Trippstadt Schlüpper drinnen trocknen: Was es mit den Ritualen der Raunächte auf sich hat

Heidrun Johner-Allmoslöchner hat zum Seminar eine große Auswahl an Räucherwerk mitgebracht.
Heidrun Johner-Allmoslöchner hat zum Seminar eine große Auswahl an Räucherwerk mitgebracht.

Es ranken sich viele Mythen um die Zeit zwischen den Jahren. Ein Seminar in Trippstadt klärt darüber auf, welche Bedeutung der Pfälzerwald und der „nordische Weihrauch“ dabei hat.

Einst wurden die Raunächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag als heilige Zeit mit einem besonderen Zauber betrachtet. Die Rituale sind teilweise Jahrhunderte alt. Nachdem sie so gut wie vergessen schienen, erlebt das Brauchtum rund um die Raunächte seit einigen Jahren eine Renaissance. Das gestiegene Interesse stellen auch die Mitarbeiter im Haus der Nachhaltigkeit in Trippstadt (Kreis Kaiserslautern) fest. Dort werden seit einigen Jahre Seminare zum Thema Raunächte und Räuchern angeboten.

Während des dreistündigen Seminars war auch Zeit für Fragen.
Während des dreistündigen Seminars war auch Zeit für Fragen.

Die beiden Kurse am 3. und 4. Januar seien sofort ausgebucht gewesen. In dem dreistündigen Seminar hat die Heilpflanzenfachfrau Heidrun Johner-Allmoslöchner die Teilnehmenden in die alten Rituale der Raunächte eingeführt. So habe es etwa die Regel gegeben, dass in der Zeit der Raunächte keine Wäsche aufgehängt werden sollte. Es galt die Vorstellung, dass sich darin sonst Krankheitsdämonen verfangen könnten.

Zwölf Nächte für die nächsten zwölf Monate

Des Weiteren wurde das Wetter beobachtet, welches einen Ausblick auf die Entwicklungen des neuen Jahres geben sollte. „Wenn wir uns daran orientieren, wird 2024 wohl ein stürmisches Jahr“, sagt Johner-Allmoslöchner mit Blick aus dem Fenster.

Als eine Art Prophezeiung dafür, wie das kommende Jahr für einen persönlich wird, galten die Träume in den zwölf Raunächten vom 25. Dezember bis zum 6. Januar. Jeder Traum wurde dabei als Ausblick für einen Monat des neuen Jahres gesehen. Diese Träume wurden in Tagebüchern festgehalten. Zudem wurde nicht gearbeitet, sondern viel Zeit mit der Familie verbracht.

Räuchern zum Vertreiben böser Geister

„Die Raunächte waren für unsere Vorfahren vor allem eine Zeit des Innehaltens, des Rückzugs ins Häusliche“, erklärt die Fachfrau. Und auch heute noch seien diese Tage zwischen den Jahren von einer besonderen Stimmung. „Natürlich wissen wir mittlerweile, dass nicht böse Dämonen für Krankheiten verantwortlich sind, sondern Viren und Bakterien. Aber diese Magie der Raunächte spüren wir immer noch“, sagt sie.

Eine große Rolle spielte in den Raunächten auch das Ausräuchern von Haus und Hof. Damit sollten böse Dämonen vertrieben und gute Geister angezogen werden. Dieses Ritual hat sich ebenfalls bis heute gehalten und war auch im Seminar ein großes Thema. Auf einem Tisch waren zahlreiche getrocknete Kräuter und Blüten, Hölzer und Harze ausgelegt. Einer jeden Zutat werden verschiedene Wirkungen nachgesagt. Wacholder ist beispielsweise laut Johner-Allmoslöchner besonders für seine reinigende Wirkung bekannt. Beifuß sei stimmungsaufhellend, Lavendel beruhigend.

„Nordischer Weihrauch“ aus dem Pfälzerwald

So gut wie alle diese Räucherwerke hat die Heilpflanzenfachfrau selbst im Pfälzerwald gesammelt und getrocknet. Demnach ist normalerweise auch ein Ausflug in den Wald Teil des Seminars. Dieses Mal war das aufgrund der Gefahr von herabstürzenden Ästen wegen des Sturmes nicht möglich. Die Leiterin erklärt dennoch, wie man den „nordischen Weihrauch“ sammelt. So wird das Harz von heimischen Nadelbäumen bezeichnet. Vor allem an Kiefern- und Fichtenbäumen, die Sturmschäden haben, sei das „Gold des Waldes“ zu finden. Wichtig ist Johner-Allmoslöchner, dass man nur so viel nimmt, wie man benötigt – und das auch nur, wenn sich das Harz leicht lösen lasse. Zudem muss es bereits trocken sein, damit es sich fürs Räuchern eignet.

Getrocknete Rosenblätter, Lavendel oder Lorbeer: Viele der Zutaten für Räuchermischungen sammelt die Heilpflanzenfachfrau selbst
Getrocknete Rosenblätter, Lavendel oder Lorbeer: Viele der Zutaten für Räuchermischungen sammelt die Heilpflanzenfachfrau selbst.

Im Pfälzerwald würden zudem viele weitere Pflanzen wachsen, die sich fürs Räuchern eignen. „Mir ist es wichtig, dass der Großteil meiner Räucherwerke aus der Region kommt, denn hier sind unsere Wurzeln“, sagt Johner-Allmoslöchner. Eine geführte Kräuterwanderung könne dabei helfen, passende Zutaten zu erkennen. Leicht zu finden sei beispielsweise Beifuß am Wegesrand.

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