Politik Geschlossene Läden zum Schutz der Familie

Die Lega, die rechtspopulistische Regierungspartei in Rom, will italienischen Familien etwas Gutes tun. Sie will ihnen „die Freude an einem Spaziergang an der frischen Luft zurückgeben“, wie es in einer Mitteilung heißt. Und zwar indem die Geschäfte künftig sonntags geschlossen bleiben. In der Regierungskoalition ist man sich offenbar einig. Arbeitsminister Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung verkündete am Sonntag, dass noch in diesem Jahr ein Gesetz erlassen werden soll, das es Einkaufszentren und Supermärkten verbietet, sonntags und an Feiertagen zu öffnen. Die Begründung: Die italienische Familie müsse geschützt werden. Die Regelung der Öffnungszeiten wurde im Jahr 2011 in Italien liberalisiert. Seitdem ist es Usus, seine Einkäufe auch am Sonntag zu erledigen. Auch wenn es nach der künftigen Regelung für einige Sonntage im Jahr Ausnahmen geben soll, geht die italienische Wirtschaft schon auf die Barrikaden. Claudio Gradara, der Präsident des Großhandelsverbands Federdistribuzione, sagte, die Liberalisierung habe den Konsum in Italien in einer schwierigen Phase wieder angekurbelt. „Es ist unbegreiflich, warum man den shoppingfreien Sonntag einführen sollte“, so Gradara. Der Sonntag sei nach dem Samstag der zweitstärkste Tag. Laut der Zeitung „La Repubblica“ gehen 19 Millionen Italiener sonntags einkaufen. Auch der Chef der Supermarktkette Conad befürchtet negative Folgen. 40.000 bis 50.000 Arbeitsplätze gerieten in Gefahr, prophezeit Francesco Pugliese. Außerdem würde der Onlinehandel, der den Geschäften ohnehin bereits heftige Probleme bereitet, von einer Schließung an Sonntagen profitieren. Die katholische Kirche wiederum begrüßt das Vorhaben der Regierung. „Eine Gnade Gottes“ nennt es beispielsweise Giancarlo Maria Bregantini, der Erzbischof von Campobasso, der Hauptstadt der Region Molise. Der Geistliche führt auch ein praktisches Argument an: Durch Sonntagsausflüge in Nachbarorte könne die dortige Wirtschaft wiederbelebt werden. Damit ist auch schon auf den Punkt gebracht, dass nicht alle von der künftigen Regel profitieren. Die Familien der Supermarkt- und Einzelhandelsangestellten machen ihren Sonntagsausflug, während die Angestellten an Tankstellen, Autogrills, Bars, Museen und Restaurants dafür sorgen, dass dieser auch zu einem angenehmen Erlebnis wird.

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