Politik Die Bank als Selbstbedienungsladen

Noch sind die Südafrikaner damit beschäftigt, die Folgen der korrupten Herrschaft ihres Expräsidenten Jacob Zuma zu verdauen – da sind sie schon mit dem nächsten Großskandal konfrontiert. Eine von der südafrikanischen Zentralbank in Auftrag gegebene Untersuchung des Zusammenbruchs des ersten „schwarzen“ Kreditinstituts des Landes, der „VBS Mutual Bank“, brachte einen Betrugsfall von atemberaubender Dimension zum Vorschein: Fast zwei Milliarden Rand (130 Millionen Euro) sollen von rund 50 führenden Angestellten der Bank und ihnen nahestehenden Politikern veruntreut worden sein. Die Leidtragenden gehören vor allem der schwarzen Landbevölkerung an, sie haben ihre bescheidenen Spareinlagen nun teils verloren. „Der große Banküberfall“ lautet der Titel des Untersuchungsberichts; er löste am Kap der Guten Hoffnung eine Welle der Empörung aus. Verwickelt in den Coup sind offenbar außer der Leitungsebene der Bank auch Politiker des regierenden ANC, der Oppositionspartei Ökonomische Freiheitskämpfer, die internationale Beratungsfirma KMPG sowie der König des Venda-Volkes, Toni Ramapulana. Der heutige Staatspräsident Cyril Ramaphosa habe von den betrügerischen Machenschaften der Bank schon seit eineinhalb Jahren gewusst, schreiben die Zeitungen. Sein Vorgänger Zuma war womöglich sogar Nutznießer der illegalen Geschäfte. Er erhielt von der VBS-Bank einen persönlichen Kredit über mehr als sieben Millionen Rand, den er offenbar erst dann zurückzuzahlen begann, als die Bank Anfang dieses Jahres in die Insolvenz schlitterte. Die VBS-Bank wurde wie ein „kriminelles Unternehmen“ geführt, urteilt Anwalt Terry Motau in seinem Untersuchungsbericht. Ihre Verantwortlichen hätten fiktive Kreditverträge aufgesetzt und sich unter Vortäuschung falscher Tatsachen Milliarden von Rand von der staatlichen Public Investment Corporation, dem umfangreichsten Anlagefonds auf dem afrikanischen Kontinent, erschlichen. Dem Vorstandsvorsitzenden der Bank flossen dem Untersuchungsbericht zufolge mehr als 325 Millionen Rand „fragwürdige Zahlungen“ in die eigene Tasche. Und der Schatzmeister des ANC in der Limpopo-Provinz erhielt Millionen dafür, dass er Städte und Gemeinden davon überzeugte, ihr Geld der VBS-Bank zu geben. Wenige Monate vor der Pleite war der Bank vom Rechnungsprüfungsunternehmen KPMG noch ordentliche Buchführung und ein guter Zustand attestiert worden. Die Firma war schon auf höchst fragwürdige Weise in die Umtriebe der mit Zuma befreundeten Gupta-Familie verwickelt. Für die Südafrikaner ist es immerhin ein Lichtblick, dass der Skandal überhaupt zum Vorschein kam und nun auch von den Sonderermittlern der Polizei unter die Lupe genommen wird. Vielleicht wird daraus ja ein Präzedenzfall dafür, dass Südafrika mit sich selbst ins Reine kommen kann.

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