Amok Motiv des Schützen von Heidelberg weiter unklar

Trauer in Heidelberg um die erschossene 23-Jährige. Sie stammt aus der Pfalz.
Trauer in Heidelberg um die erschossene 23-Jährige. Sie stammt aus der Pfalz.

Die Ermittler haben auch an Tag vier nach der Bluttat von Heidelberg offenbar nur wenige neue Erkenntnisse. Die Staatsanwaltschaft wartet eigenen Angaben zufolge auf die Ergebnisse der Obduktion der zwei Leichen. Dagegen steht fest, wo in Österreich der Täter die drei Waffen gekauft hat.

Das Motiv für das Amokverbrechen, bei dem am Montag die 23-Jährige durch mehrere Schüsse getötet und drei weitere junge Menschen verletzt worden waren, liegt weiter im Dunklen. Nach der Tat nahm sich der 18-jährige Schütze das Leben. Die Polizei deutete aber an, dass eine „im Raum stehende“ psychische Erkrankung des jungen Mannes Ursache für die Tat gewesen sein könnte.

Wann die Ergebnisse der Obduktion der beiden Leichen vorliegen, ist noch unklar, wie die Staatsanwaltschaft Heidelberg am Donnerstagmittag auf Anfrage informierte. Die Ermittler erhoffen sich von den Ergebnissen der Gerichtsmedizin möglicherweise Rückschlüsse darüber, wie nah der Täter seinem Opfer gekommen ist und ob der 18-Jährige es gezielt auf die 23-Jährige, die in Landau zur Schule ging, sowie die anderen Opfer abgesehen hatte.

Auch die österreichische Polizei ermittelt

Der Schütze hatte seine Tat in einer Whatsapp-Nachricht an seinen Vater kurz davor angekündigt. Laut Staatsanwaltschaft ging diese am Montag um 12.23 Uhr auf dem Handy des Vaters ein. Wenige Minuten später verständigte dieser das Polizeirevier Heidelberg-Mitte. Unterdessen ermitteln die österreichischen Behörden zu Details des Waffenkaufs des Studenten bei einem Waffenhändler und einer Privatperson. Der junge Mann, der wie das Todesopfer im ersten Semester Biologie studierte, hatte den Ermittlern zufolge etwa eine Woche vor der Tat drei Langwaffen in Wien erworben. Beamte stellten am Tatort zwei der Waffen und rund 150 Schuss Munition sicher – zunächst war deren Anzahl auf 100 Schuss geschätzt worden. Die dritte Waffe war in dem von dem 18-Jährigen gemieteten Zimmer in Österreich geblieben.

Falschmeldungen zu Impfstatus und Herkunft

Die Ermittler prüfen den Angaben zufolge außerdem Hinweise zu Verbindungen des Mannes zur rechtsextremen Partei III. Weg. Die Darstellung, er sei 2019 ausgetreten, dementierte die Organisation auf ihrer Webseite. Er habe im September 2019 einen nicht unterschriebenen Fördermitgliedsantrag an das Postfach der Partei geschickt. Da sich der Antragssteller jedoch unter den angegebenen Kontaktdaten nicht gemeldet habe, sei sein Fall einen Monat später zu den Akten gelegt worden. Die Ermittlungsgruppe „Botanik“ habe keine konkreten Anzeichen auf Kontakte des Schützen ins rechte Spektrum, wie sie sagt.

Bezüglich Falschmeldungen, die rund um die Bluttat im Internet kursierten, ist die Polizei bereits aktiv geworden. „Wir haben uns in sieben Fällen wegen Fake News um den Täter an Twitter gewandt, um die Löschung von Meldungen zu veranlassen“, sagte Polizeisprecher Patrick Knapp in Mannheim. Gründe waren nicht belegte Aussagen zu Identität, Herkunft, politischer Orientierung oder Impfstatus des Schützen. Dabei waren drei unschuldige Männer ins Fadenkreuz geraten.

Studierende der Uni Heidelberg wünschen sich unterdessen einen permanenten Gedenkort für die erschossene 23-Jährige und ihre drei verletzten Kommilitonen.

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