Katholische Kirche Kölner Kirchenmitarbeiter distanzieren sich von Woelki

Steht in der Kritik: Kardinal Rainer Maria Woelki.
Steht in der Kritik: Kardinal Rainer Maria Woelki.

Kardinal Rainer Maria Woelki (65) wird in einem offenen Brief attackiert: Mitarbeitende des Bistums werfen ihrem Chef vor, ihr letztes Vertrauen verloren zu haben.

Mehr als 60 Pfarrer, Gemeindereferentinnen und andere Funktionsträger des Erzbistums Köln haben sich in einer Erklärung von Kardinal Woelki distanziert. „Es ist eine ungeheuer dynamische Entwicklung, viele wollen unterzeichnen“, sagte Pfarrer Dirk Peters. In der Erklärung hieß es: „Wir fordern einen wirklichen Neuanfang. Dazu gehören auch personelle und systemische Veränderungen.“

Der Vorsitzende des Kölner Diözesanrats, Tim Kurzbach, dringt auf eine weitere Auszeit des Kölner Erzbischofs. „Das System Woelki kollabiert völlig“, sagte der Vorsitzende der Laien-Vertretung im mitgliederstärksten deutschen Bistum der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit Blick auf die Vorwürfe gegen Woelki wegen des Umgangs mit der Missbrauchsaufarbeitung. Es werde „schleunigst Zeit für die nächste Auszeit Woelkis, die dann gern etwas länger dauern kann“.

Pläne für sein „Überleben“ im Amt

Der seit Jahren in der Kritik stehende Woelki hatte 2020 eine Kommunikationsagentur engagiert, die Pläne für sein „Überleben“ im Amt entworfen hatte. Die PR-Experten schlugen ihm vor, dass er versuchen solle, in einer Auseinandersetzung um ein nicht veröffentlichtes Gutachten den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs auf seine Seite zu ziehen.

Seit die Vorschläge der PR-Agentur vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ enthüllt wurden, äußerte sich Woelki noch mit keinem Wort dazu. Lediglich sein Stellvertreter Guido Assmann wies die Vorwürfe zurück.

Erzbistum im Schwebezustand

„Die neuerlichen Enthüllungen über die Kommunikationsstrategie des Kardinals und seiner Mitarbeitenden in der Leitung empören uns“, hieß es in dem Statement der Mitarbeiter. Trotz größter Skepsis hätten einige von ihnen nach der Rückkehr Woelkis aus einer fünfmonatigen Auszeit Anfang März versucht, den Dialog mit ihm aufzunehmen. „Mit dem Bekanntwerden der PR-Strategien aber hat Kardinal Woelki sein letztes Vertrauen verbraucht.“ Die Krise im Erzbistum habe nun „einen nicht vorstellbaren Tiefpunkt erreicht“.

Woelki war Ende 2021 in eine Auszeit gegangen, nachdem ihm Papst Franziskus „große Fehler“ in seiner Kommunikation vorgeworfen hatte. Anfang März kehrte er zurück und bat um eine „zweite Chance“. Zuvor hatte Woelki dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Franziskus hat aber noch nicht entschieden, ob er das Gesuch annimmt. Dadurch herrscht seit Monaten ein Schwebezustand, der sowohl von Kritikern als auch von Anhängern Woelkis als Zumutung empfunden wird.

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