Pro und Contra Nike statt Adidas: Eine gute Entscheidung?

Jubel in drei Streifen: Kapitän Lothar Matthäus (links) und Rudi Völler beim Gewinn des WM-Titels der deutschen Nationalmannscha
Jubel in drei Streifen: Kapitän Lothar Matthäus (links) und Rudi Völler beim Gewinn des WM-Titels der deutschen Nationalmannschaft 1990.

Der DFB verlängert den Vertrag mit seinem Ausrüster Adidas nicht. Stattdessen lässt er seine Nationalteams ab 2027 vom US-Hersteller Nike ausstatten. In Deutschland ist eine heiße Diskussion entbrannt – auch in der RHEINPFALZ-Redaktion.

PRO

Von Oliver Sperk
Der DFB war zu oft mehr mit dem Finanzamt und Kanzleien für Wirtschaftsrecht beschäftigt als mit Fußball, der schönsten Nebensache der Welt. Der Verband hatte über 50 Millionen Euro Steuern nachzuzahlen. Und er musste weitere Millionen zurücklegen für die WM-Affäre 2006 sowie für den Streit um die Verbuchung von Einnahmen aus Bandenwerbung. Auch deshalb hat der Verband 2021 und 2022 insgesamt fast 38 Millionen Euro Verlust gemacht.

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Das klägliche Scheitern der Nationalmannschaft der Männer bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 hat den DFB um zig Millionen Euro Einnahmen gebracht. Argentinien hat für den Gewinn des WM-Titels 2022 rund 40 Millionen Euro kassiert, der DFB bekam für die Teilnahme 10 Millionen. Der Campus in Frankfurt war 30 Millionen Euro teurer als geplant. Irgendwo muss das Geld herkommen, da tun die laut „Handelsblatt“ 100 Millionen Euro pro Jahr von Nike statt der bisher 50 Millionen von Adidas gut. Von dem Geld lassen sich viele Bolzplätze für Kinder bauen.

Ja, es waren tolle Zeiten 1990 und 2014, als ich auf der Couch gejubelt habe, Matthäus und Lahm in Adidas-Trikots den WM-Pokal in die Höhe reckten. Eines meiner schönsten Geschenke, die ich bisher in meinem Leben bekam, war ein Adidas-Fan-Trikot der Nationalelf von der WM 2014 mit Miro Kloses 11 auf dem Rücken. Made in China übrigens, not in Germany.

2024 stellt sich die Realität so dar: Hunderttausende deutsche Kinder flitzen in Nike-Klamotten über Schulhöfe und Sportplätze und eifern glücklich ihren Lieblingsstars von Paris Saint-Germain, vom FC Barcelona oder vom FC Liverpool nach. Sie alle haben Nike-Trikots an. Wie die Profis des 1. FC Kaiserslautern, der ab 2024/25 zu Castore wechselt. FCK-Idol Friedhelm Funkel trägt jetzt als Trainer völlig unbehelligt Nike, seine zwei Tore 1982 beim 5:0 gegen Real Madrid hat er in Adidas bejubelt.

Und 2027 werden viele kleine und große Fans strahlen, wenn sie ein hübsches Nike-Trikot der deutschen Mannschaft geschenkt bekommen.

CONTRA

Von Adrian Hartschuh
In einer Schublade bei mir zu Hause liegt ein 34 Jahre altes Foto. Der verwackelte Schnappschuss zeigt den kleinen Sony-Röhrenfernseher, der damals im Wohnzimmer meiner Eltern stand. Gerade hatte Deutschland das WM-Finale in Rom gewonnen und mein achtjähriges Ich war so aufgeregt, dass es hastig seine Kinder-Kamera holte und mit zittrigen Fingern den Fernseher fotografierte. Im Bild: Lothar Matthäus und Rudi Völler, Arm in Arm in den sagenhaften Adidas-Trikots mit dem schwarz-rot-goldenen Zackenmuster auf der Brust. Gleich am nächsten Morgen nahm ich ein altes T-Shirt, ein paar Filzstifte und malte mir mein eigenes Weltmeister-Trikot. Die drei Streifen auf den Schultern durften natürlich nicht fehlen.

Doch leider werden sie bald genau das: fehlen. Ab 2027 übernimmt der US-Konkurrent Nike die Ausrüstung der deutschen Nationalmannschaft. Dabei stattet Adidas den DFB schon seit den 1950er Jahren aus, war Teil aller großen Titel bei Welt- und Europameisterschaften. Fritz Walter spielte 1954 in Schuhen aus Herzogenaurach, das Wunder von Bern war nur mit den Schraubstollen von Adidas möglich. 2014 jubelte Mario Götze in Rio über seinen Treffer zum WM-Triumph in einem Adidas-Trikot. Auf seiner Brust: links der Bundesadler, rechts das Logo mit den drei Streifen.

Fast konnte man daher den Eindruck gewinnen, es ginge bei der Beziehung zwischen DFB und Adidas um mehr als nur um Geld. Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass der DFB stillos agiert – und Gier schlägt eben auch hier Tradition. Der DFB hat einen Bieterwettkampf um das deutsche Nationaltrikot veranstaltet, den ein US-Unternehmen gewonnen hat. Für Fußballromantiker ist das schwer zu ertragen.

Nun behauptet der DFB, er brauche die Nike-Millionen, damit „Fußball ein Volkssport bleibt“. Aber das ist natürlich Quatsch. Fußball wird nicht durch Geld zum Volkssport. Fußball braucht Identifikation, braucht Nostalgie und Pathos. Denn Fußball ist eine emotionale Sache.

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