Politik Das Datenleck und Trumps Suche nach dem Maulwurf

Die Debatte über öffentlich gewordene CIA-Methoden zum Ausspähen von Handys und Computern hält an. Firmen wie Apple haben bekannt gegeben, einige der Sicherheitslücken bereits geschlossen zu haben. Die US-Regierung fahndet derweil fieberhaft nach der Quelle des Datenlecks beim Auslandsgeheimdienst: Möglicherweise hat ein Dienstleister der CIA die heiklen Dossiers an Wikileaks geschickt.

Es ist erst ein paar Monate her, da konnte der Wahlkämpfer Donald Trump die Enthüllungsplattform des australischen Internetaktivisten Julian Assange gar nicht laut genug loben. „Ich liebe Wikileaks!“, verkündete er, nachdem Hacker das E-Mail-Konto des Chefstrategen von Trumps Gegnerin Hillary Clinton geknackt hatten. Jetzt, da Trump Präsident ist, ist von Begeisterung nichts mehr zu spüren. Dass Wikileaks Dokumente über elektronische Spionagemethoden der CIA ins Netz stellte, sollte „jeden in diesem Land“ empören, stellte Trump-Sprecher Sean Spicer klar. Private E-Mails von Politikern ins Netz zu stellen, schob er hinterher, lasse sich in keiner Weise vergleichen mit einem solchen Geheimnisverrat. Die Sorge ist, dass ausländische Dienste oder auch Verbrecher die Methoden der CIA anwenden, um Daten zu stehlen und zu missbrauchen. Die Wende Trumps zum Wikileaks-Gegner war absehbar, und doch hat sie etwas Bizarres. Noch vor kurzem sah es so aus, als wollte der populistische Rebell Krieg gegen die Schlapphüte führen, die ihm nun unterstehen. Als die amerikanischen Geheimdienste zu dem Schluss kamen, russische Hacker hätten im Auftrag des Kreml die Wahl im November manipuliert, um Hillary Clinton zu schaden, sprach Trump CIA und Co. jegliche Kompetenz ab. Nun lässt das Oval Office wissen, dass man mit Hochdruck nach der undichten Stelle forsche, um die CIA künftig besser zu schützen. Die Suche nach dem Maulwurf, sie scheint sich auf Subunternehmen des Spionagedienstes zu konzentrieren. Detektive des FBI, so berichten es „New York Times“ und „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Regierungsquellen, gehen davon aus, dass es ein Insider war, der Wikileaks mehr als 8000 Dokumente zuspielte – kein im Auftrag einer fremden Macht handelnder Hacker. Falls es sich bewahrheitet, ist es für die CIA umso peinlicher, da sie erst vor zwei Jahren straffere Strukturen geschaffen hatte, um genau das zu verhindern. Unter John Brennan, dem Vorgänger des von Trump berufenen Direktors Mike Pompeo, wurde eine Abteilung für digitale Innovation gegründet, um die Computer-Expertise zu bündeln und sie direkt dem CIA-Chef zu unterstellen. Offenbar ohne die gewünschte Wirkung, wie Leon Panetta, ein Vorgänger Brennans, im Fernsehsender PBS einräumte. „In der heutigen Welt musst du offenbar jederzeit damit rechnen, dass sich jemand dieser Informationen bemächtigt“, sagte Panetta. Der Fall beschwört Erinnerungen herauf: an Bradley (heute Chelsea) Manning und Edward Snowden. Der Computeranalyst Manning, mit der US-Armee im Einsatz in Irak, leitete 2010 eine enorme Sammlung an Datensätzen an Wikileaks weiter, darunter vertrauliche Depeschen aus US-Botschaften. Snowden enthüllte drei Jahre später, zu welchem Datenkraken sich die NSA ausgewachsen hatte. Ähnlich wie die vorläufig noch unbekannte Quelle, nach der die Regierung Trump fieberhaft suchen lässt, war er bei einer eng mit dem Abhörgeheimdienst verbandelten Privatfirma beschäftigt, bei Booz Allen Hamilton. Deren Werbespruch: „Wir sind der Aufgabe gewachsen“.

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