Politik Haspels dunkle Vergangenheit

Sie wäre die erste Frau an die Spitze des US-Auslandsgeheimdienstes: Gina Haspel, 61, kennt den Job, sie war zuletzt Vize-Direktorin der CIA. Aber sie war auch an den brutalen Verhörmethoden in geheimen CIA-Gefängnissen beteiligt.

Wird Gina Haspel vom Senat vorgeladen, um sich auf Herz und Nieren prüfen zu lassen, dürfte noch einmal aufgerollt werden, was sich während des „Krieges gegen den Terror“ in Thailand abgespielt hat. Von Donald Trump nominiert, die CIA zu leiten, braucht sie das grüne Licht der Parlamentskammer, bevor sie ihr Amt antreten kann. Haspel war tief verstrickt in ein Programm, das die Regierung George W. Bushs seinerzeit mit dem euphemistischen Begriff „verschärfte Verhörmethoden“ herunterzuspielen versuchte. Im Oktober 2002, 13 Monate nach den Anschlägen auf die New Yorker Zwillingstürme und das Pentagon in Washington, flog sie nach Thailand, um die Verantwortung für ein geheimes Gefängnis zu übernehmen. Codename: „Cat’s Eye“. Im „Katzenauge“ hatten CIA-Agenten versucht, den Palästinenser Abu Zubaida, im Terrornetzwerk Al Qaida für Logistik zuständig, durch Waterboarding zum Reden zu bringen. Mindestens 83 Mal schnallten sie ihn auf ein Brett und unterzogen ihn der Wasserfolter, sodass er das Gefühl hatte, ertrinken zu müssen. Ob Haspel nach Südostasien geschickt wurde, um Exzesse einzugrenzen, wie ihre Fürsprecher behaupten, lässt sich im Nachhinein nur schwer überprüfen. Zweifel sind angebracht, denn kurz nach ihrer Ankunft traf ein weiterer Terrorverdächtiger in der geheimen Haftanstalt ein. Es handelte sich um Abdul Rahman al-Naschiri, einen Al-Qaida-Fanatiker aus Saudi-Arabien, den mutmaßlichen Drahtzieher eines Sprengstoffattentats auf das Kriegsschiff „USS Cole“ im Hafen von Aden. Auch an ihm probierten die Amerikaner mindestens dreimal die Wasserfolter aus, diesmal offensichtlich unter Haspels direkter Aufsicht. Drei Jahre darauf ordnete José Rodriguez, bei der CIA zuständig für verdeckte Operationen, die Vernichtung von Videoaufnahmen an, die das simulierte Ertrinken dokumentierten. Seit 1985 arbeitet Haspel für die CIA, zweimal leitete sie die wichtige Londoner Residenz des Spionagedienstes. Schon John Brennan, vom Präsidenten Barack Obama zum CIA-Direktor ernannt, hatte sie nach Kräften gefördert. Aber auch mancher Republikaner stimmt nun in den Chor der Skeptiker ein. Das Folterkapitel sei eines der dunkelsten der amerikanischen Geschichte, twitterte Senator John McCain, einst Kriegsgefangener in Vietnam, wo er misshandelt wurde.

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