Neuseeland Lockdown wegen eines einzigen Corona-Falls

Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern setzt auf schnelle und strenge Maßnahmen.
Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern setzt auf schnelle und strenge Maßnahmen.

Neuseeland mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern geht in den Lockdown. Mindestens drei Tage soll sich das Land im sogenannten Alert Level 4 befinden. Neuseelands größte Stadt Auckland und eine weitere Region auf der Nordinsel müssen sogar sieben Tage lang eine Ausgangssperre befolgen.

Ausgelöst wurde der Lockdown wegen der Infektion eines 58-jährigen Mannes. Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern sagte, es sei besser, streng und schnell zu reagieren, anstatt die Phase des Lockdowns durch zu lockere Restriktionen länger hinauszuzögern.

Einer der Gründe, warum die Regierung mit so extremen Maßnahmen auf einen einzigen Fall reagiert, ist, dass der infizierte Mann keinerlei Kontakt nach außen hatte – also zu Quarantänehotels, den Häfen oder Flughäfen des Landes. Außerdem ist die Impfquote in Neuseeland nach wie vor relativ gering. Bisher hat nur etwa ein Drittel der knapp fünf Millionen Neuseeländer eine Impfdosis erhalten, rund 20 Prozent sind vollständig geimpft.

Lockdown kommt unerwartet

Insgesamt kommt der Lockdown aber völlig unerwartet. Denn Neuseeland galt bisher als eine der Erfolgsgeschichten der Pandemie. So hat der Pazifikstaat nur etwas über 2900 Fälle und 26 Tote registriert. Bei einer Analyse der australischen Denkfabrik Lowy-Institut Anfang des Jahres schnitt der Inselstaat mit Topnoten ab. Die Neuseeländer führten seit Langem ein völlig normales Leben – die Kinder gingen zur Schule, Restaurants und Cafés waren voll, Theateraufführungen, Konzerte und Sportveranstaltungen gut besucht. Dies hat das Land einem ebenso strengen Lockdown zu Beginn der Pandemie sowie geschlossenen Außengrenzen und einem Quarantänesystem zu verdanken.

Erst Ende vergangener Woche hatte Ardern jedoch noch bekannt gegeben, wie sie plant, den Inselstaat wieder für den Rest der Welt zu öffnen. So will die Sozialdemokratin auf einen Stufenplan setzen. Geplant ist bisher, dass geimpfte neuseeländische Geschäftsreisende ab Oktober an einem Pilotprojekt teilnehmen können, bei dem sie ins Ausland reisen und sich bei ihrer Rückkehr zu Hause selbst isolieren können, anstatt die derzeit obligatorische zweiwöchige Quarantäne der Regierung zu durchlaufen. Die Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt sollen dann ab 2022 auf geimpfte Neuseeländer angewendet werden, die einen internationalen Urlaub planen. Ab Anfang nächsten Jahres will sich das Land auch für geimpfte Reisende aus Niedrigrisikoländern öffnen und ihnen die Einreise ohne Quarantäne ermöglichen.

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