Rheinland-Pfalz Wähler verzeiht Zwangsfusion

Ludwigshafen. Einige Pfälzer Gemeinden kämpfen noch immer erbittert gegen die von der rot-grünen Landesregierung verordnete Gebietsreform. Doch nur in einem Fall dürfte das umstrittene Projekt der SPD bei der Kommunalwahl ernsthaft geschadet zu haben. In einem anderen scheint sogar ein CDU-Bürgermeisterkandidat der Leidtragende sein.

Eigentlich sah es so aus, als könnten Jürgen Wenzel und seine CDU leichtes Spiel haben. Der Verbandsbürgermeister von Enkenbach-Alsenborn stand am Sonntag zur Wahl. Denn die rot-grüne Landesregierung zwingt seine bisherige Verbandsgemeinde (VG) zur Fusion mit der bisherigen VG Hochspeyer. Deren Noch-Verwaltungschef Walter Rung ist auch von der CDU, trat aber nicht mehr an. Und die Gegenkandidaten kamen ebenfalls aus Enkenbach-Alsenborn, taugten auf den ersten Blick also nicht als Stimmenmagnet für Hochspeyerer. Andererseits klagt Wenzel im Namen seiner bisherigen VG gegen den Zusammenschluss. Sie will Hochspeyers hohen Schulden nicht übernehmen. Von den Noch-Nachbarn gewählt werden will der Christdemokrat trotzdem. Dieser Spagat scheint auch seiner Partei wehzutun. In Hochspeyer holte sie schon vor fünf Jahren nur 26,9 Prozent, doch in Enkenbach-Alsenborn wurde sie damals mit 40,1 Prozent stärkste Kraft. In der neuen VG haben die Christdemokraten am Sonntag insgesamt 33,7 Prozent geholt – deutlich weniger als die Genossen mit 41,0 Prozent. Obwohl sie als Mainzer Regierungspartei für die Gebietsreform verantwortlich ist, steht die SPD im neuen Gebilde besser da als in beiden alten. Das gilt auch für die Partei, mit der sie auf Landesebene koaliert: Die Grünen, bislang in den zwei Räten nicht vertreten, fahren in der neuen VG 5,9 Prozent ein. Ein Achtungserfolg gelingt ihnen auch in der zwangsfusionierten VG Edenkoben/Maikammer: Der Grünen-Bürgermeisterkandidat Reinhard Metz erhält 22,2 Prozent. Als er vor vier Jahren in der alten VG Edenkoben antrat, musste er sich mit 16,5 Prozent begnügen. Damals wie heute war sein Gegner der bisherige Edenkobener Verbandsbürgermeister Olaf Gouasé, dem er diesmal wieder nicht gefährlich wird – der Christdemokrat behauptet sich mit 77,8 Prozent. Selbst in den Dörfern der bislang von seinem Parteifreund Karl Schäfer regierten Alt-VG Maikammer erntet Gouasé durch die Bank Werte oberhalb der 70-Prozent-Marke. Die Wähler dort hatten der Union bislang auch eine absolute Mehrheit im Verbandsgemeinderat beschert. In Edenkoben hingegen war sie zwar stärkste Kraft, brauchte aber einen Partner. So wird es auch im Rat der neuen VG sein. Für die Sozialdemokraten ändert sich derweil nicht viel. Etwa 20 Prozent der Stimmen, das sind sie schon aus den beiden Alt-Räten gewohnt. In der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen/Wallhalben hingegen erleidet die SPD spürbare Verluste. 25,1 Prozent bekommt sie insgesamt. Im Gebiet der Alt-VG Thaleischweiler-Fröschen ist sie um 8,9 Punkte auf 33,5 Prozent geschrumpft, in der Alt-VG Wallhalben um 8,1 Punkte auf magere 13,0 Prozent – hinter CDU, FWG und einer Anti-Fusions-Bürgerinitiative. Die hat nur Kandidaten aus der Alt-VG Wallhalben antreten lassen, bekommt trotzdem zwei Sitze im Rat der neuen VG. Von deren Chefsessel ist die SPD meilenweit entfernt: Ihr Bürgermeisterkandidat Heino Schuck holt 15,5 Prozent. Die beiden Amtsinhaber Thomas Peifer (CDU, Thaleischweiler-Fröschen) und Berthold Martin (FWG, Wallhalben) hätten in ihren Alt-Verbandsgemeinden jeweils über 50 Prozent bekommen. Doch im neuen Gebilde hat keiner von ihnen am Sonntag die absolute Mehrheit errungen. Nun fällt die Entscheidung bei einer Stichwahl am Pfingstsonntag. Da wird auch in Enkenbach-Alsenborn/Hochspeyer noch einmal gewählt. Denn nicht nur die CDU hat dort kein leichtes Spiel, auch ihr Kandidat tut sich schwer: Trotz Amtsinhaber-Bonus hat Jürgen Wenzel die absolute Mehrheit verfehlt. Er liegt nach dem ersten Durchgang sogar hinter seinem Konkurrenten Andreas Alter. Der SPD-Bewerber hat in allen Dörfern der VG Hochspeyer die Nase vorn – obwohl er ebenso aus Enkenbach-Alsenborn kommt wie Wenzel.

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