Rheinland-Pfalz Herkunft soll gestärkt werden

«Neustadt.» Die 2018 gegründete „Schutzgemeinschaft g.U. Pfalz“ hat gestern beim Großen Pfälzer Weinbautag in Neustadt von Weinbauminister Volker Wissing (FDP) den Anerkennungsbescheid erhalten. Sie besitzt damit nun als erste derartige Organisation im Land, die sich um die Verwaltung herkunftsgeschützter Weinnamen kümmert, alle Befugnisse für ihre Arbeit.

Im Mittelpunkt steht dabei „die Stärkung der Herkunft Pfalz“, wie der Pfälzer Weinbaupräsident Reinhold Hörner sagte, der auch Vorsitzender der Schutzgemeinschaft ist. Mit dieser repräsentativen Vertretung der regionalen Weinwirtschaft sollen deren Mitbestimmungsrecht und die Selbstverwaltung gestärkt werden: Winzer, Kellereien und Genossenschaften entscheiden zukünftig gemeinsam darüber, welche Kriterien die Qualitäts- und Landweine aus dem Weinanbaugebiet erfüllen sollen, erklärte Wissing. Die Schutzgemeinschaft könne zum Beispiel für Wein mit der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) „Pfalz“ die Zulassung neuer Rebsorten, Änderungen von Vorgaben zu Hektarerträgen und Mostgewichten oder die Neuabgrenzung des Gebiets beantragen. Zuvor sei dies ausschließlich Gegenstand von Landesverordnungen gewesen. Jetzt könne die Branche unmittelbar Anträge stellen. Rheinland-Pfalz hat als erstes Bundesland die Rechtsgrundlage zur Gründung der neuen Selbstverwaltung geschaffen. Die Beteiligten sollen dem Minister zufolge „selbst bestimmen können, wie ihr Kulturgut angebaut, bereitet und vermarktet werden soll“. Wie der Deutsche Weinbaupräsident Klaus Schneider gestern sagte, sollen die Schutzgemeinschaften künftig auch für die Profilierung ihrer Anbaugebiete verantwortlich sein. Er erläuterte eingehend das Konzept des Deutschen Weinbauverbandes zur Schaffung eines neuen herkunftsorientierten Qualitätssystems bei der Weinvermarktung. Die Herkunft müsse künftig „ein Qualitätsversprechen“ sein – nach dem Leitsatz „je kleiner die angegebene Herkunftskategorie, desto größer die Qualität“. Die organisatorische und strategische Neuausrichtung der Pfälzer Weinwerbung war ein weiteres Hauptthema am gestrigen ersten der bis heute dauernden 72. Pfälzischen Weinbautage im Neustadter Saalbau. Nötig wurde die Änderung, wie Hörner erklärte, da beim „Notifizierungsverfahren“ zur Weinwerbung in Rheinland-Pfalz keine Genehmigung durch die EU erfolgte. Zudem habe ein Prüfbericht des Landesrechnungshofs deutlich Handlungsbedarf aufgezeigt. Künftig soll die Werbung für Pfälzer Wein aus einem Guss erfolgen und nicht weiter auch durch die Teilregionen. „Ob Pfalzwein, Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße oder die Südliche Weinstraße, alle haben unterschiedlich agiert, jeder für sich hat andere Aufgaben gut gelöst“, befand Hörner. „Das Positive müssen wir jetzt weiterentwickeln.“ Die Ausgangssituation und Handlungsempfehlungen legte Laura Ehm, Professorin für Marketing vom Weincampus Neustadt, dar. Sie hat mit Marc Dreßler, Professor für Betriebswirtschaftslehre, einen projektbegleitenden Bericht erstellt.

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