Industriebetriebe reihten sich in den Protestzug ein, sodass etwa 200 Mitarbeiter von KSB, Bosch, Thyssen-Krupp-Gerlach, John Deere, Pallmann, Ina-Schaeffler, Alstom Bexbach und anderer Firmen durch das verregnete Homburg zogen. Auf einer Kundgebung am Rondell bekräftigte Betriebsratschef Wolfgang Silzer den Standpunkt, dass der von der Geschäftsführung beabsichtigte Abzug der Produktion an den Mutterstandort „wirtschaftlich keinen Sinn“ mache: Die angepeilte Kosten-Einsparung von 5,5 Millionen Euro sei nur die halbe Wahrheit. Ein Gutachten, das die IG Metall bei der Beratungsgesellschaft Info-Institut (Saarbrücken) in Auftrag gegeben hat, erachtet den Beschluss auch als schädlich, sinnlos und teuer für den Gesamtkonzern: Die Fertigung von bis zu zwölf Meter hohen Groß-Unterwasserpumpen für die Industrie, wie sie nur in Homburg mit seiner 18 Meter tiefen Prüfanlage und seinen ebenso tiefen Montagebecken möglich sei, könne gar nicht nach Frankenthal ausgelagert werden. Das dortige Prüffeld weise nur zwölf Meter Tiefe auf. Setze die Geschäftsführung die Pläne um, würden für KSB Zusatzkosten von 4,8 Millionen Euro fällig – für einen Sozialplan in Homburg und für den nötigen Ausbau in Frankenthal. Zudem sei unklar, ob die Aufsichtsbehörden derart tiefe Brunnenbohrungen genehmigen würden. „Die Auftragsbücher des Homburger KSB-Werks sind voll“, bekundete Ralf Reinstädtler von der IG Metall Homburg-Saarpfalz gestern sein Unverständnis: „Hier kann keine Rede davon sein, dass man mit schmerzhaften Einschnitten auf schlechte Entwicklungen am Markt reagieren müsste.“ Die Gewerkschaft unterstütze daher die Forderung des Betriebsrates, den Homburger Standort in vollem Umfang zu erhalten und am Personalbestand festzuhalten. Für heutige ist in Homburg die erste von vorerst vier Gesprächsrunden zwischen Betriebsrat und IG Metall mit Vertretern der KSB-Führung anberaumt, weitere folgen im November und Dezember. Für den Einstieg kündigt Reinstädtler ein Referat der Gutachter vom Info-Institut an. Gegenüber der Konzernleitung wird, so Reinstädtler, zudem gefordert, „die komplette Homburger KSB-Belegschaft so lange an Bord zu belassen, bis über die Zukunft des Standorts entschieden ist“. Denn zum Jahresende liefen viele der etwa 20 auf zwei Jahre befristeten Beschäftigungsverhältnisse aus: „Die Betroffenen sollen die Möglichkeit erhalten, noch in diesem Jahr zu erfahren, wie es weitergeht.“ Der Gewerkschafter: „Wenn die Verantwortlichen Rückgrat zeigen, sollten sie kein Problem damit haben, einen als falsch erkannten Beschluss wieder zurückzunehmen.“ Am 6. November hatte der Stadtrat Homburg in einer Resolution gefordert, die Schließungs-Entscheidung zu revidieren. Inzwischen, so Reinstädtler, habe sich auch Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger für das Anliegen stark gemacht. (ghm)

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