Rheinland-Pfalz Auf ihn mit Gebrüll!

Unter dem Motto „Saach blooß“ gehen wir originellen Sprüchen, Redensarten und Wörtern aus der Pfalz auf den Grund – und zwar mithilfe unserer Leserinnen und Leser.

Wenn zwei sich streiten, gibt es im Prinzip nur zwei Konfliktlösungsstrategien. So ließe sich a) im konstruktiven Dialog für beide Standpunkte das Für und Wider abwägen – mit dem Ziel, eine einvernehmliche Lösung zu erreichen. Oder jede Seite geht b) “ – und irgendjemand kehrt am Ende die Scherben zusammen. „Saach blooß“ überlässt es der Fantasie der Leser, welches Konzept dem Pfälzer Wesen eher entsprechen könnte. Wir wollen sowieso erst mal auf etwas ganz anderes raus. Sowohl das hochdeutsche „Wider“ aus „Für und Wider“ als auch das forsche pfälzische haben sprachlich denselben Ursprung: das mittelhochdeutsche „da(r)wider“ und das althochdeutsche „dar(a) wider(i)“. Beide bedeuteten „dagegen“ – womit wir beim heutigen Thema ziemlich eindeutig auf frontalem Konfrontationskurs wären. „“ bringe zum Ausdruck, „dass man mit aller Kraft gegen etwas angehen will“, schreibt Rudolf Walther aus Großkarlbach. Das könne eine unangenehme Arbeit sein, die man anzupacken gedenkt, aber auch der Gegenspieler auf dem Fußballplatz, dem man keinerlei Freiraum lassen will. ist der Aufruf zur kernigen Tat“ – so formuliert es Reinhard Hartmann aus Kaiserslautern, „ob es nun die vom Betzenberg sind, oder ob es vor 500 Jahren die aufständischen Nußdorfer Bauern waren – es geht (jetzt) los, und es wird nicht ohne Blessuren abgehen.“ Von einer regelrechten Kampfansage, die dem Kontrahenten „verbale oder körperliche Gewalt“ androht, spricht Doris Rittmann aus Birkenheide, und Karl Otto Peschke aus Zweibrücken bezeichnet „“ gar als „Pfälzer Schlachtruf“. „Auf ihn mit Gebrüll!“ wäre eine Übersetzung ins Hochdeutsche. Apropos. „ lautet die pfälzische Übertragung des Sprichworts „Der geht ran wie Blücher“, das Uta Müller aus Neustadt eingeschickt hat und das perfekt zum Thema Konflikte und ihre (gewalttätigen) Lösungen passt. Die Geschichte verrät uns: Als sich Preußen dem Befreiungskampf gegen das napoleonische Frankreich verschrieb, tat sich besonders Generalfeldmarschall von Blücher als Oberbefehlshaber der schlesischen Armee hervor. Blücher schlug 1813 in der Schlacht an der Katzbach das Heer des französischen Marschalls Jacques MacDonalds vernichtend, und der militärische Erfolg setzte sich als Sprichwort und damit im kollektiven Gedächtnis der Deutschen fest – und zwar bis heute. Wir wollen aber nicht behaupten, dass das Wörtchen zwingend zu blutigen Schlachten führen oder Erinnerungen an solche wecken muss. Manchmal dient es einfach für kleine Scharmützel im Alltag wie jenes zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter, die im selben Haus leben mussten, obwohl sie sich nicht leiden konnten. Helga Jungen aus Carlsberg erzählt es so: Die Schwiegermutter habe ein Holzschild mit einer Botschaft, die der Schwiegertochter übel aufstieß (vielleicht: , genau dort an die Wand gehängt, wo die Schwiegertochter ständig vorbeilaufen musste. Es könnten solche privaten Ränkespiele sein, die dafür gesorgt haben, dass das aggressive in der Mundart überlebt hat, während es im Hochdeutschen nicht mehr zu hören ist. „“, schreibt Uta Müller, die sich mit dem Ausruf „“ auch diesmal wieder tapfer (und wohltuend gewaltfrei) der Aufgabe gestellt hat, „Saach blooß“ ihre Gedanken mitzuteilen. Dazu zählt auch eine erstaunlich lange Liste von Zusammensetzungen: Rosemarie Mathes aus Germersheim weist darauf hin, dass nicht nur für „dagegen“, sondern auch das kurze für „gegen“ im Pfälzischen Verwendung findet. „ Oder: „ Das zweite Pfälzer Wort, nach dem wir in der jüngsten Folge gefragt hatten, ist : eine wohl vornehmlich süd- und südwestpfälzische Version von „nur“, „nunmehr“ oder „nurmehr“ mit der Bedeutung von oder . „Saach blooß“ hat bereits eine eigene Folge gewidmet (im April 2009, nachzulesen im Buch „Saach blooß 3“). Doch die Kombination “ ist einfach zu schön, um sie in der Vergangenheit ruhen zu lassen. Mit dem vorangestellten, sehr suggestiven Wort wie in „!“ oder wird die Wirkung von gezielt verstärkt. „soll zum Beispiel ausdrücken: Dir kann nichts passieren, wenn du dich mit ihm anlegst. Oder: Nur Mut, es wird alles halb so schlimm werden! kann aber auch einfach der Selbstvergewisserung dienen, wenn man beide Wörter vor sich hin murmelt, bevor man sich einer großen Aufgabe stellt. Sie können es ja mal ausprobieren bei unserer Frage für die nächste Folge. Die soll dem seltsamen , oder gewidmet sein. Wir wollen wissen: Was ist das ? Was kann passieren, wenn es jemand mit dem zu tun bekommt? Wo kommt das Wort wohl her? Kann man darauf sitzen? Schreiben Sie uns!

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