Wandern im Pfälzerwald Trifterlebnispfad bei Elmstein: Waldidyll in drei Varianten

Ein Waldidyll, das sich der Holzwirtschaft des 19. Jahrhunderts verdankt: Die Gandertsklause wurde 1830 angelegt.
Ein Waldidyll, das sich der Holzwirtschaft des 19. Jahrhunderts verdankt: Die Gandertsklause wurde 1830 angelegt.

Unberührte Natur? Von wegen! Der Trifterlebnispfad führt in einen Wald, der von der Holzwirtschaft des 19. Jahrhunderts geprägt wurde. Idyllisch ist es dort trotzdem. Und bei den drei Varianten von zwei bis 11,5 Kilometern ist für jeden etwas dabei.

Über den glasklaren, durch den torfigen Grund gleichwohl dunkel scheinenden Wassern der Gandertsklause schwirrt im lautlos-nervösen Zickzackkurs ihrer Art eine einsame Fledermaus. Auf der Jagd nach Insekten blitzt sie durch das Sonnenlicht dieses Frühlingsnachmittags, um gleich darauf wieder mit dem Schatten der Vegetation zu verschmelzen, die der Wasserstelle im Wald zwischen Elmstein und Waldleiningen Moor-Atmosphäre verleiht.

 

Der Wanderweg auf einen Blick:

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Es ist eine der berühmten Ironien der Geschichte, dass sich dieses stille Waldidyll emsiger Waldwirtschaft der Vergangenheit verdankt. Die Holztrift gab es hier schon im Mittelalter. Doch nachdem die Pfalz 1816 an Bayern gekommen war, wurde das System des Holztransports unter bayerischer Verwaltung perfektioniert. Die Verkehrswege, also die Bäche, wurden ab etwa 1820 mit Hilfe von Sandsteinquadern in Kanäle verwandelt. Es entstand ein System aus Stau-Woogen, im Bayerischen Klausen genannt, um den Wasserfluss zu regulieren und dem Holz auf seinem Weg in die Vorderpfalz Tempo zu machen.

Woog zum Durchtriften: die Ludwigsklause mit der markanten „Wasserrutsche“.
Woog zum Durchtriften: die Ludwigsklause mit der markanten »Wasserrutsche«.

Von Rieseln und Rumpeln

Zu den Relikten dieser fließenden Holz-Logistik führt der Trifterlebnispfad am Legelbach, der in den Speyerbach mündet. Vom Parkplatz „Alte Schmelz“ starten drei Runden unterschiedlicher Länge – wir entscheiden uns für den goldenen Mittelweg: 8,4 Kilometer. Er führt zunächst am Kleinen Legelbach entlang, der noch immer schnurgerade verläuft, auch wenn seine Kanalmauern von der Natur längst wieder begrünt wurden, mit Moosen, Farnen, Wasserpflanzen. An zwei Stellen erblickt man linker Hand an den Hängen getreppte Sandsteinkonstruktionen. Sie dienten als Stützmauern für Waldwege, auf denen das zu triftende Holz angekarrt wurde.

Mit Ufermauern: Der Legelbach, der in den Speyerbach mündet, diente als Triftkanal.
Mit Ufermauern: Der Legelbach, der in den Speyerbach mündet, diente als Triftkanal.

Man lernt auf dieser Tour, die oft, aber nicht durchgehend, auf schmalen Waldpfaden verläuft, neues Vokabular: „Riesel“ hießen Gefällstufen im Triftkanal – man entdeckt die Sandsteinrutschen immer wieder unter dem plätschernden Wasser des Legelbachs. Wo, meist im Anschluss an die Wooge, steileres Gefälle auszugleichen war, baute man „Rumpel“, über die das Holz mit entsprechendem Geräusch in den Triftkanal stürzte. Gelagert wurde das Holz auf „Bollerplätzen“.

Von 1927 bis 1934 errichtet: das Nibelungenheim. Im 16. Jahrhundert stand hier ein Jagdhaus des „Jägers aus Kurpfalz“.
Von 1927 bis 1934 errichtet: das Nibelungenheim. Im 16. Jahrhundert stand hier ein Jagdhaus des »Jägers aus Kurpfalz«.

Triftknecht-App zum Themenweg

Sowohl den lautmalerischen Slang der Triftknechte als auch die Historie der Wasserlogistik lehren ovale Hinweisschilder, die an allen markanten Punkten des Themenwegs aufgestellt sind. Alternativ lässt man einen historischen Experten zu Wort kommen: Fürs Handy gibt’s eine Trifterlebnispfad-App, die man vor der Wanderung herunterladen kann. Bei dieser Audiotour erzählt Triftknecht Johann König aus seinem Arbeitsalltag. Seine Liebste, die Magda, streut hier und da ein paar private Motive ein – so lässt sich die Wanderung mit einem Hörspiel kombinieren.

Felsmassiv mit Sitzgruppen, Quelle und Heldenrelief: Nibelungenfelsen.
Felsmassiv mit Sitzgruppen, Quelle und Heldenrelief: Nibelungenfelsen.

Vom virtuellen Herrn König erfährt man zum Beispiel auch, dass die heute so idyllisch anmutende Gandertsklause mit ihrem drei Meter hohen Damm 1830 gebaut wurde. Und dass das Sandsteinpflaster, das an der markanten Ludwigsklause unter dem Waldboden hervorlugt, bereits 1825 verlegt wurde.

Markige Helden: Heinrich Harwicks Nibelungenrelief (Detail) entstand 1928.
Markige Helden: Heinrich Harwicks Nibelungenrelief (Detail) entstand 1928.

Von den Klausen zu den Nibelungen

Insgesamt führt die mittlere Trifterlebnisrunde an fünf Woogen oder Klausen vorbei, auf der großen Tour sind es neun. Wasser ist fast immer präsent. Auf die Trockentalklause jedoch, die im Einlaufbereich in ein Stauwurzelbiotop voller Laichkraut mutiert, folgt eine kleine „Durststrecke“, die primär dem schweißtreibenden Aufstieg dient: hoch zum Nibelungenheim, erbaut zwischen 1927 und 1934 von einer Jugendgruppe aus Ludwigshafen, die an die lebensreformerische Tradition des „Wandervogels“ um 1900 anknüpfte. Zuvor stand an der Stelle ein Jagdhaus des Pfalzgrafen Johann Kasimir (1543-1592), der als „Jäger aus Kurpfalz“ Volksliedgeschichte schrieb.

Trift-Wissen: Ovale Schilder erklären die einzelnen Stationen. Alternativ kann man sich eine Audiotour aufs Handy laden.
Trift-Wissen: Ovale Schilder erklären die einzelnen Stationen. Alternativ kann man sich eine Audiotour aufs Handy laden.

Der Nibelungenjugend verdankt außerdem der auf die Gandertsklause folgende Nibelungenfelsen die namengebende Kunst: In den Fuß des pittoresken Felsmassivs meißelte der Bildhauer Heinrich Harwick 1928 im Auftrag des Vereins ein Flachrelief. Es zeigt, laut Inschrift, das „Nibelungennot“-Trio Hagen von Tronje, König Gunther und Giselher. Wobei man die zentrale Figur spontan wohl eher als Siegfried identifizieren würde. Wie dem auch sei, in seinem markigen Heroismus wirkt das Werk auf heutige Betrachter ästhetisch etwas suspekt. Ein nationalromantischer Fremdkörper in einer Waldlandschaft, in der die Holzwirtschaft des 19. Jahrhunderts nicht nur bleibende Spuren, sondern auch Biotope von ganz eigenem Reiz hinterließ.

 

Info

Trifterlebnispfad Legelbachtal – kleine Runde: 2 km, mittlere Runde: 8,4 km, große Runde: 11,5 km. Ausgangspunkt: Parkplatz Alte Schmelz bei Elmstein. Erforderlich: festes Schuhwerk und Rucksackverpflegung (auf dem Weg gibt es keine bewirtschaftete Hütte). Die Audiotour zum Trifterlebnispfad kann man kostenlos in den App-Stores herunterladen.

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- Orange = Unter 8 Kilometer
- Rot = Zwischen 8 und 15 Kilometern
- Schwarz = Über 15 Kilometer

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