Politik Razzia bei Audi wegen des Diesel-Skandals

Ingolstadt. Der Dieselskandal in den USA holt Audi und seinen Chef Rupert Stadler mit voller Wucht wieder ein: Nur wenige Stunden, bevor Stadler gestern den Aktionären und der Presse die Firmenbilanz für 2016 und den neuen Kurs nach der Abgasaffäre präsentierte, rückten Dutzende Ermittler am Sitz der VW-Tochter in Ingolstadt zur Razzia an. Auch in Neckarsulm und bei der Mutter Volkswagen in Wolfsburg wurden Büros durchsucht. Die Staatsanwaltschaft München durchkreuzte damit Audis Plan, den Dieselskandal hinter sich zu lassen, um im Wettkampf mit Daimler und BMW wieder angreifen zu können. Angesichts der Ermittler im Haus sagte Stadler lediglich: „Wir kooperieren vollumfänglich. Ich selbst habe größtes Interesse an der Aufklärung des Sachverhalts.“ Fragen zu Konsequenzen für ihn ließ er offen. Für Stadler kommen die Ermittlungen zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Dem langjährigen Audi-Chef wird schon länger intern zur Last gelegt, dass er bei der Aufarbeitung der Abgasmanipulation keine glückliche Figur abgegeben habe. Zuletzt waren in einem Rechtsstreit mit einem gekündigten Entwicklungsingenieur neue Vorwürfe laut geworden. Demnach könnte der Audi-Chef deutlich früher als bisher bekannt Kenntnis von den Unregelmäßigkeiten bekommen haben. Stadler konnte sich jedoch im Amt halten, weil der Aufsichtsrat der VW-Tochter ihm das Vertrauen aussprach. Zuvor hatte das Kontrollgremium die Vorwürfe durch eine Rechtsanwaltskanzlei prüfen lassen. Diese kam den Angaben von Audi zufolge zu dem Ergebnis, dass die Anschuldigungen haltlos seien. Grund für den Besuch der Ankläger bei Audi sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II, die nach eigenen Angaben ein Verfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung eingeleitet hat. Gegenstand der Untersuchungen ist demnach der Verkauf von insgesamt rund 80.000 Autos in den USA, die mit von Audi entwickelten großen Dieselmotoren mit drei Litern Hubraum ausgerüstet sind und die in den Jahren 2009 bis 2015 verkauft wurden. Es bestehe der Verdacht, dass „technische Vorrichtungen zur Manipulation von Abgaswerten“ in diese Fahrzeuge eingebaut seien, hieß es. Die Ingolstädter VW-Tochter hatten 2015, wenige Wochen nachdem der Abgasbetrug bei VW durch die US-Umweltbehörden ans Licht gebracht worden war, ihre Verwicklung beim Einsatz von Schummel-Software in großen Dieselmotoren eingeräumt. Wirtschaft |rtr

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