Oktoberfest Bald heißt es wieder: „Ozapft is!“

Zu den Geheimnissen des Oktoberfestes gehört auch die Dirndlschleife: Trägt die Frau die Schleife der Schürze links, ist sie fre
Zu den Geheimnissen des Oktoberfestes gehört auch die Dirndlschleife: Trägt die Frau die Schleife der Schürze links, ist sie frei, rechts bedeutet verheiratet oder in festen Händen.

Nach zwei Jahren Corona-Pause wird erstmals wieder das Oktoberfest in München gefeiert. Am Samstag ist Anstich. Ein Wegweiser.

Vieles ist über die lange wiesnlose Zeit in Vergessenheit geraten. Daran schuld war Corona. Das Virus wird in München so gut es geht ignoriert. Doch ganz dran vorbei kommt man auch 2023 nicht.

Corona-Regeln: Die Wiesn findet wie alle Volksfeste ohne Auflagen statt. Erst in den öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt München muss wieder Maske getragen werden. Mediziner rechnen daher mit einer durch das Fest hervorgerufenen neuen Corona-Welle.

Infektionsgefahr: Vor allem im Bierzelt, also einem Innenraum, gehen Mediziner von einem stark erhöhten Risiko aus. Sie raten gefährdeten Menschen (beispielsweise Älteren oder Menschen mit Immunschwäche), das Fest zu meiden, zumindest aber, nicht im Zelt zu feiern. Auch Festleiter Clemens Baumgärtner (CSU) mahnte im Bayerischen Rundfunk, wer sich nicht gesund fühle oder vulnerablen Gruppen angehöre, sollte „eher nicht hingehen“.

Anstich: Um Punkt 12 Uhr sticht traditionell der Münchner Oberbürgermeister am ersten Wiesn-Samstag in der Anzapfboxe im Schottenhamel-Zelt das erste Fass an. „Ozapft is“: Das ist der traditionelle Ruf des Stadtoberhaupts, wenn das erste Bier aus dem 200-Liter-Fass rinnt. Damit ist das Fest eröffnet.

Bierqualität: Vorsicht! Das Wiesn-Bier ist stärker als normales Bier. Es hat bei einer höheren Stammwürze 5,8 bis 6,4 Prozent Alkohol, normales Helles hat etwa 4,8 Prozent. Eine Maß enthält so viel Alkohol wie acht Schnäpse, fünf Maß entsprächen einer Flasche Schnaps. Die Folgen ausgiebigen Bierkonsums sind oft unschön.

Das Maß: Im Maß-Krug wird das Bier serviert. Die Maß (weiblich!) sollte einen Liter Bier enthalten, wobei Kontrolleure auf der Wiesn ein Auge zudrücken. In der Eile ist es wegen des Schaums für die Ausschenker schwer, die Maß wirklich voll zu bekommen.

„Noagerl“: Der unappetitliche Rest in der Maß heißt Noagerl. Somit teilt sich die Welt in drei Typen von Trinkern: Jene, die auf den letzten Schluck verzichten; die, die ihn trinken – und die, die ihn gleich in die nächste Maß kippen.

Preise: Tja, der Preis für einen Liter Festbier variiert zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro. Das ist ein Plus von 15,77 Prozent im Vergleich zur letzten Wiesn 2019. Bei den Speisen soll es nicht ganz so viel sein. Die explodierenden Gas- und Stromkosten werden aber nicht auf die Rechnung auf der Wiesn durchschlagen, es gelten festgelegte Energie-Preise.

Bierzelt: Meist ist es dort voll. Gute Chancen auf einen Platz gibt es mittags. Die reservierbaren Plätze sind fast überall weg. Vorsicht bei Internet-Angeboten: Dort werden Reservierungen zu astronomischen Preisen gehandelt, mit vierstelligen Beträgen für einen Tisch. Wirte wehrten sich teils gerichtlich erfolgreich gegen die Zweitverkäufe.

Gepäck: Am besten zu Hause lassen. Die Gepäckaufbewahrung ist an den Eingängen aber möglich. Erlaubt sind Taschen und Rucksäcke mit einem Volumen von bis zu drei Litern. Die Festleitung sprach der Anschaulichkeit halber stets von drei Milchtüten. Doch Milch hat wohl kaum jemand dabei.

Autofahren und Parken: Aussichtslos. Besser Park & Ride an einem ferner gelegenen S- oder U-Bahnhof am Stadtrand nutzen. Im weiteren Umkreis um das Festgelände gibt es einen Sperrring, in den nur Anwohner mit ihrem Auto einfahren können.

Züge, S- und U-Bahnen: Die Deutsche Bahn und die Münchner Verkehrsgesellschaft stocken ihr Angebot in der Wiesn-Zeit auf. Die U-Bahnen fahren im Sonder-Takt alle 2,5 bis 3,3 Minuten. Selbst die Rolltreppen an der U-Bahnstation Theresienwiese geben Gas: Sie rollen mit 0,68 Metern pro Sekunde statt mit 0,5 Metern.

Camping: Ein Hotspot ist während des Festes der Campingplatz in Thalkirchen. Verschiedene Veranstalter haben dort Hunderte Zelte aufgestellt, buchbar teils mit Schlafsack und (Kater-?)Frühstück – Party pur. Besonders Italiener kommen gerne mit ihren Wohnmobilen. Nah am Festgelände wird aber abgeschleppt. Inzwischen gibt es für Wohnmobile einen Parkplatz in Riem am Messegelände. In die Stadt kommen die Gäste mit S- und U-Bahn.

„Italiener-Wochenende“: Das mittlere der drei Wiesn-Wochenenden gilt traditionell als besucherstark, und Tausende italienische Gäste tragen ihren Teil dazu bei.

Dirndl: Gibt es billig rund ums Festgelände. Minidirndl, Christbaum-Stil mit Glitzer – alles erlaubt, dabei handelt es sich aber um nicht um echte Tracht. „Derndl“ heißt übrigens die Person, die das Dirndl trägt.

Sicherheit: Das Festgelände ist eingezäunt. Ordner kontrollieren Besucher an den Eingängen stichprobenartig. Rund 600 Polizeibeamte sind im Einsatz, dazu Taschendiebfahnder aus verschiedenen Ländern. Auf dem Gelände sind gut 50 Videokameras, die schon mehrfach dazu beitrugen, Diebstähle und sexuelle Übergriffe zu verhindern.

Öffnungszeiten: Kompliziert. Ab 9 Uhr dürfen Gäste aufs Festgelände. Die Zelte öffnen am Wochenende und feiertags um 9 Uhr und unter der Woche von 10 Uhr bis 23.30 Uhr. Der Ausschank endet unterschiedlich. Fahrgeschäfte sind in der Regel bis 23.30 Uhr offen. Die Oidn Wiesn hat generell andere Zeiten.

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