Politik Ein Volksfest für den Bundespräsidenten

595 Millionen Euro hat die Bundesrepublik allein 2017 für Entwicklungshilfe und humanitäre Hilfe in Jordanien ausgegeben. Damit ist Deutschland nach den USA der zweitgrößte bilaterale Unterstützer des Königreichs. Eines der Projekte hat gestern Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht: An der Al-Quds-Schule in Amman werden seit 2016 400 syrische Flüchtlingskinder unterrichtet.

„Ohne Deutschland könnten wir das nicht leisten“, sagt Rektorin Ward Yuzbashii. Sie lächelt herzlich. Lang sind ihre Antworten, sie will nichts auslassen, damit die deutsche Presse auch versteht, was die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) an der Al-Quds-Schule in Amman leistet. Da ist die technische Hilfe. Neue Toiletten gibt es. „Der Vandalismus ist sofort zurückgegangen, die Kinder nehmen ihre Schule als ihren eigenen Ort an“, sagt die Rektorin, die ihren Job seit 16 Jahren macht. Die zweite Hilfe sind die Gehälter für Lehrer, die syrische Flüchtlingskinder unterrichten. 400 sind es. Insgesamt hat die Schule 1200 Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse. Im Vergleich zu 2015 hat sich die deutsche Hilfe für Jordanien mehr als verdoppelt. Hinzu kommen 130 Millionen Euro Rüstungshilfe. Erst am 14. Januar hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Lastwagen, Busse und Schulungsflugzeuge übergeben. Auch 50 Panzer des Typs Marder erhält Jordanien zur Sicherung der Grenze zu Syrien und zu Irak. Jordanien benötige diese Hilfe angesichts seiner wirtschaftlichen Situation, und Deutschland habe eine Verantwortung zu helfen, sagt Bundespräsident Steinmeier später im Königspalast zu König Abdallah II. Die beiden kennen sich gut. Abdallah regiert seit 1999, damals begann auch Steinmeiers bundespolitische Karriere als Kanzleramtsminister in der Regierung Gerhard Schröder. Schon sieben Mal war Steinmeier als Außenminister in dem Schlüsselstaat zwischen Israel, den Palästinensergebieten, Syrien und Irak. „Unsere Beziehungen könnten nicht stärker sein“, sagt Steinmeier zum König. „Wir verspüren tiefe Dankbarkeit für Deutschlands Freundschaft und Unterstützung“, erwidert der Monarch, dessen Stammbaum bis zum Propheten Mohammed zurückreicht und der auch Schutzherr der heiligen Stätten von Jerusalem ist. In der Quds-Schule ist heute Volksfeststimmung. Der Lärm lachender und schwatzender Kinder ist überall. Mädchen wuseln mit Kostümschminke im Gesicht über den Hof. Für den Besuch des Bundespräsidenten gibt es gelbe, rote und schwarze Ballons zum Abwinken, mit Stakkato-Sprechchören begrüßen mehrere hundert Schülerinnen den Gast aus Deutschland. Im Schulhof werden Sportprojekte vorgestellt. Auch hier ist die deutsche Entwicklungshilfegesellschaft, die GIZ, aktiv – gemeinsam mit Partnern wie dem Olympischen Komitee Jordaniens, dem Deutschen Sportbund oder auch dem Deutschen Fußball-Bund. Es wird Tischtennis gespielt und Tauziehen veranstaltet. Beides ist nicht so bekannt in Jordanien. Die Kinder haben einen Riesenspaß, feuern die Tischtennisbälle eher wie Beachbälle durch die Luft. Dania Basem al-Azza ist Mathelehrerin an der Al-Quds-Schule. Sie unterrichtet auch syrische Klassen. Das sei anfangs nicht leicht gewesen. „Viele sind traumatisiert, verängstigt oder hyperaktiv. Manche waren kaum zu kontrollieren“, erzählt die Lehrerin. Man sei aber längst zusammengewachsen: „Als wir ihre Geschichten gehört und mit ihnen geteilt haben, ist die Barriere überwunden worden.“ Dass jordanische und syrische Kinder nicht in gemeinsamen Klassen unterrichtet werden, ist eine Weisung des jordanischen Bildungsministeriums. Hinter vorgehaltener Hand heißt es dazu: Jordaniens Regierung will die mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien versorgen und deren Kinder beschulen, aber in Jordanien ansässig sollen sie nicht werden. Kommentar

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