Rheinland-Pfalz Zur Sache: Untreuevorwürfe, Kündigungen, Ermittlungen

Die Lebenshilfe Rheinland-Pfalz wurde 1963 gegründet. Der Landesverband gliedert sich nach eigenen Angaben in 30 Orts- und Kreisvereinigungen mit rund 8380 Mitgliedern. Es werden mehr als 7000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistiger Behinderung gefördert und unterstützt. Einrichtungen der Lebenshilfe gerieten in den vergangenen Jahren mehrfach in die Schlagzeilen: Lebenshilfe Kusel: Zum 31. Dezember muss der Geschäftsführende Vorstand seinen Hut nehmen. Der Aufsichtsratsvorsitzende begründet das mit einem „gestörten Vertrauensverhältnis“. Außerdem sei es zu Unregelmäßigkeiten und Vorkommnissen gekommen, die an den Vorgänger des nun geschassten Geschäftsführenden Vorstandes erinnert haben. Es gehe hauptsächlich um Verhaltensweisen, Defizite bei der Kommunikation; aber auch ein finanzieller Schaden im dreistelligen Bereich sei der Lebenshilfe entstanden, hieß es seitens des Aufsichtsratsvorsitzenden. Von dem Vorgänger trennte sich die Lebenshilfe Kusel 2012 wegen Untreue. Aktuell bestehen Pläne, das Controlling auszulagern, um mehr Transparenz zu schaffen. Lebenshilfe Bad Dürkheim: Bei internen Recherchen war im November 2015 die Veruntreuung von rund 390.000 Euro festgestellt worden. Verursacht worden war der Fehlbetrag vermutlich durch die mutmaßlichen Unterschlagungen einer Mitarbeiterin der Finanzverwaltung der Lebenshilfe. Strafrechtlich aufgearbeitet wurde der Fall nicht, weil die Frau vor der terminierten Gerichtsverhandlung starb. Über eine Vermögenshaftpflicht wurde der Schaden von einer Versicherung zu 90 Prozent abgedeckt. Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt: Im vergangenen Jahr hatte eine Reporterin des „Teams Wallraff“ mit versteckter Kamera in einer Speyerer Wohngruppe für Senioren mit Handicap gefilmt. In einem Fernsehbeitrag für RTL, der im Februar 2017 ausgestrahlt wurde, warf sie – mittlerweile ehemaligen – Betreuern der Gruppe vor, Bewohner zu schikanieren und zu misshandeln. Die Lebenshilfe tauschte in ihrer Einrichtung die komplette Führungsmannschaft aus. Vorübergehend verfügte die Aufsichtsbehörde einen Aufnahmestopp. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen drei Betreuer, unter anderem wegen des Vorwurfs der Misshandlung von Schutzbefohlenen und Beleidigung. Die Verfahren wurden unter anderem wegen widersprüchlicher Zeugenaussagen eingestellt – teils gegen eine Geldauflage. Im September wurden neue Vorwürfe bekannt: Zwei Mitarbeiter im Behindertenwohnheim in Speyer wurden vom Dienst suspendiert. Ihnen wird angelastet, im Juli gegenüber Bewohnern übergriffig geworden zu sein. Lebenshilfe Westerwald: Das Amtsgericht Montabaur hat vergangene Woche die ehemalige Vorsitzende wegen Untreue und Betrugs zu einer Geldstrafe in Höhe von 12.000 Euro verurteilt. Nach Auffassung des Gerichts hatte die 58-Jährige unter anderem Geld der Lebenshilfe in Höhe von 34.000 Euro in eine eigene Lebens- und Rentenversicherung eingezahlt. Ihr zufolge war es der vereinbarte Lohn für ihre Arbeit, doch das konnte sie nicht belegen. Insgesamt ging es um eine Schadenssumme von 120.000 Euro.

x