Kälte Die Rückkehr der Wärmflasche

Die gute alte Wärmflasche hat gerade wieder Konjunktur.
Die gute alte Wärmflasche hat gerade wieder Konjunktur.

Sie sind schon seit dem Mittelalter Nothelfer für kalte Tage: Wärmflaschen waren beliebt bei Mönchen, Kaufleuten und Reisenden. Jetzt haben sie wieder Konjunktur.

Es gibt sie in allen Variationen, Farben und vielen Größen. Mit Fleece oder gehäkeltem Bezug, mit Kunstfell, als niedlicher Kuschelbär oder in rotem Gummi-Outfit. Auch wenn es ein wenig spießig klingt: Die gute alte Wärmflasche hat gerade wieder Konjunktur.

Kirchengemeinden kündigen in Zeiten hoher Heizkosten Wärmflaschen-Gottesdienste an. Drogerien haben Nachschubprobleme, und einer von Europas größten Wärmflaschenherstellern, die Fashy GmbH im baden-württembergischen Korntal-Münchingen, verzeichnet wachsende Nachfrage.

„Einige unserer Handelspartner bieten aufgrund der Folgen aus der Energieknappheit verstärkt Wärmflaschen und Wärmekissen an“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Kraus. Sein Unternehmen produziere die Produkte in Deutschland selbst. „Wir sind kurzfristig lieferfähig.“

Krampflösende und schmerzlindernde Nothelfer

Kälte hat die Menschen immer schon erfinderisch gemacht. Deshalb haben Wärmflaschen, Wärmepfannen und ähnliche, für Wohlbefinden sorgende Utensilien eine lange Geschichte. Auch bei Bauchschmerzen wurden und werden sie als krampflösende und schmerzlindernde Nothelfer verwendet: Schließlich sind sie leichter und sicherer zu handhaben als das durch Wilhelm Busch in „Max und Moritz“ genannte heiße Bügeleisen, das der Schneider Böck sich wegen Magendrückens auf den kalten Leib legte.

Am Anfang waren es wärmespeichernde Steine: Im Feuer oder Ofen erhitzt, wurden sie mit ins Bett genommen, um bei Eiseskälte zumindest die klammen Decken zu wärmen. Um Verbrennungen zu meiden, wurden die heißen Steine mit Zeitungspapier und Decken umwickelt. Was wiederum – so gibt es Überlieferungen – gelegentlich zu Bränden geführt haben soll.

Wärmeäpfel aus Eisen

Schon Mönche im Mittelalter waren dankbar für die Wärmespender, wenn sie in knackig kalten Kirchen ihre Gebetszeiten und Gottesdienste abhielten. Bereits im 9. Jahrhundert gab es Wärmekugeln und Wärmeäpfel aus Eisen, einige sogar aus Silber oder Gold. Gefüllt mit glimmender Holzkohle, Kerzen oder erwärmtem Ton, sollten sie die klammen Füße und die zum Gebet gefalteten Hände in den Chorgestühlen wärmen. Fußwärmer wurden später auch für das Theater, den Reisewagen, für kalte Kaufmannsläden und für Arbeiten am Schreibtisch empfohlen.

Zinnflaschen waren erstmals Mitte des 16. Jahrhunderts im Einsatz: Sie wurden mit heißem Wasser gefüllt und mit einem Schraubverschluss zugedreht. Von solch einem zinnernen Bettwärmer berichtet etwa der schlesische Dichter Andreas Gryphius (1616 bis 1664). Der Dichter erzählt, dass Frau Cyrilla dem Herrn Sempronio, „ihrem e(r)kommen Eheschatz jedweden Abend mit einem Bettewermer von Zinn aufwarte“.

Ab dem 18. Jahrhundert wurde Kupfer genutzt – ein guter Wärmeleiter, den sich jedoch nur Wohlhabende leisten konnten. In dieser Zeit begann der Siegeszug der Wärmepfannen oder Bettpfannen mit Deckel und Griff. Mitunter dienten Schnapsflaschen aus braunem Steinzeug, die Steinhägerflaschen, als Ersatz. Die Korkverschlüsse wurden aber leicht undicht, man konnte sich verbrühen.

Dem Wasser einige Löffel Salz hinzuzugeben

Das erste Patent auf einen Bettwärmer erhielt der in Paris lebende, wohl aus Deutschland stammende Kupferschmied Schulders am 11. November 1808. Ab 1920 gab es die ersten Wärmflaschen aus Gummi, die sich dem Körper optimal anpassen. Die Firma Continental aus Hannover, auch als Reifenhersteller bekannt, produzierte die ikonischen, roten Wärmflaschen mit dem Waffelmuster und dem Drehschraubenverschluss. „Wenn dich ein Unbehagen quält / Und dir dein Wohlbefinden schmält, / So rat ich dir: Greif in die Tasche, / und kauf dir eine Wärmeflasche“, hieß es in der Werbung. „Und dann triff auch die rechte Wahl: die Wärmflasche Continental!“ Ein Erfolgsprodukt: Zwischenzeitlich wurden 500.000 Gummiflaschen pro Jahr produziert. Anfang 1997 wurde die Produktion eingestellt – wegen der Konkurrenz aus Fernost.

Die gängigsten Wärmflaschen halten ihre Temperatur über eine Stunde lang. Um die Zeit zu verlängern, empfehlen Experten, dem Wasser einige Löffel Salz hinzuzugeben. Konkurrenz hat die Wärmeflasche von elektrischen Wärmekissen und -decken bekommen, sowie von traditionellen Kirschkern- oder Getreidekissen, die sich in der Mikrowelle erwärmen lassen.kna

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