Fragen und Antworten Insekten als Essen: Eklig oder eine Alternative?

Snack in Kambodscha: frittierte Grillen. In der EU gelten die Tierchen als „neuartige Lebensmittel“.
Snack in Kambodscha: frittierte Grillen. In der EU gelten die Tierchen als »neuartige Lebensmittel«.

Nach Mehlwürmern und Wanderheuschrecken dürfen in der EU nun auch Hausgrillen und Larven des Getreideschimmelkäfers in Lebensmitteln verarbeitet werden. Wozu das gut sein soll.

Insekten werden schon seit Jahrtausenden von Menschen gegessen. In der Europäischen Union gelten sie jedoch als „neuartige Lebensmittel“. Beim Anblick von Insekten auf dem Teller schwanken europäische Verbraucher zwischen Neugier und Ekel.

Was genau ist nun erlaubt?
Jedes neuartige Lebensmittel muss von der EU zugelassen werden. Per Durchführungsverordnung darf allein das vietnamesische Unternehmen Cricket One von Dienstag an ein teilweise entfettetes Pulver aus der Hausgrille (Acheta domesticus) in der EU vertreiben. Das auch als Heimchen bekannte Tier war zuvor nach der Analyse wissenschaftlicher Studien in die Liste der neuartigen Lebensmittel aufgenommen worden. Von Donnerstag an dürfen dann auch Larven des Getreideschimmelkäfers (Alphitobius diaperinus) verarbeitet werden. Ähnliche Regeln gibt es schon länger für Wanderheuschrecken und Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor, gelber Mehlwurm).

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In welchen Lebensmitteln kann beispielsweise die Hausgrille vorkommen?
In allen möglichen. Ihr Pulver darf nun unter anderem in Brot und Brötchen, Keksen und Crackern, Backmischungen und Teigwaren, Soßen und Suppen, Fleisch- und Milchersatz, Kartoffelerzeugnissen oder Schokolade vorkommen. Die Produkte dürfen dann jedoch nicht als vegan oder vegetarisch ausgezeichnet werden.

Wird dieses Angebot bald breit zu finden sein?
Das wird sich zeigen. Bisher seien solche Lebensmittel mit Insekten „wirklich ein ganz, ganz kleiner Nischenmarkt“, sagt Lebensmittelchemiker Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Hierzulande sind aktuell nur wenige Produkte mit geringen Mengen an Insekten erhältlich – etwa Riegel oder Nudeln. Dass Insektenpulver in Kekse oder Mehl gemischt werde, liege „wirklich noch in weiter Ferne“, erläutert Valet.

Kann es passieren, dass man Insekten isst, ohne es zu wissen?
Nein, die Zugabe von Insekten muss auf den Produkten gekennzeichnet sein. „Uns ist nicht bekannt, dass es irgendwie untergemischt wird“, sagt Verbraucherschützer Valet.

Die EU-Kommission stellt klar: „Jede und jeder kann selbst entscheiden, ob er oder sie Lebensmittel aus oder mit Insekten kauft oder nicht.“ Der Verordnung zufolge muss etwa in der Zutatenliste stehen: „Acheta domesticus (Hausgrille, Heimchen), gefroren“ oder „Pulver aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)“.

Valet fordert indes eine noch deutlichere Kennzeichnung auf der Verpackung – „und zwar gut verständlich für alle, zum Beispiel ,Kekse mit Insekten’ oder ,Nudeln mit Insekten’“.

Was müssen Allergiker beachten?
Wie bei vielen anderen Lebensmitteln könnte auch Insektenpulver in seltenen Fällen Reaktionen auslösen – etwa bei Menschen, die gegen Krebstiere, Weichtiere und Hausstaubmilben allergisch sind. Entsprechende Angaben müssen daher in unmittelbarer Nähe der Zutatenliste verzeichnet sein. Besonders das Chitin im Außenskelett von Insekten kann allergische Reaktionen auslösen. Der kaum verdauliche Ballaststoff kommt auch in Schalentieren und Pilzen vor. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ist nach Auswertung diverser Studien zum Schluss gekommen: Hausgrillen-Pulver in den vorgeschlagenen Mengen ist sicher.

Wie nahrhaft sind Insekten?
Weltweit werden von Menschen mehr als 1900 Arten verzehrt. In verschiedenen Studien hat die Welternährungsorganisation (FAO) festgestellt, dass Insekten eine sehr nahrhafte und gesunde Nahrungsquelle sind – mit einem hohen Gehalt an Fett, Eiweiß, Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralien. Dem Verbraucherzentrale Bundesverband zufolge ist ihr Proteingehalt ähnlich hoch wie bei Fleisch von Rind, Schwein oder Pute. Der Nährstoffgehalt variiert aber je nach Art des Insekts.

Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus?
Der Umweltorganisation WWF zufolge ist die Ökobilanz von Insekten deutlich besser als die von Rind, Schwein und Huhn. „Im Vergleich zu Fleisch wird bei der Erzeugung von Insekten wesentlich weniger landwirtschaftliche Fläche benötigt“, heißt es vom WWF. Im Vergleich zum Huhn seien es etwa um 50 Prozent weniger. Nach FAO-Angaben benötigen Grillen nur etwa ein Zwölftel des Futters verglichen mit Rindern, um die gleiche Menge an Eiweiß zu produzieren. Bei der Insektenzucht werden auch weniger Treibhausgase freigesetzt.

Kommen Insekten aus der Natur auf den Teller?
Nein. Niemand muss befürchten, dass wild gesammelte Tierchen in den Produkten landen. Speiseinsekten, die im deutschen Lebensmittelhandel angeboten werden, stammen nach Angaben der Verbraucherzentralen ausschließlich aus kontrollierter Aufzucht. „Es existieren bisher keine Haltungsvorschriften für Insekten in Deutschland“, schreiben die Verbraucherschützer indes. Klärungsbedarf gebe es etwa beim möglichen Einsatz von Arzneimitteln oder der Frage nach einer möglichst schonenden Tötung.

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