Politik Österreich: NS-Skandal im Umfeld der FPÖ

Kaum im Amt, wird Österreichs neue Regierung von einem NS-Skandal erschüttert. Im Umfeld eines regionalen FPÖ-Spitzenkandidaten werden Nazi-Lieder gesungen und Holocaust-Opfer verhöhnt.

Udo Landbauer, der 31-jährige FPÖ-Spitzenkandidat bei der Regionalwahl im Bundesland Niederösterreich am Sonntag, befindet sich in arger Erklärungsnot: Aus seinem Umfeld gelangte ein Liederbuch an die Öffentlichkeit, in dem die Opfer des Holocaust zynisch verhöhnt werden. Die linksliberale Wiener Stadtzeitung „Falter“ zitiert eine Liedstrophe, in der es heißt: „Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million.“ In anderen Liedern werden Hitlers Eroberungsfeldzüge, die Wehrmacht und die Waffen-SS verherrlicht. Hinter dem antisemitischen und rassistischen Machwerk steckt die Burschenschaft „Germania zu Wiener Neustadt“, deren Mitglied Landbauer seit 16 Jahren ist; zuletzt war er sogar stellvertretender Vorsitzender. Doch Landbauer beteuert, er habe das Liederheft nicht gekannt. Für ihn ist die Veröffentlichung bloß eine „durchsichtige und inszenierte Kampagne der Linken“ kurz vor der Wahl. Die zahlreichen Rücktrittsaufforderungen, darunter von der Jüdischen Gemeinde, lehnt er ab. Vertreter der konservativen ÖVP reagieren auf den jüngsten Nazi-Skandal beim Koalitionspartner zahm bis hilflos. Der junge Parteichef und Bundeskanzler Sebastian Kurz hielt die Verabschiedung der österreichischen Olympiamannschaft für wichtiger. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derweil wegen des Verdachts auf nationalsozialistische Wiederbetätigung.

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