Bad Bergzabern Ausstellung „Tierisch – tierisch“ der Südpfälzer Kunstgilde

Elke Steiner: Geborgenheit (Ausschnitt).
Elke Steiner: Geborgenheit (Ausschnitt).

Nein, im ehemaligen Textilladen an der Bad Bergzaberner Kurtalstraße wird weder gegackert noch gebellt oder gebrüllt. „Tierisch“ geht es trotzdem zu in der Interims-Galerie der Südpfälzischen Kunstgilde. Fünf Künstler aus der Region zeigen Darstellungen aus der Tierwelt.

Die Arbeiten von Marika Fünffinger, Carmen Stahlschmidt, Elke Steiner, Mathias Göhr und Andreas Hella haben neben dem Motiv noch was gemeinsam: Sie zeigen keine Wald- und Wiesenidylle, keine Kuschelhaustiere und keinen Ponyhof. Zu sehen sind Tiere als eigenständige, oft selbstbewusste Wesen, die Respekt verdient haben. Tiere mit einer eigenen Würde, die oft genug zerstört wird.

Beispiel Andreas Hella: Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass dem 64-jährigen Künstler, der in Wörth lebt, das Tierwohl am Herzen liegt. Sehr kritisch, mit Schockeffekt, bildet er ab, wie die fleischhungrige Menschheit mit Tieren umgeht. „Fleischauers Arche Noah“ nennt sich eine großformatige Zeichnung. Sie zeigt Huhn und Rind, Fisch und Schwein, an einen Totenschädel angelehnt. Daneben biegt sich eine skelettierte Wirbelsäule, an der ein Insekt nagt. Eine Anklage.

Allzu edle Umgebung, gänzlich menschengemacht

Die opulenten realistischen Ölgemälde von Elke Steiner, die in Gossersweiler lebt, wirken auf den ersten Blick friedvoll und verträumt. Doch ihre Tiere – in der Schau sind es nur Affen – werden nicht gerade artgerecht gehalten. Sie befinden sich in allzu edler Umgebung, gänzlich menschengemacht. Da schlummert ein Schimpanse auf einem Kuschelflokati in einer rosafarbenen surrealen Traumwelt. Ein anderer ist im „Hotel d’amour“ unterwegs. Und ein kleiner Affe, der grinsend die Zähne zeigt, feiert gerade „Geburtstag“; ein tortenartiges Gebilde verschwimmt im Hintergrund. Viele Menschen lächeln, wenn sie diese Bilder sehen. Aber andere geraten angesichts der vermenschlichten Tiere ins Nachdenken.

Marika Fünffinger ist überall in der Welt mit dem Skizzenblock unterwegs. Zunächst habe sie in erster Linie Städteansichten aquarelliert, bis sie dann, beim Anblick von Wasserbüffeln in Indien, auch Tiere für sich entdeckte. Vor allem die aus fernen Ländern: Farbenprächtig kommt eine Kamelkarawane daher. Ein Dromedar schaut hochnäsig auf die Betrachterin herab. Dass es etwas Besonderes darstellt, lässt sich schon am Titel ablesen: „Dromedarius“. Faszinierend ist das Porträt der „Löwin“, das schon für eine internationale Aquarell-Ausstellung ausgewählt wurde: Das hellwache Auge des Raubtiers fixiert ein unsichtbares Ziel, der ganze Körper bereit zum Sprung.

Kleine Wesen in des Künstlers Dschungel

Andreas Göhr lässt freundliche, manchmal melancholische kleine Wesen durch seine Bilder geistern, die einen unmittelbar in den Bann ziehen. „Kindheitserinnerungen, ein Lied, Dinge, die mich berühren“ sind es, die den in Silz lebenden Künstler inspirieren. Mit einer speziellen Technik auf Leinwand-Papier schafft Göhr eine haptische Grundlage, die oft wie ein großer dichter Wald wirkt. Dazwischen und meist ganz klein sind seine Wesen. Eine hundeähnliche Figur trägt sein Kind im Rucksack. Titel: „Alles was ich habe“. Ein schlafendes „Menschlein“ wird von einem Baum überspannt. Näheres Hinschauen lohnt sich: Versteckt im Geäst behüten ein Delphin, der einem Stern folgt, und ein sanfter Elefant den Schläfer.

Für die dritte Dimension in der Ausstellung sorgt Carmen Stahlschmidt (Oppenheim) mit Plastiken. Wild bewegt, mit aufgerissener Oberflächenstruktur präsentiert sich ihre Bronzeskulptur „Singender Hase“. Fische, Hirsche und weitere Tiere hat sie mit Blei- und Buntstift gezeichnet.

Die Ausstellungsidee hatte Gildepräsidentin Monika Cirica-Schneider. Umsetzen konnte sie ihre Pläne nicht mehr, denn sie starb kurz vor Jahresende. So ist die Ausstellung auch ein Stück Erinnerung an die engagierte Künstlerin und Kunstvermittlerin.

Info

Ausstellung „Tierisch – tierisch“ in der Kurtalstraße 9 in Bad Bergzabern vom 24. März bis 14. April, freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Vernissage ist am Palmsonntag, 24. März, um 11 Uhr

Marika Fünffinger: Unterwegs (Ausschnitt).
Marika Fünffinger: Unterwegs (Ausschnitt).
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