Politik Spendenaufruf für RHEINPFALZ-Leser: Der Monsunregen hat alles weggeschwemmt

Da war die Welt noch in Ordnung: Pflanzaktion im Kinderheim. Später regnete es ohne Ende.
Da war die Welt noch in Ordnung: Pflanzaktion im Kinderheim. Später regnete es ohne Ende. Foto: VKY

Viele Jahre hat Gabriele Venzky aus Indien für deutsche Zeitungen berichtet. Auch im Ruhestand kümmert sie sich um von ihr gegründete Hilfsprojekte auf dem Subkontinent. Die Beiträge der RHEINPFALZ-Leser stellen mittlerweile die wichtigste Säule für die Projekte von Lift e.V. dar.

Liebe Leserinnen und Leser, viele von Ihnen begleiten und unterstützen seit Jahren den Hilfsverein Lift e.V. – Zukunft für indische Mädchen. Ziel ist es, entrechtete Mädchen aus den untersten Schichten Indiens durch Bildung und Ausbildung aus ihrem Elend herauszuholen. Doch nicht nur das: Unsere Mädchen sollen als selbstbewusste Frauen dazu beitragen, die materiellen und gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrem Land so zu verändern, dass die Menschen sich nicht mehr aufmachen müssen, um in fernen Sozialsystemen ihr Heil zu suchen. „Das Beste, was ein Land machen kann, ist in die Erziehung von Mädchen zu investieren“, stellte kürzlich die Weltbank fest. Aber was tut Indien? Es nimmt immer noch hin, dass fast die Hälfte aller Mädchen nie eine Schule von innen sieht. Dies, obwohl seit zehn Jahren die allgemeine Schulpflicht gilt. Indien preist sich zudem als aufstrebende Weltmacht an. Premierminister Narendra Modi wird nicht müde, den Slogan „Wohlstand und Arbeit für alle“ immer wieder zu wiederholen.

Menschen zweiter Klasse

Dabei wird geflissentlich übersehen, dass bisher drei Viertel aller Inder am Aufschwung nicht teilhaben. Es sind dies die arme Landbevölkerung und die Abermillionen aus verschiedenen Gründen diskriminierten Menschen. Dazu zählen die Dalits, wie sich die „Unberührbaren“ selbst nennen, sowie die Adivasi, die unterdrückte Urbevölkerung. Auch religiöse Minderheiten wie Christen und Muslime gelten in dem zunehmend von nationalistisch gesinnten Hindus geprägten Staat als Menschen zweiter Klasse. Sie alle stellen die „Kundschaft“ von Lift dar. Unsere Partnerinnen bei den Hilfsprojekten, die Schwestern des Ordens „Helpers of Mary“, nehmen in den vier von Lift unterstützten Heimen Kinder auf, denen es besonders dreckig geht. Dabei handelt es sich vor allem um Mädchen, die sonst nie eine Chance hätten, über Bildung zu einem besseren Leben zu kommen. 273 Mädchen sind es im Schuljahr 2019/2020, die in die Schule und aufs College gehen. 283 junge Damen waren es im Schuljahr 2018/19. Nur zwei von diesen wurden im Frühjahr nicht versetzt. Die meisten Kinder haben einen mittleren Notendurchschnitt, aber bei einigen haben sich die Noten auffallend verbessert. Dies führen wir auf den Einsatz unserer Nachhilfelehrer zurück. Zum ersten Mal hatten wir sogar mehrere Mädchen, die mit einer glatten Eins abschlossen. Im College von Mysore schloss unser Schützling Supriya ihr dreijähriges Studium in Business Administration sogar als College-Beste ab, worauf ihr das College ein Stipendium für weitergehende Studien anbot. Supriya lehnte allerdings ab: Sie wollte sofort arbeiten und Geld verdienen. Diese Haltung nach dem Schul- oder College-Abschluss ist typisch für unsere Mädchen. Sie wollen möglichst schnell Geld verdienen, um ihre Familien zu unterstützen, die zumeist Analphabeten sind und in bitterer Armut leben.

Vom Sinn der Bildung überzeugen

Im Übrigen ist es für die „Marys“ nicht leicht, die Familien der Kinder, die seit Jahrhunderten für ihre Mädchen nichts anderes als Arbeit und frühe Verheiratung kennen, davon zu überzeugen, dass Bildung und Ausbildung ihren Töchtern völlig neue Welten eröffnen. Doch in Balwatika, einem Heim im Norden von Mumbai, wo fast 200 Adivasi-Kinder leben, haben die „Marys“ damit zunehmend Erfolg. Balwatika besitzt als einziges unserer vier Heime eine kleine Landwirtschaft, sodass die Kinder zu großem Teil mit eigenem Reis und Gemüse versorgt werden. Jedes Jahr im Monsun wird der Reis gepflanzt; die Kleinen schleppen dann mit Begeisterung die Setzlinge herbei und die größeren Mädchen stehen im Matsch und pflanzen. Handelt es sich dabei um Kinderarbeit? Nein, wir haben ja feste Farmarbeiter angestellt. Aber die Mary-Schwestern legen großen Wert darauf, dass die Kinder mithelfen und sie ihre Traditionen nicht vergessen. Dieses Jahr allerdings kam es zum Entsetzen der Kinder zur Katastrophe: Erst versank Indien unter den heftigsten Monsunfluten in 25 Jahren, die fast die ganze Reisernte vernichteten. Dann gab es im Oktober und November, also in Monaten, in denen es sonst nie regnet, so heftige Niederschläge, dass auch der letzte Rest Reis verrottete. „Wir haben alles verloren“, berichtet die Oberin der „Marys“ in Balwatika, Schwester Suman. Und sie klingt ziemlich mutlos. Aber damit nicht genug. Auch das Dach des 65 Jahre alten Hauses hat seinen Dienst aufgegeben. Mit Plastikplanen bekommt man es nicht mehr dicht.

In fürchterlichem Zustand

Lift ist also gefragt – doch nicht nur hier. In unserem Heim Shanti Dhama im südlichen Bundesstaat Karnataka sind die sanitären Anlagen, die Küche und sämtliche elektrischen Leitungen in einem so fürchterlichen Zustand, dass auch hier dringend etwas geschehen muss. Denn wir wollen die Kinder ja nicht nur in die Schule schicken, sondern auch dafür sorgen, dass sie anständig untergebracht sind. Es wäre schön, wenn Sie uns weiter gewogen bleiben. Das alte Versprechen gilt weiterhin: Ich halte überall den Daumen drauf – und berichte, wie es weitergeht in Indien. Noch etwas: Wir führen jetzt das deutsche DZI-Spendensiegel. Unsere Verwaltungskosten liegen abermals unter einem Prozent. Ihr Geld fließt also nahezu ungeschmälert in die Hilfsprojekte. Alles Weitere ist nachzulesen auf unserer Internetseite www.liftindien.de. Danke. Ihre Gabriele Venzky

Spendenkonto

Lift e.V., IBAN: DE79 2005 0550 1009 3000 03. Bitte geben Sie unbedingt Namen und Adresse an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung schicken können.

Adivasi-Mädchen und eine Schwester des Ordens „Sisters of Mary“.
Adivasi-Mädchen und eine Schwester des Ordens »Sisters of Mary«. Foto: VKY
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