Kultur Südpfalz Auf der Suche nach besserer Zukunft

Es war ein exzellentes und bis zum Schluss spannendes Gesprächskonzert, das vor gut 250 Besuchern im Ziegeleimuseum Jockgrim den Spuren der Auswanderer folgte. Unter dem Titel „Zwecks Gründung einer besseren Zukunft“ gelang der Gemeinde zusammen mit dem Arbeitskreis Geschichte und dem Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern, eine multimedial gelungene Veranstaltung.

Im Mittelpunkt stand die Musik zunächst deutscher Komponisten aus der Zeit der beiden Auswanderungswellen 1840 und 1880 sowie bedeutender amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Brillant dargeboten wurde sie von Jörg Schloß (Klarinette) und Cornelia Gengenbach (Klavier). Neben den Musikern wirkten der bekannte Ahnenforscher Werner Esser sowie Roland Paul und Barbara Schuttpelz vom Institut für Pfälzische Geschichte mit. Die Sonate für Klarinette und Klavier von Franz Danzi (Hofkapellmeister in Karlsruhe) machte den Auftakt. Gefolgt von den sehr einfühlsam dargebotenen drei Nocturnes von Andreas Spaeth. Anmutig, mit großer Könnerschaft präsentiert war die Klarinettensonate von Leonard Bernstein. Zum Programm der beiden Musiker zählten weiter drei Werke von Gershwin. Sowohl beim Klaviersolo „Gershwins Fantasie“ als auch beim Klarinettensolo, den beiden Preludes und dem Blues aus „Ein Amerikaner in Paris“ boten beide Musiker absoluten Hörgenuss. Ebenso bei der „Pocket Size Sonata“ von Alec Templeton, dem nach Amerika ausgewanderten blinden Pianisten aus Wales, bekannt für seine Klassik- und Jazz-Werke. Ahnenforscher Werner Esser berichtete von den Erbfolgekriegen und rasch wachsender Bevölkerung, die Anlass für Auswanderungen über 250 Jahre waren, nicht nur nach Amerika. Französische Revolution, politische und klimatische Verhältnisse, Armut, Not, Unterdrückung und Verfolgung nach dem Hambacher Fest und Pfälzer Aufstand sowie besonders die bayerische Militärpflicht ließen die Jockgrimer sogar „heimlich“ die Flucht ergreifen. Meist über Le Havre in Nordfrankreich in die USA, wo sich bevorzugt in Cincinnati ganze „Zentren für pfälzische Auswanderer“ bildeten. Spätestens 1884 endete für die Jockgrimer die Auswanderungswelle, als die Ziegeleifabrik Ludovici Arbeit und Verdienst bot. Briefe über die Reise, die Ansiedlung sowie Arbeit und Leben – aus denen Roland Paul und Barbara Schuttpelz zitierten – prägten das damalige Amerikabild. Man erfuhr, dass sich die „Europamüden“ beim Aufbruch mit reichlich „Maulproviant“ versorgten und wie drastisch, je nach Seegang, sie ihre Schiffserlebnisse schilderten. War das erste Heimweh überwunden, bekannten die meisten, dass sie „wol zufrüten“ seien und es ihnen gut gehe in dem Land, in dem man „mer Fleisch is(s)t als bei eich Brod“, ein Vielfaches verdiene und nichts bereue. Zu erfahren war auch, dass man die Deutschen als „grün“ bezeichne, weil sie so frisch aussähen. Kritische Stimmen fanden New York sei hässlich, die Butter salzig, die Milch verwässert und die Ami-Frauen, die „keine Strickstrümpfe“ kennen, gingen „himmelschreiend“ schlecht mit ihren Männern um. Mit ein Grund, warum so mancher Pfälzer dort nur eine richtige Deutsche heiraten wollte. (hima)

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