Rheinland-Pfalz Winzer bringen Trauben zügig ein

An diesen Reben hat der Vollernter seine Arbeit schon getan.
An diesen Reben hat der Vollernter seine Arbeit schon getan.

«NEUSTADT.» Die Hauptweinlese in der Pfalz ist voll im Gange. Angefangen wurde damit aufgrund der schon weit fortgeschrittenen Traubenreife außergewöhnlich früh: Einige Winzerbetriebe haben bereits Ende August, viele in den ersten Septembertagen für die Weinproduktion zu ernten begonnen.

Die Lese für Federweißen war offiziell sogar schon am 16. August gestartet worden – und damit fast eine Woche zeitiger als im Vorjahr. Da derzeit viele Rebsorten gleichzeitig die Erntereife erreichen würden, zeichne sich in vielen deutschen Weinbaugebieten auch eine „relativ schnelle Weinlese ab“, teilte das Deutsche Weininstitut (DWI) in Bodenheim mit. Dank des überwiegend sonnigen Wetters in den vergangenen Wochen hätten in allen Weinregionen die Zuckergehalte in den Trauben stark zugenommen, so das DWI. „Die Mostgewichte sind sehr hoch“, erklärte am Wochenende Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt zu den bei Pfälzer Lesegut festzustellenden Werten. So waren bei den jüngsten amtlichen Reifemessungen des DLR am vergangenen Montag beispielsweise Mittelwerte von 84,9 Grad Oechsle bei Grauburgunder, 87,6 bei Spätburgunder und bei Riesling für Anfang September schon stattliche 77,7 Grad Oechsle registriert worden. 2016 wurden bei dieser Sorte zur gleichen Zeit erst 55,5 Grad erreicht. Enttäuscht zeigten sich viele Winzer allerdings hinsichtlich der Erträge, so Oberhofer: „Die Erntemenge fällt geringer aus als erwartet.“ Eigene Einschätzungen dazu möchte er noch nicht abgeben, er verweist aber darauf, dass bei vielen Betrieben mit einem zwischen zehn und 30 Prozent niedrigeren Ertrag als im Vorjahr gerechnet werde. Als Hauptgründe dafür nennt der Experte Einbußen durch die Spätfröste im April und die lange Trockenheit im Frühsommer. Sehr zufrieden wiederum seien die Winzer mit der Qualität des Leseguts – weder Pilzkrankheiten noch die gefürchtete Kirschessigfliege seien bisher ein großes Thema, sagte Oberhofer. Witterungsmäßig wünsche man sich nun vor allem kein Regen mehr. Wenn das Wetter mitspiele, sei auf einen sehr guten Jahrgang zu hoffen. Sicherlich werde es „einen hohen Anteil an überdurchschnittlichen Qualitäten“ geben. Der frühen Traubenreife wegen stünden viele Winzer in dieser Saison unter besonderem Arbeitsdruck: „Die übliche kleine Pause zwischen Sommerarbeit und Ernte ist dieses Jahr quasi entfallen,“ merkte Oberhofer an. Bei der Ernte geht’s derzeit flott voran. Nach frühreifen Rebsorten wie Ortega und Regent seien inzwischen auch Hauptsorten wie Portugieser und Müller-Thurgau schon weitgehend eingebracht. Für Dornfelder hat der rheinland-pfälzische Weinbauminister Volker Wissing übrigens Ende August landesweit das vorgeschriebene Mindestmostgewicht von 68 auf 65 Grad Oechsle gesenkt, um „den Weg für eine schnelle Lese frei zumachen“. Eine Maßnahme, die wohl vor allem Winzer in Rheinhessen, in deren Weinbergen es am letzten August-Wochenende Hagelschäden gab, aufatmen ließ. In der Pfalz wurde bei Dornfelder bei den Reifemessungen am 4. September bereits ein durchschnittliches Mostgewicht von 75 Grad Oechsle notiert. Eine Ausnahmegenehmigung erteilte der Minister auch in anderer Hinsicht: Er ließ die Säuerung von Trauben, Most, teilweise gegorenem Traubenmost, Jungwein und Wein des Jahrgangs 2017 in allen rheinland-pfälzischen Anbaugebieten zu. Ausgenommen von der Sonderregelung sind nur für die Eiswein-Herstellung vorgesehene Erzeugnisse.

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