Politik Macrons Kraftprobe mit Klimasünder Trump

US-Präsident Donald Trump kommt heute nach Paris. Er folgt der Einladung des Élysée-Palasts und wird am französischen Nationalfeiertag zu Gast sein. In diesem Jahr soll auch der Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren gefeiert werden.

Schöner kann es ein Amerikaner in Paris nicht haben. Die 24-stündige Visite des US-Präsidenten Donald Trump beginnt heute mit einem Empfang im Ehrenhof des Invalidendoms. Es folgen Gespräche mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron im Élysée-Palast. Ein Diner im Sterne-Restaurant Jules Verne in Gegenwart der Gattinnen Melania und Brigitte schließt sich an, bevor man sich morgen bei der Frankreichs Nationalfeiertag krönenden Militärparade auf den Champs-Élysées wiedersieht. Nicht zuletzt das Diner dürfte Trump behagen. Im zweiten Stock des Eiffelturms tragen Kellner Meeresfrüchtecreme auf und grüne Spargel in Trüffelschaum. Das Licht ist gedämpft. Wenn sich dann draußen die Nacht über Paris senkt, weicht die weißgraue Häuserflut einem flackernden Lichtermeer. Was nicht heißt, dass in traumhaftem Ambiente nicht handfeste Realpolitik gemacht würde. Charmant in der Form, hart in der Sache, pflegt der Franzose mit dem US-Amerikaner umzugehen. Nach wie vor zeigt sich Macron überzeugt, den Abtrünnigen für die Rückkehr zum Pariser Klimaschutzabkommen gewinnen zu können. Mit der Ankündigung eines auf den 12. Dezember datierten zweiten Pariser Klimagipfels hat sich der Franzose auf der internationalen Bühne zugleich als wichtigster Gegenspieler des Amerikaners in Stellung gebracht. Aber auch gegen Trumps Wirtschaftsprotektionismus macht Macron Front. Wenig konfliktträchtig scheint allein das Thema Syrien. Ende Juni haben beide Präsidenten „eine gemeinsame Reaktion“ angekündigt, sollte das Regime in Damaskus noch einmal Chemiewaffen einsetzen. Fragt sich nur, ob der Franzose seinen Einfluss überschätzt – ein Risiko, das etwa die Pariser Politikwissenschaftlerin Delphine Allès aufgezeigt hat. Wobei Frankreich als Atommacht und ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat international sicherlich Gewicht auf die Waage bringt. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht nur einen deutlich distanzierteren Umgang mit dem US-Präsidenten pflegt, sondern daheim auch zunehmend an der Wahlkampffront gefordert ist, dürfte den Franzosen in den Augen Trumps zusätzlich aufwerten. Schon bei der ersten Begegnung hatte Macron klargestellt, dass er die Kraftprobe mit dem Amerikaner nicht scheut. Mit einem die Schmerzgrenze überschreitenden Händedruck hatte er den US-Präsidenten begrüßt. Als Trump das Pariser Klimaabkommen aufkündigte, drehte Macron dem Washingtoner Kollegen die Worte im Munde um. Aus Trumps Wahlkampfmotto „Make America great again“ (Macht Amerika wieder großartig) machte der Franzose „Make our planet great again“ (Macht unseren Planeten wieder großartig). Auf dem von Trump so geschätzten Kurznachrichtendienst Twitter ging Macrons Variante um die Welt. Es folgte der Appell an von Trump verprellte Wissenschaftler, Ingenieure, Unternehmer und verantwortungsbewusste Bürger, nach Frankreich zu kommen und sich dort für den Klimaschutz zu engagieren. Beim G-20-Gipfel in Hamburg zeigte sich Macron dann wieder von seiner gewinnenden Seite, suchte demonstrativ die Nähe Trumps. Womöglich reicht Macron dem Staatsgast heute Abend im Sternerestaurant mit der Speisekarte auch gleich die Liste amerikanischer Getränke, welche die EU im Fall eines Handelskrieges mit hohen Einfuhrzöllen belegen könnten. Amerikanischer Orangensaft steht darauf oder auch Bourbon-Whiskey.

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