Eisenberg Ab Sommer wächst der Bart

Auf den Stufen der protestantischen Kirche in Eisenberg wurde am Freitagabend der Weihnachtsmarkt eröffnet. Glocken läuteten um 18 Uhr, kündigten die baldige Ankunft des Nikolaus’ für die kleinen Besucher an. In den 28 Buden, die zwischen der Kirche und dem Platz am Storchenturm aufgebaut worden waren, warteten die Beschicker auf die ersten Passanten.

Gemeinsam mit dem Stadtbeigeordneten Georg Grünewald eröffnete Pfarrer Karl-Ludwig Hauth den Weihnachtsmarkt. Mit einer kleinen Vorführung stimmten Kindergartenkinder die Besucher auf die bevorstehenden drei Markttage ein. Dann war es soweit, der Nikolaus kam. In Eisenberg und Umgebung verkörpert diese Figur seit rund 45 Jahren bei vielen Festen der Kerzenheimer Paul Thoni. So 20 bis 25 Auftritte im Jahr kommen da schon zusammen, wenn man mit einem wunderbaren natürlichen weißen Bart ausgestattet ist wie Thoni. „Den Nikolaus habe ich schon gespielt, da hatte ich noch keine eigenen Kinder, es macht immer noch Spaß“, erzählte er. Ab der zweiten Jahreshälfte bleibe der Bart stehen, damit rechtzeitig zur Weihnachtszeit die typische Haarpracht des Nikolaus’ vorhanden ist. „Mein Bart wächst auch nur bis zu einer gewissen Länge, und irgendwann geht es nur noch um Pflege, nicht mehr um das Zurückschneiden“, verriet Thoni noch, bevor er sein Buch schnappte und sich aufmachte, um die wartenden Kinder mit Nikoläusen aus Schokolade zu beschenken. Mancher kleine Weihnachtsmarktbesucher hatte sich auch entsprechend vorbereitet. Ein Junge trug fehlerfrei ein Gedicht vor und erstaunte sogar den erfahrenen Nikolaus. Nach der Eröffnung machten sich Kinder und Eltern auf, um an den Buden bei optimalem Weihnachtsmarktwetter heiße Getränke zu schlürfen und die ersten Deko-Artikel zu kaufen. Beim Spielmannszug beispielsweise stand Brenda May-Krüger im Stand und bot Punsch an. Eine junge Musikerin pries die handgestrickten Schals und Socken an, die es hier ebenfalls zu kaufen gab. Gegenüber waren zwei Männer mit deutlich ostdeutschem Akzent dabei, den Grill mit Thüringer Bratwürsten zu bestücken. Das Besondere daran: Nicht nur die Thüringer auf dem Grill waren Originale, auch ihre Anbieter kommen aus Eisenberg in Thüringen, ein fast schon traditioneller Bestandteil des Weihnachtsmarktes, der Zuspruch der pfälzischen Eisenberger war entsprechend. Anziehungspunkt ist auch immer recht früh der Stand mit den handgebundenen Kränzen der DLRG Eisenberg. Im Hof neben der Kirche lockte eine Bude mit wunderschönen Teddybären, gegenüber stand Stefanie Brillante aus Ramsen mit ihren handgemachten Seifen – hier duftete es mehr nach Rosen und Lavendel als nach Bratwurst und Glühwein. Ein echter Hingucker waren auch die selbstgemachten Holzobjekte von Traudel und Dieter Filbert aus Eisenberg. Gesägte Tannenbäume, kleine Eulen aus Rinde, hölzerne Rentiere waren hier zu finden, der Stand war eine echte Bereicherung. „Früher waren wir auch noch in Bockenheim, aber jetzt bauen wir nur einmal im Jahr auf – in Eisenberg, wo wir auch wohnen“, so Traudel Filbert. (jös)

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