Corona Die Situation an den Krankenhäusern der Pfalz spitzt sich zu

Nicht nur in Speyer am St.-Vincentius-Krankenhaus knapp: das Personal.
Nicht nur in Speyer am St.-Vincentius-Krankenhaus knapp: das Personal.

Im bundesweiten Vergleich hat Rheinland-Pfalz zwar noch mit die meisten freien Intensivbetten in den Krankenhäusern. Doch die Situation in den Kliniken spitzt sich zu. Es mangelt vor allem an Personal. Auch sterben weiter viele Menschen an Covid-19. Nach dem Höchstwert von 50 Todesfällen am Dienstag waren es am Mittwoch erneut 43. Allein 25 in der Pfalz.

Rheinland-Pfalz vermeldete am Dienstag den traurigen Rekord von 50 Corona-Toten, am Mittwoch wurden dann in der Pfalz die seit Ausbruch der Pandemie bislang meisten Todesopfer gemeldet: 25 Menschen starben nach Angaben des Landesuntersuchungsamts (LUA) binnen 24 Stunden – in Kliniken und Altenheimen. Die meisten neuen Todesfälle wurden im Kreis Germersheim gemeldet (zwölf), im Kreis Südliche Weinstraße gibt es vier Tote, im Kreis Kaiserslautern drei. Jeweils zwei Todesfälle gibt es in den Städten Ludwigshafen und Neustadt sowie dem Kreis Südwestpfalz.

„Angespannte Situation“

Die Situation an den Kliniken in der Pfalz hat sich zugespitzt: Manche Häuser haben ihre Aufnahmekapazität zumindest vorübergehend erreicht und müssen Patienten in andere Kliniken verlegen oder dorthin schicken. Überall ist die Anzahl der Covid-19-Patienten gestiegen. Häufig wird das Personal knapp.

In Rheinland-Pfalz sind zwar laut der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) noch 242 von 1089 Intensivbetten frei – und damit hat das Land hinter Schleswig-Holstein die höchste freie Kapazität mit rund 22 Prozent, vereinzelt sieht dies jedoch anders aus. Für Pirmasens etwa sind gemäß Divi zwei von zwölf Intensivbetten frei (etwa 17 Prozent). Das Westpfalz-Klinikum mit seinen drei Standorten hat 146 Intensivbetten, davon sind Stand Mittwoch 20 leer (nur knapp 14 Prozent). Insgesamt werden in Kaiserslautern, Kusel und Rockenhausen aktuell laut Klinikum 56 Covid-19-Patienten behandelt.

Auch das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium sprach am Mittwochabend von einer „angespannten Situation“ im Gesundheitswesen. Von einer „Triage“ (siehe Stichwort) sei man aber dank der landesweit freien Kapazitäten in den Kliniken weit entfernt.

Unterschied zur ersten Welle

Wie groß der Unterschied zwischen erster und zweiter Pandemiewelle aber ist, zeigt sich etwa am Klinikum Ludwigshafen. Im Frühjahr hat das Haus laut Geschäftsführer Hans-Friedrich Günther bis zu 20 Covid-Patienten versorgt – davon sechs bis sieben auf der Intensivstation. Aktuell seien es 89 – davon 16 in intensivmedizinischer Behandlung. Günther rechnet über die Feiertage mit einem weiteren Anstieg an Coronafällen, ehe sich der Lockdown bemerkbar mache.

Das Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus in Speyer hatte seit mindestens einer Woche zwei Stationen für neue Patienten dichtgemacht: „Die Innere Medizin und die Intensivstation waren bei der Leitstelle abgemeldet“, informierte das Haus am Mittwoch. Sprich, die Rettungsleitstelle bekam dort keine freien Betten mehr angezeigt. Aktuell sei die Regelung jedoch wieder aufgehoben. Das Krankenhaus hatte am Montag mitgeteilt, bei Bedarf weitere Intensivbetten für Covid-19-Patienten in Betrieb zu nehmen. Allerdings gerate das Krankenhaus auch an personelle Grenzen. Das droht auch in einem weiteren von den Diakonissen betriebenen Haus: dem evangelischen Krankenhaus in Bad Dürkheim, wenn noch mehr Patienten kommen. Auch von dort heißt es, die Situation sei angespannter als noch zu Beginn des Monats.

Und auch am St.-Vincentius-Krankenhaus in Speyer fehlt Personal, an der Technik scheitert die Versorgung von noch mehr Patienten dagegen eher nicht. „Die technisch-medizinischen Kapazitäten der Intensivstation wurden in den letzten Monaten aufgestockt, und wir halten weiterhin eine Reservekapazität von zwölf Betten bereit“, sagt Verwaltungsdirektor Bernhard Fischer.

Die Folgen im Hotspot Speyer

Vor allem in Speyer grassiert das Coronavirus weiter. Die Stadt hat am Mittwoch erstmals die Sieben-Tage-Inzidenz von 500 überschritten: 502,4 Neuinfizierte in den vergangenen sieben Tage berechnet auf 100.000 Einwohner meldete das Landesuntersuchungsamt in Koblenz. In Speyer geht das Infektionsgeschehen vor allem auf zwei Altenheime zurück (zuletzt 30 neue Fälle im Haus Edelberg und im Salier-Stift) sowie auf die Asylbewerber-Einrichtung (acht). Als Konsequenz hat Speyer jetzt die nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr bis 10. Januar verlängert.

Geringfügig gelockert wird sie an den Feiertagen: Vom 24. bis 26. Dezember müssen die Menschen erst ab Mitternacht zu Hause sein. An Silvester wieder ab 21 Uhr. Weiterhin gilt für die Innenstadt: Maskenpflicht zwischen 8 und 20 Uhr. Auch bei anderen Auflagen geht die Stadt teils strenger vor als es die Landesverordnung vorgibt (Infos unter www.speyer.de). Der Geschäftsführer des Salier-Stifts, Ulrich Heberger, meinte: „Lange hält unser Pflegesystem nicht mehr durch.“ Er hofft auf einen baldigen Impfstart.

Die Hoffnung in Landau

In Landau dagegen ist man hoffnungsvoll, nach einem Aufnahmestopp am kommunalen Krankenhaus wegen hoher Infektionszahlen unter Patienten und Mitarbeitern wieder Kranke aufnehmen zu können. Der Aufnahmestopp für Nicht-Infizierte und Notfälle, der am Standort Landau und in Annweiler seit Anfang Dezember gilt, soll ab Sonntag laut Klinik aufgehoben werden. Dann endet auch die Quarantäne für rund 450 Mitarbeiter.

Über die Feiertage

Die ambulante Behandlung von Corona-Patienten in Rheinland-Pfalz ist nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) auch über die Weihnachtsfeiertage gewährleistet. „In über 240 Corona-Anlaufstellen werden die Patienten auch vom 24. Dezember bis 3. Januar behandelt“, hieß es am Mittwoch. Die restlichen Anlaufstellen sollen am 4. Januar ihre Arbeit wieder aufnehmen. Eine Übersicht über die Versorgung vor Ort will die KV ab Dienstag, 17 Uhr, auf ihrer Homepage geben (www.kv-rlp.de/396666 ).

Über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel soll die Corona-Hotline des Landes Rheinland-Pfalz wieder täglich besetzt sein – auch im Januar soll dies an den Wochenenden gelten. Das hat das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitgeteilt. Seit der landesweit verschärften Corona-Maßnahmen am 2. November gingen laut Ministerium täglich rund 590 Anrufe ein. Hier lesen Sie den Kommentar

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