Rheinpfalz Überfluss besser verteilen

25 Plakate sind bis 14. April in der Stadtbücherei zu sehen.
25 Plakate sind bis 14. April in der Stadtbücherei zu sehen.

Der Ort könnte nach Einschätzung von Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer kein besserer sein: In der Stadtbücherei läuft seit gestern eine Ausstellung, die über das bedingungslose Grundeinkommen informiert. Die Idee seiner Befürworter: Jeder soll am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Gleichheit unter den Menschen, keine Hierarchien, keine Besitztümer – beziehungsweise wenn, werden diese nur untereinander getauscht. Das San-Volk in Namibia habe gezeigt, wie eine Kultur der Gemeinsamkeit funktionieren könne, zog Röthlingshöfer bei der Ausstellungseröffnung den Vergleich. Im Gegensatz dazu stehe die heutige Konsumgesellschaft, die in der Woche 40 Stunden und mehr arbeite und für die Zeit oft ein Fremdwort sei. Dabei seien gerade Zeit und Lebensqualität eng mit der Diskussion um das Grundeinkommen verbunden. „Es geht hier um die Frage, wohin sich unsere Gesellschaft entwickeln soll“, so Röthlingshöfer. Manfred Alten gab für die Neustadter Attac-Gruppe, die Veranstalter der Ausstellung in der Stadtbücherei ist, die Antwort: Der heute vorhandene Überfluss müsse dringend gesellschaftlich und wirtschaftlich organisiert, sprich: verteilt werden. Während der Mensch arbeite und trotzdem nicht mehr Geld verdiene, bereichere sich der Finanzsektor immer mehr, bestätigte Röthlingshöfer. „Wir futtern uns unser Erwirtschaftetes quasi weg“, so Alten. Attac plädiere deshalb schon seit Jahren für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Dieses müsse nicht nur die Existenz sichern, sondern zudem ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben mit all seinen Freizeiteinrichtungen teilzunehmen – unabhängig davon, ob und wie viel ein Mensch arbeite. Zwar sei Arbeit wichtig, erklärte auch Röthlingshöfer. Er könne sich aber durchaus mit dem Gedanken anfreunden, dass Arbeit nicht gleich Lohnarbeit sein müsse. Aus diesem fest verankerten System auszubrechen, könne aber nur gemeinsam erreicht werden. „Das Grundeinkommen braucht gesellschaftliche Akzeptanz“, so Alten. Auf welches Interesse das Thema in Neustadt stößt, das will Attac mit seiner Ausstellung, aber auch mit einem passenden Film und einem Vortrag herausfinden. 25 Plakate sind in der Stadtbücherei zu sehen, auf denen Fragen beleuchtet werden wie „Was ist Grundeinkommen?“, „Wie kann Grundeinkommen funktionieren?“, „Ist genug für alle da?“ und „Wer ist gegen ein Grundeinkommen?“ Dass es auch in Neustadt Gegner der Idee gibt, ist offenkundig. „Alles Faulenzer“, habe jemand über ein Plakat zur Ausstellungsankündigung geschrieben, berichtete Alten. Nicht jeder könne etwas mit dem Modell des bedingungslosen Grundeinkommens anfangen, so Röthlingshöfer. Um aber ein System für die Zukunft zu entwickeln, brauche es Veränderungen. „Warum aus der Stadtbücherei nicht eines Tages ein Verleihzentrum machen?“, so seine Vision: „Was wir hier schon mit Büchern und CDs machen, ließe sich doch auch auf andere Gebrauchsgegenstände ausweiten.“ Und Manfred Alten erklärte: „Wir fangen mit unserer Idee ja nicht bei null an“. Entsprechende Projekte würden beispielsweise schon in Alaska oder den Niederlanden ausprobiert. Info —Heute, 19.30 Uhr: Film „Free Lunch Society“ im Roxy-Kino. —Freitag, 13. April, 19 Uhr: Vortrag „Das bedingungslose Grundeinkommen“, „Wespennest“.

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