Kalender 1961: Landung in der Schweinebucht – JFKs blutigster Fehler

Unterschätzte nicht nur den Rückhalt, den der kubanische Machthaber Fidel Castro bei den Einheimischen genoss: US-Präsident John
Unterschätzte nicht nur den Rückhalt, den der kubanische Machthaber Fidel Castro bei den Einheimischen genoss: US-Präsident John F. Kennedy.

Amerikanische Historiker wie normale US-Bürger halten John F. Kennedy für einen der besten Präsidenten, den die USA je hatten. Und doch: Die Amtszeit des damals erst 43-jährigen JFK begann im Frühjahr 1961 mit einem spektakulären, blutigen Fiasko.

Kennedys späterer Ruhm sowie das Drama um seine Ermordung im November 1963 ließen verblassen, wie sehr seine Regierung versagte, als sie im April 1961 versuchte, das Regime von Fidel Castro auf Kuba zu stürzen. 1400 vom US-Geheimdienst CIA ausgebildete und bewaffnete Exilkubaner landeten am 17. April per Schiff an der Südwestküste der Karibikinsel – in der Bahía de Cochinos (Schweinebucht). Statt – wie von der CIA geplant – eine Rebellion gegen Castro loszutreten, der Ende 1958 den US-treuen Diktator Fulgencio Batista gestürzt hatte, kam es binnen drei Tagen zu einem glorreichen Sieg für den jungen kubanischen Führer. Über 70 Tote gab es aufseiten der Exilkubaner, 1200 wurden gefangen genommen.

„Wie konnte ich so dumm sein?“ – Im Nachhinein fiel es John F. Kennedy wie Schuppen von den Augen. Die in Guatemala und Nicaragua ausgebildete Brigade 2506 hatte keine Chance. Militärisch nicht, denn sie stand 25.000 kubanischen Soldaten gegenüber. Aber auch ganz grundsätzlich irrte die US-Regierung: Das Castro-Regime genoss größere Popularität, als es die Amerikaner wahrhaben wollten. Anders als in Iran und Guatemala, als die CIA in den 50er Jahren Machthaber installierte, scheiterte die Supermacht in Kuba.

Kennedy selbst hatte versagt. Ausgerechnet als die Sowjetunion von Propagandasieg zu Propagandasieg eilte. Die Russen schickten am 12. April 1961 mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All. Ein Schock.

Bei der Schweinebucht-Intervention war Kennedy eigentlich von Anfang an skeptisch. Aber er vermochte es am Ende nicht, hinter die hohlen Analysen und unzureichenden Pläne der CIA zu blicken. Im Gegenteil, er verschlimmerte die Lage, indem er die Militäroperation aus politischen Erwägungen zusammenstrich und einseitig auf eine Person setzte: Richard M. Bissel Jr. Dieser war im Geheimdienst der Hauptplaner der Kuba-Brigade und Kennedy mochte ihn.

Bissel zufolge war das Schlimmste, das passieren konnte, dass die exilkubanischen Rebellen den Umsturz nicht sofort schaffen würden. Dass sie sich in die Berge zurückziehen müssten, um als Guerilleros weiterzukämpfen. Die Schweinebucht jedoch war ein Lieblingsort Castros, wo er gern fischen ging. Das wusste die CIA nicht. Castro kannte jeden Winkel der Bucht und schnitt den Angreifern sofort jeden Ausweg ab.

Zu der Fehlkalkulation wäre es nicht gekommen, hätte Kennedy eine Ahnung von den militärischen Notwendigkeiten gehabt. Sie fehlte dem jungen Politiker, und das US-Militär hielt sich bei den Planungen zurück. Das war ein CIA-Projekt. CIA-Mann Bissel wiederum verschwieg, dass man im Geheimdienst davon ausging, Kennedy werde im Ernstfall seine Zurückhaltung aufgeben. Dass er so viele US-Kampfjets und sogar Marinetruppen einsetzen würde, wie eben notwendig wären. Kennedy aber wollte keine „D-Day-Invasion“. Daher reduzierte er den geplanten Einsatz von Bombern auf ein Minimum. Kennedy wollte zudem im Nachhinein abstreiten können, dass es sich hier um einen Umsturzversuch der USA handelte.

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