Politik Kurden wollen mit Assads Hilfe gegen Türken kämpfen

Einen Monat nach Beginn der türkischen Militärintervention in Syrien zeichnet sich eine neue Eskalation ab. Erstmals hat die syrische Regierung angekündigt, den Kurden in der nordwestsyrischen Region Afrin gegen die türkische Armee zur Hilfe zu kommen. Damit würden sich in Syrien erstmals die Truppen der verfeindeten Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Baschar al-Assad direkt gegenüberstehen.

Seit dem Beginn des Einmarsches am 20. Januar sind die türkischen Truppen gegen die syrische Kurdenmiliz YPG nur wenige Kilometer vorangekommen; von einer Eroberung der rund 20 Kilometer von der türkischen Grenze entfernten Stadt Afrin ist Erdogan noch weit entfernt. Der türkische Präsident will seine Truppen von Afrin aus Richtung Osten in die Stadt Manbidsch schicken, um die YPG auf das Ostufer des Euphrat zurückzuwerfen. Damit will er verhindern, dass in Nordsyrien eine kurdische Autonomiezone entsteht. Dieses Ziel rückt in weite Ferne, wenn sich die Regierung in Damaskus mit den Kurden verbündet. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete gestern, „Volkstruppen“ würden innerhalb weniger Stunden nach Afrin geschickt, um den Kurden „gegen den Angriff des türkischen Regimes“ beizustehen. Syrische Regierungsmilizen kämpfen im Bürgerkrieg seit Jahren mit der syrischen Armee. Bisher hatte Assad die YPG nur indirekt unterstützt, indem er der kurdischen Miliz erlaubte, Verstärkungen über Regierungsterritorium nach Afrin zu bringen. Ankara versuchte gestern, das Eingreifen der Syrer zu verhindern: Präsident Erdogan telefonierte mit den Präsidenten Russlands und Irans, Wladimir Putin und Hassan Ruhani, den wichtigsten Verbündeten von al-Assad, und drohte mit „Konsequenzen“. Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte, wenn die Assad-Regierung den Kurden helfen wolle, dann solle sie wissen, dass „niemand uns und die türkischen Soldaten aufhalten kann“. Eine Ausweitung der Kämpfe würde insbesondere die Frage nach dem Verhalten Russlands aufwerfen. Der Kreml hatte kürzlich den türkischen Vormarsch ins Stocken gebracht, indem er den Luftraum über Afrin für die türkische Luftwaffe sperrte. Ähnliches könnte jetzt wieder geschehen, denn es ist kaum anzunehmen, dass Russland die syrischen Milizen ungeschützt den türkischen Kampfjets aussetzt. Für die Erdogan-Regierung wachsen die Probleme in Syrien damit weiter. Ankara hat bereits Ärger mit den USA, weil Washington die YPG als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ unterstützt. Bei einem Besuch von US-Außenminister Rex Tillerson in Ankara vergangene Woche konnten die beiden Nato-Staaten den Streit nicht beilegen, sondern nur vertagen.

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