Eisenberg „Auf Container sind wir nicht angewiesen“

Die Krisen in der Welt bringen immer mehr Flüchtlinge auch in den Donnersbergkreis. In seiner Neujahrsrede hat Landrat Winfried Werner appelliert, freie Wohnungen zu melden und sich im Helferkreis zu engagieren, der sich heute im Kreishaus bilden soll. Wir haben uns in Eisenberg und Göllheim umgehört, wie es um die Flüchtlingsbetreuung steht.

Mitte Dezember – eine aktuellere Zahl war in dieser Woche nicht zu erfahren – waren im Donnersbergkreis 358 Zufluchtsuchende registriert. Ende September waren es noch 319 – nach 178 im Jahr davor. Die vom Land zugewiesenen Flüchtlinge verteilt der Kreis nach einem festgelegten Schlüssel auf die einzelnen Verbandsgemeinden. In der Verbandsgemeinde Eisenberg sind derzeit 55 Asylbewerber, darunter sechs Familien, untergebracht, informiert Kirsten Bläse aus der Abteilung Bürgerdienste der VG-Verwaltung auf RHEINPFALZ-Anfrage. Nächste Woche kämen zwei weitere. Die Herkunftsländer der Menschen liegen vor allem in Europa und Asien: Neben Syrern und Afghanenen hat die VG Eisenberg auch Asylbewerber aus Balkanstaaten, Georgien, Aserbaidschan, Iran, Pakistan, Indien, Guinea und Eritrea zugeteilt bekommen. „Die Zahl wächst von Woche zu Woche“, beschrieb VG-Bürgermeister Bernd Frey am Wochenende auf dem Neujahrsempfang der Stadt Eisenberg die Situation. Für das Jahr 2015 rechnet er wieder mit rund 40 Personen. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es noch sieben Menschen. Genügend Wohnraum zur Verfügung für Asylbewerber zur Verfügung zu stellen, sei ein großes Problem für die Verbandsgemeinde, sagte Frey. Die VG hat deshalb kürzlich ein Gebäude in Kerzenheim angemietet, in dem allerdings derzeit noch keine Flüchtlinge leben, wie Kirsten Bläse erläutert. Derzeit sind alle Asylbewerber, die die VG zugeteilt bekommen hat, in Eisenberg untergebracht – in der Asylbewerberunterkunft in der Alfred-Nobel-Straße sowie in verschiedenen Wohnungen im Stadtgebiet. Ein Problem sei, dass Asylbewerber, nachdem sie als Flüchtlinge anerkannt sind, oft nicht sofort eine andere Wohnung fänden und deshalb die Wohnungen für neue Asylbewerber blockiert seien. In der VG Göllheim führen die Syrer derzeit, zusammen mit den Serben, die Herkunftsstatistik an. Insgesamt 69 Personen meldete Ulrike Schoger diese Woche. Die Zahl kann sich aber schnell ändern, weil schon wieder eine weitere Familie mit zwei Kindern angekündigt ist. „Normalerweise habe ich 14 Tage Zeit, eine Unterkunft für sie zu finden“, so Schoger. „Zum Glück habe ich gute Kontakte zu Vermietern, deshalb gelingt das auch in fast allen Fällen.“ Nur ganz selten einmal komme es vor, dass nicht rechtzeitig eine Unterkunft zur Verfügung stehe. „Dann werden die Leute übergangsweise im Hotel oder, noch lieber, in der Jugendherberge untergebracht. Auf Container oder Turnhallen sind wir jedenfalls nicht angewiesen.“ Sobald klar sei, ob Mitglieder einer Familie mit Kindern oder Einzelpersonen untergebracht werden müssten, werde die Wohnung entsprechend möbliert. „Wir können uns da zum Glück an die ,Brücke’ in Kirchheimbolanden wenden. Mit denen arbeiten wir sehr gut zusammen.“ Die Brücke wiederum bekomme die Möbel in der Regel gespendet. „Wir sind sehr froh, dass die Spendenbereitschaft der Bürger nach wie vor groß ist.“ Derzeit verteilen sich die Flüchtlinge der VG auf Göllheim (34), Albisheim (26) und Biedesheim (9). Neben den Herkunftsländern Syrien und Serbien seien die Leute im Augenblick aus Mazedonien, Bosnien, Aserbaidschan, Afghanistan, Pakistan und Ägypten. In der Mehrzahl handele es sich um Familien, was gut sei, denn deren Integrationsbereitschaft sei in der Regel am besten. Meist liefen die Kontakte über die Kinder. Insgesamt fielen die Flüchtlinge kaum negativ auf – Ausnahmen seien natürlich immer möglich. „Sie dürfen zwar keine Arbeit aufnehmen, gemeinnützig beschäftigen dürfen wir sie aber schon“, so Schoger. „Die meisten wollen das auch selbst.“ Meist gingen die Männer den Gemeindearbeitern zur Hand, was diese sehr entlaste. Dass nun ein Helferkreis für die Flüchtlinge gegründet werden soll, begrüßt Ulrike Schoger sehr: „Das wäre auf jeden Fall gut. Die Leute brauchen vor allem Hilfe im täglichen Leben, bei Behördengängen, beim Arzt und so weiter. Das können wir als Amt ja leider gar nicht leisten.“ (zin/bke/ajh)

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